I
ch überlegte mir, wie ich allen erklären konnte, dass Greg so labil war, dass er paranoid wurde. Dass er sicher nicht den Dolmetscher ins obere Geschoss gebracht hatte und dieser sonst wo war. Zeitgleich merkte ich meinen eigenen Anflug von Verfolgungswahn. Ich musste dringend das mit Poppy klären.
Auch musste ich uns aus der Scheiße holen und durfte keine weiteren Gräben aufreißen, von denen ich gezwungen war, sie mit Toten und Lügen zu stopfen. Und vor allem war deine Sicherheit maßgeblich. Kit, die Schlinge um meine Kehle schnürte sich zu. Bei jedem Handeln gegen meine Freunde wurde sie enger. Kaum bekam ich noch Luft. Nur die kleine Idee, die ich umgehend umsetzte, als ich das Handy aus der Tasche nahm, bedeutete einen weiteren Atemzug, den ich noch
machen konnte, bevor alles zu Ende ging. Der imaginäre Strick fest um den Hals geschlungen, welchen ich mir selbst umgelegt hatte, als mich mein Trieb gesteuert hatte, rief ich Yumi an, die sich hier im Haus befand.
»Hey, Yumi, du musst mir einen Gefallen tun«, begann ich, als sie abnahm.
»Einen weiteren? Wie viele sollen es noch werden, bis du auffliegst und auf Colts sadistischem Metzgertisch landest?«
»Ich hoffe, nicht mehr so viele«, blieb ich ehrlich und sah schon den kleinen Wagen mit seinem ›Werkzeug
‹ auf mich zukommen.
»Was soll ich diesmal für dich erledigen?«
»Du musst Sokolov eine Nachricht übermitteln.«
»Verschlüsselt?«
»Kannst du, ist aber uninteressant, da er ja weiß, wo sich seine Tochter befindet. Wichtig ist nur, dass er erkennt, dass sie aufgeflogen ist.«
»Was soll ich schreiben?«
»Nur, dass ich einen Deal will, und zwar im Austausch gegen seine Tochter.«
»Du willst einen Deal mit ihm machen?«
»Ja. Ich will Colt aus der Sache raushalten. Und wenn ich dafür Calvin ans Messer liefere. Hauptsache, Kit und den Kindern stößt nichts zu.«
»Und du kommst aus der Sache raus, dass du deine Freunde verarschst.«
»Sie wollen die Kleine eh loswerden, wenn sie erfahren, wer sie geschickt hat.«
»Na dann. Ich erledige das für dich, auch wenn ich nicht deine dämliche Sekretärin bin.«
»Nein, bist du nicht.« Kit, du weißt es nicht, aber sie ist eine kranke Psychopathin, die zu viel am PC hängt und Männer einsperrt.
»Gut. Viel Glück, Adam.«
Ich legte auf und war mir sicher, dass ich welches brauchen würde, wenn mein Plan aufgehen würde.
Den Rest des Tages über half ich Nadine am Laptop und gemeinsam planten wir eine neue Route und Möglichkeit, dass Top auszuliefern. Es war anstrengender als erwartet, alle Ressourcen zu nutzen, um unsere Vereinbarungen einzuhalten. Das einzige Komplizierte daran war nur, dass wir neu verhandeln mussten, da wir uns nicht an die Zeit hielten und zu spät auslieferten. Plötzlich wirkten ausgerechnet wir unzuverlässig, was uns das Geschäft ruinierte.
Auf einer Liste schrieb ich für Greg alle Namen und Details auf, damit er sich darum kümmern konnte. Die detaillierten Verhandlungen würde dann Greg führen, da er nichts ausdiskutierte, sondern beschloss. Somit lehnte ich mich mit einem besseren Gefühl und einem etwas gelockerten Strick am Hals zurück und wartete darauf, dass mein Freund eintraf.
Nur leider wurde es immer später und ich musste mich trotz der Anstrengung der vergangenen Stunden wachhalten. Nie brauchte ich viel Schlaf, nur diesmal zerrte es an mir. Meine Lider schlossen sich von selbst und kaum nahm die Schwerelosigkeit Besitz von meinen Gliedern, schrak ich wieder hoch, weil sich Poppys Bild vor meine Augen drängte. Sie überdehnte die Nerven, entriss mir die Kontrolle und erneut wurde mir bewusst, wie tief sich dieses Mädchen in mir festgesetzt hatte. Bald würde das ein Ende haben.
Die Dunkelheit vertrieb jegliches Licht aus dem Raum und ich stand auf, bevor ich wirklich noch einschlief und ich mich vor Poppy wiederfand, oder vielmehr in ihr. Es machte mich wahnsinnig, sie nicht einfach ficken zu können und sie dann wie jede andere Frau sich selbst zu überlassen. Es zerfickte mir den Verstand, dass mein Leben von ihrem Tod abhängig war. Und es trieb mich in den Abgrund, sie kichern zu hören. Stocksteif blieb ich im Raum stehen, als ich wirklich ein Lachen hörte, welches ihrer Stimme glich. Sie kicherte?
Ich schritt zur Tür und öffnete sie leise einen Spalt. Scheinbar war sie mit Greg zurückgekehrt. Doch nicht er stand ihr im Flur gegenüber und strich ihr die Haarsträhnen aus der Stirn, sondern Mila. Es war klar, dass Poppy so entspannt vor ihr stehenblieb, sich ohne Angst von ihr berühren ließ und …
Die Erinnerung daran, wie sie sich Mila hingegeben und gestöhnt hatte und mit schnellen Hüftbewegungen gekommen war, weckte meinen Schwanz. Als Mila den Raum betreten und ich so getan hatte, als würde ich schlafen, hatte ich nur wissen wollen, wie sie kommunizierten. Dann hatte ich es verstanden. Sie sprachen dieselbe Sprache – nein, ihre Körper, die sich austauschten, sprachen dieselbe Sprache. Und das war viel zu geil. Verfickt geil.
Dass Mila auf Poppy stand, bezweifelte ich, da die kleine Rothaarige, die im Vergleich zu ihr selbst um einiges kräftiger war, nicht Riley war und ich wusste, dass er sie fickte. Vielleicht täuschte ich mich gänzlich. Wahrscheinlich wollte Mila aber auch nur ihren Spaß haben. Mit einem Mann sowie mit einer Frau.
So zum Zerficken geil es auch war, die beiden zu beobachten, wie sie sich nun küssten, und so sehr es mich auch anmachte, ballte sich dennoch ein Funken Eifersucht in mir. Wann würde sich Poppy mir freiwillig hingeben? Was musste ich noch tun, um sie zu beeinflussen, wenn ihr Körper doch schon längst auf mich reagierte?
»Komm, wir müssen essen gehen.« Mila löste ihre Lippen von der Porzellanfrau und zog sie hinter sich her nach unten. Dorthin, wohin ich ihnen gleich folgen würde.