31
S chon auf dem Rückweg zur Villa hätte ich mir ins Gesicht schlagen können, was für ein Fickkopf ich war. Natürlich hatte Poppy nicht das Anwesen verlassen. Sie suchte nach etwas. Mit Sicherheit nahm sie gerade die ganze Villa auseinander und lachte sich ins Fäustchen darüber, dass ich ihr nicht mehr im Weg stand. Calvin hatte für uns nie eine Rolle gespielt und wurde lediglich zu einem annehmbaren Hindernis auf dem Weg zu unseren Zielen. Im Zweifelsfall auch ein kleiner Kollateralschaden. Aber du, Kit. Du spieltest im Ganzen eine große Rolle. Wenn es deinem Liebsten auch widerstrebte, mir lag durchaus etwas an deinem Wohl. Demnach gestand ich Calvin auch etwas davon zu. Widerwillig. Es war jedoch vorhanden.
Ich konzentrierte mich auf den Verkehr, wollte so schnell wie möglich die Villa erreichen, bevor Poppy fündig werden und wirklich verschwinden würde. Denn dann wäre auch mein Deal hinfällig. Und somit auch die Chance, mein Fehlhandeln geradezurücken. Gut, Kit, vielleicht lag mir mehr an meinem eigenen Wohl, als an dem von deinem alten Boss.
Ich parkte gerade auf dem Anwesen und stieg aus, als ich bemerkte, wie ein Streifenwagen vorfuhr. Kurz vor mir hielt er und ich sah den jungen Polizisten hinterm Steuer. Seine Visage hatte mir noch gefehlt. Doch dann fiel mein Blick auf das kleine Häufchen Elend auf dem Rücksitz und ich riss die Augen auf. Da saß Poppy. Verwundert beobachtete ich, wie der Cop ausstieg, die hintere Tür öffnete und grob die junge Frau am Arm aus dem Wagen zerrte. Im nächsten Moment schubste er sie auf mich zu und sie stürzte zu Boden.
»Die gehört doch zu euch.« Er ließ es nicht als Frage klingen und ich schritt auf sie zu, um ihr vom Boden aufzuhelfen. Was für ein verfickter Idiot. Wenn wir Frauen mies behandelten, war das Einerlei, aber ein Kerl mit einer Marke? Da explodierte in mir der Zorn und ich zog die Waffe, die ich auf ihn richtete.
»Nenn mir einen verfickten Grund, dich nicht sofort abzuknallen!«, brüllte ich und hielt noch immer Poppy am Arm, die neben mir erstarrte.
»Ich habe euch die Nutte gebracht.«
»Sieht sie für dich wie eine Nutte aus? Was bist du nur für ein Mann, der so mit Frauen umgeht?« Da hob er eiskalt die Augenbraue, als hätte er ein Recht dazu, nur weil wir Schweine waren.
»Das sagt …« Ich stoppte seine Worte, indem ich an ihm vorbeischoss. Er zuckte zusammen, wurde kreidebleich und streichelte damit meine Seele.
»Der nächste wird dich treffen, also verschwinde und komm nicht wieder.«
Er blieb jedoch stehen, rang um Fassung und meinte dann eher kleinlaut:
»Von mir aus gerne. Aber ich muss zu Calvin. Wir haben eine Leiche gefunden.«
»Wen interessiert’s«, brüllte ich, als gäbe es hier in Detroit keine Leichen. Allein du produziertest, wenn du durch dein Revier spaziertest, genügend.
»Er ist Russe.« Damit stoppte er meine Gedanken. Hatte ihr Vater Leute vorbeigeschickt? Natürlich. Aber wer hatte den einen auf dem Gewissen?
Ich steckte die Waffe zurück und nickte, dass er vorgehen sollte.
Geradewegs schritten wir durch die Villa und fanden Calvin schließlich im Wohnzimmer mit Malcolm. Noch immer hielt ich Poppy am Arm bei mir und drückte sie aufs Sofa, damit sie neben deinem Daddy sitzen konnte. Calvin sah uns bloß verwundert an. Mit einer eher ausladenden Handbewegung ermutigte ich den jungen Cop zum Reden.
»Wir haben eine russische Leiche gefunden.«
»Mh, ja. Das ist natürlich eine Tragödie.« Calvin schien es keineswegs zu beunruhigen, wo er doch wusste, wer Poppy war. Oder spielte er dies dem Polizisten nur vor? Oder war er gar derjenige gewesen, der ihn hatte töten lassen? Das Ganze wurde immer interessanter und der Polizist griff in seine Hosentasche. Schließlich angelte er ein Stück Papier heraus, klappte es auf und ich erkannte, dass es ein Foto sein sollte, nur eben nicht, was darauf zu sehen war, als er es Calvin hinhielt. Dieser nahm es und betrachtete es mit verwundertem Blick, um es dann Malcolm weiterzureichen.
»Heiliger …«, stieß dieser hervor und schüttelte den Kopf. »Aber ich habe ihn schon mal gesehen.«
»Wirklich?«, meinte Calvin und es klang triefend sarkastisch, als er mit dem Kopf schüttelte. »Dann reich es doch unserem Gast weiter.« Malcolm hielt es mir hin und schon auf dem ersten Blick erkannte ich einen Mann, der am Hals aufgehängt von einer Brücke baumelte. Als ich das Bild in den Händen hielt, wanderte mein Blick auf das große Pappschild, welches mit einer Schnur um seine Schultern befestigt war.
›Ich wurde ermordet. Wenn Calvin nichts weiß, überprüft die Kugel in meinem Kopf. Gruß, Alexander‹
Na, da hatte aber jemand Humor. Ich musste sogar mit aller Gewalt ein Schmunzeln zurückdrängen. Bis mir klar wurde, wer da von der Brüstung hing. Der verfickte Dolmetscher.
Einer dieser Söldner hatte mir ans Bein gepinkelt und dafür würde er bluten. Jetzt jedoch musste ich meinen Kopf aus der Schlinge ziehen.
»Also?«, begann der Cop. »Ihr werdet mir sicher weiterhelfen, oder?«
»Wie kann ich dir weiterhelfen, Eddy?«, fragte Calvin. »Du hast es doch gelesen. Wenn ich nichts weiß, überprüf die Kugel in seinem Kopf.«
Eiskalt sprach Calvin diese Worte und zeigte damit, was für einen unterkühlten, bitteren Humor er besaß.
»Die ist im Labor, aber wir brauchen natürlich einen Vergleich.«
Calvin nickte. Mehrfach. Strich sich sogar übers Kinn.
»Natürlich helfe ich, um das schnell aufzuklären. An wen hattest du gedacht?«
»Alle. Bei Kit angefangen!« Oh, er verdächtigte dich, was gut für mich war. Nur das ›alle‹ störte mich etwas.
»Ich rede mit Kit. Aber vor Weihnachten ist das sehr unpassend.«
»ES IST MORD!«, brüllte der Cop plötzlich.
»Das wissen wir, aber fang doch mit allen anderen an. Du brauchst entweder die Pistolen von uns, die dir keiner freiwillig geben würde, oder zumindest eine Patrone, die damit abgefeuert wurde, um sie ins Labor zu schicken. Eddy, hier arbeiten viele. Bis nach Weihnachten wirst du brauchen.«
»Ich kann mir aber die Arbeit ersparen, wenn ich bei Kit anfange.« Da lachte Calvin auf.
»Kit ist momentan nicht fähig, eine Pistole in den Händen zu halten, geschweige denn abzudrücken. Sie kann nicht einmal selbstständig ohne Hilfsmittel aufrechtstehen, wie soll sie den Rückstoß auffangen?«
Seine Lippen öffneten sich, als wäre ihm erst jetzt bewusst geworden, dass du längst nicht mehr die Alte warst, und formten sich zu einem seichten ›O‹. Kein Laut verließ sie. Dass er dich nicht mehr verdächtigte, war gut für dich. Für mich jedoch nicht. Da ich D somit einiges erklären müssen würde. Vor einer Verhaftung fürchtete ich mich nicht. In Anbetracht dieser Kriminellen-Konstellation beunruhigte mich Calvins Zustimmung, der Polizei bei der Ermittlung zu helfen. Schließlich hätte auch einer seiner Leute den Dolmetscher umbringen können. Was mich wiederum zu der Annahme führte, dass dieser Ficker eindeutig Bescheid wusste und mich gnadenlos ans Messer lieferte.
»Ich werde Verstärkung anfordern.«
»Wozu, Eddy? Wir kommen dir alle entgegen. Wir sind nicht solche Verbrecher, wie du uns darstellst. Ich bin ein Geschäftsmann.«
»Kit hat mir in die Hand geschossen! Sie ist eine Psychopathin!« Da musste ich mir glatt das Lachen verkneifen. Dabei konnte er doch froh sein, dass er noch lebte.
»Ach, Kitty hat nur ein kleines Problem mit der Impulskontrolle.«
»Ja. Sie besitzt nämlich keine«, mischte sich Malcolm augenrollend ein und ich glaubte, er hatte dir das mit dem Verdrehen der Augen erst beigebracht.
»Setz dich, Eddy.« Calvin stand auf, bat ihn darum, aber er lehnte es kopfschüttelnd ab. »Ich rufe die Männer zusammen. Aber wenn du mit deinen Kollegen gesprochen hättest, wüsstest du, dass alle unsere Waffen registriert sind und daher auch schon vorab im Labor abgeglichen werden können. Vielleicht setzt du dich mal mit der Forensik auseinander.« Calvin musste es wissen. Viel zu locker ging er mit dieser Lage um. Half ihm sogar wirklich.
»Ich komme wieder.« Der Cop schnaubte und schritt mit zügigen Schritten an uns vorbei.
»Davon gehe ich aus«, meinte Calvin gelassen und setzte sich wieder hin. »Und wer war es?«, fragte er nun Malcolm.
»Ist das nicht der Dolmetscher?« Er sah zu Poppy, die einfach nur dasaß und auf ihre Finger starrte.
»Ja.«
Dann schaute Calvin mich an. »Da will wohl jemand vermeiden, dass Pascha ausplaudert.« Erwischt.
»Also … meine Frage, Adam, was habt ihr mit ihrer Anwesenheit zu tun?«
»Nichts.«
Er hob eine Braue und glaubte mir sichtlich nicht.
»Nun gut.« Er streifte sich den Anzug glatt und beobachtete mich neugierig aus seinen dunkelbraunen Augen. »Dann können wir ja froh sein, dass sie hier in Sicherheit ist. Aber es ist nicht auszuschließen, dass sich jemand Zugang zur Villa verschafft, um sie zum Schweigen zu bringen. Deswegen sollten wir Sicherheitsvorkehrungen treffen.« Vielleicht ahnte Calvin doch nicht, dass ich der Mörder war. Oder er nutzte es zu seinem Vorteil. So genau wusste ich es noch nicht. Das würde ich herausfinden müssen.
Zudem musste ich diesen Cop loswerden.
Trotzdem war ich noch neugierig.
»C? Eure Waffen sind registriert?« Calvin lachte auf.
»Nein, Adam. Nur die, die wir gebrauchen, damit man weiß, dass wir es waren.«
Was für mich keinen Sinn ergab. Denn jeder Mord war strafbar. Doch darauf konnte ich nicht genauer eingehen, da er den Raum gefolgt von Malcolm verließ. Und ich stand da mit einer neuen Schlucht, die sich auftat.
Mein Blick wanderte zu Poppy, die noch immer dasaß und keinen Mucks von sich gab. Die kurze Stille reichte mir, um den Nebel in meinem Kopf zu lichten. Ich musste Oliver kontaktieren, was ich auch umgehend tat.
Naiv, wie er scheinbar war, ging er nach dem ersten Klingeln ran.
»Ja, Boss?«
»Was hat du getan?«
»Gerade? Mir einen Kaffee gemacht.« Er stutzte und ich fühlte mich gleich verarscht.
»Nein, was du mit der Leiche aus dem Kofferraum gemacht hast?«
Eine unangenehme Stille bestätigte, dass ich ihn erwischt hatte.
»Adam? Was für eine Leiche? Welcher Kofferraum?«
»Meiner! Ach, verfickt! Komm sofort zur Villa!« Mir fehlte die Geduld, das am Telefon zu besprechen. Dafür würde er büßen müssen. Zwar war ich kein D, der sadistisch veranlagt war, und sicher auch kein Greg, der drauflosprügelte, aber ich ließ mich nicht an der Nase herumführen.
»Gib mir zwanzig Minuten.«
Ich legte auf und schnaubte. In der kurzen Zeit würde ich Poppy beschäftigen müssen. Einsperren konnte ich sie nicht, dann würde sie bloß abermals die Flucht ergreifen. Sie war tatsächlich getürmt. Zu gerne wollte ich sie fragen, wohin sie hatte gehen wollen und was sie genau gesucht hatte. So nervös und verschreckt, wie sie aber dasaß, war sie bestimmt fündig geworden.
Mir wuchs das Ganze wirklich über den Kopf und mir wurde bewusst, wie schwierig es war, ohne meine Freunde an meiner Seite zu agieren. In erster Linie musste ich Oliver ausquetschen, wieso er den Leichnam nicht wie sonst losgeworden war und wieso er mich derart in die Scheiße ritt. Dabei musste ich den Deal mit Poppy vorbereiten und dann kam mir auch noch Ds Plan in die Quere. Kit, wie sollte ich das allein bewerkstelligen?
Niemanden konnte ich hinzuziehen. Mit dem Blick weiterhin auf Poppy gerichtet ging ich im Kopf alles durch. Sie musste stets an meiner Seite bleiben. Keine Sekunde durfte ich sie aus den Augen lassen.
Nickend bestätigte ich mich selbst.
»Poppy.« Und als hätte sie sich mit dem Namen abgefunden, schaute sie auf, direkt in meine Augen, und ich erkannte erneut, wie wunderschön sie war. Dieses Porzellanmädchen mit den Mohnblütenblättern zerrte mir mit den grünen Augen am Verstand. Allerdings drängte ich jede Vorstellung, die um sie ging, zurück, hielt ihr meine Hand entgegen und atmete erleichtert auf, als sie diese nahm und aufstand.
»Ich wünschte mir wirklich, du könntest mich verstehen«, begann ich eher etwas neben mir stehend, während ich mit ihr den Raum verließ. Genauso gut könnte ich mit einer Wand reden oder zumindest schweigen. Nur mussten die Worte eben raus. »Ich habe die Kacke am Dampfen und hoffe jetzt darauf, dass du so ruhig wie gerade bleibst. Ich will dich nicht verletzen. Nicht jetzt. Und es wäre für uns beide besser, wenn ich mich jetzt auf dich verlassen könnte. Nur verstehst du mich nicht. Du weißt nicht, dass ich dich umgehend töten muss, wenn du mir auch noch in die Quere kommst.« Mit einer Hand strich ich mein Haar nach hinten und wurde sogar leicht nervös. Sie sollte nicht dabei sein, sobald ich Oliver befragte. Aber etwas anderes blieb mir nicht übrig.
Anstatt sie sich in ihrem Zimmer selbst zu überlassen, schob ich sie in den Raum, wo ich schlief, wenn ich das nicht gerade bei ihr tat. Aufmerksam setzte sie ich aufs Bett und ich blieb vor ihr stehen. Den Blick konnte ich nur schwer von ihr ablassen und nur, um Oliver eine Nachricht zu senden, dass er nach hier oben kommen sollte, wo wir ungestört waren und wo ich bereits einen erschossen hatte. Dieses Ende nahte auch ihm. Jeder andere Ort wäre mir lieber gewesen, nur konnte ich mit dem hübschen Ballast an meinen Beinen schlecht woanders die Befragung durchführen. Vorerst interessierte mich auch nur, weshalb er das tat. Was für einen Hintergrund sein Handeln hatte. Und es dauerte auch wirklich nicht länger als nötig, als er an der Tür klopfte und kurz darauf verwundert eintrat.
Eine Frau an seiner Seite bewies, dass er nicht allein hier hoch gefunden hatte. Oder es nicht gedurft hatte, da er ein Fremder war. Ich nickte der Hure zu, die sich aus dem Staub machte, als wüsste sie, was Oliver erwartete.
»Hallo, Adam. Was ist denn los?«
An der Wand stand ein Stuhl, den ich nahm und direkt vor der offenen Badezimmertür positionierte.
»Setz dich.« Ich zeigte darauf. Er nahm Platz und ich fixierte ihn genau, legte mir die Worte zurecht und kam nicht umher, mich zu fragen, was wirklich passiert war. Denn er gehörte zu unseren besten Männern. Kaum ersetzbar, da er vertrauenswürdig, diszipliniert und in unserer derzeitigen Situation unentbehrlich war. Wieso kam er also auf die Idee, mich so zu hintergehen und mir geradewegs ein Messer in die Rippen zu donnern?
»Warum, Oliver?«
»Warum was?«
Ich schüttelte den Kopf und ahnte bereits, dass er es abstritt. Dabei hatte ich nur ihn beauftragt. Niemand sonst wusste davon.
»Wieso hast du die Leiche für jeden zugänglich inklusive einer Botschaft gezeigt? Du hast Humor. Ich wusste wirklich nicht, dass du welchen besitzt. Aber ausgerechnet mich zu verarschen, war eine schlechte Idee.«
»Ich weiß gar nicht, wovon du redest. Welche Leiche meinst du?«
»Oliver, lass die Scharade. Ich habe nur dir eine Nachricht gesendet. Niemandem sonst.«
Er runzelte die Stirn, als wüsste er nicht, wovon ich sprach. War das noch zu fassen?
»Was für eine Nachricht?« Nun sah er mich an, als wäre ich völlig wahnsinnig. Lächelnd zog ich mein Handy aus der Tasche, öffnete unseren Chat und zeigte ihm, was ich geschrieben hatte.
»Die ist nie bei mir angekommen. Die lese ich zum ersten Mal.«
»Ach ja? Zeig es mir.«
Eher misstrauisch griff er in seine Tasche und ich zog die Waffe, bevor er auf andere Ideen kommen konnte. Doch er hielt mir sein Handy hin.
»Code ist ›1,2,1,3‹.« Ich nahm es entgegen, tippte die viel zu einfache Kombination ein und öffnete den Chat. Wie erwartet sah ich sie gleich über meiner letzten Nachricht und hielt es ihm ins Gesicht.
»Scheiße, da ist wirklich eine Nachricht.«
»Wunder gibt’s immer wieder«, meinte ich eher sarkastisch und er schaute panisch auf.
»Adam, ohne Scheiß. Ich habe es nicht gesehen!«
»Sag mir, warum.«
»Was soll das alles? Ich habe die Leiche nicht abgeholt!«
»Und wer hat sie dann bitte mit einem Verweis auf C an der nächsten Brücke aufgehängt?«
»Scheiße«, hauchte er nur.
»Was du nicht sagst!«
»Wirklich, das ist keine Lüge. Ich war das nicht. Lass es von Yumi überprüfen. Ich war nie in der Nähe deines Autos!«
»Du hättest dein Handy auch irgendwo liegenlassen können, also spiel nicht den Unschuldigen und glaub auch nicht, dass ich mich verarschen lasse.«
»Nein, Adam …« Ich drückte ab und stoppte damit seine Worte. Poppy kreischte hinter mir los, während sich erneut das Blut im Badezimmer und auf meiner Wenigkeit verteilte.
»Ssssht, Poppy.« Mit dem Finger auf den Lippen drehte ich mich zu ihr um, doch sie wimmerte erschrocken weiter. So eine verfickte Scheiße. Ich ließ die Knarre fallen und schritt auf sie zu. Sie rannte regelrecht vor mir weg. Furcht bahnte sich durch ihre Glieder und ich ergriff sie, als sie gerade die Tür erreichte. Fest hielt ich sie in den Armen, verteilte nun auch das Blut auf ihr, doch ich ließ sie nicht los.
»Psst«, hauchte ich ihr sanft ins Ohr, während sie wild um sich schlug. Natürlich beruhigte sie sich nicht und ich hatte große Mühe, sie an mich zu halten. Schließlich warf ich sie aufs Bett, klemmte sie mit meinem Gewicht auf die Matratze und hielt ihre Handgelenke fest, die nach mir schlugen.
»Poppy, bitte. Beruhige dich.« Natürlich reagierte sie kaum. Nur ihr Kampfgeist wurde weniger, als sie merkte, wie aussichtslos die Situation für sie war. Ihr Atem ging hektisch und ihr Brustkorb hob sich dementsprechend viel zu schnell.
»Bitte«, hauchte ich sanft, legte die Stirn auf ihre und versuchte, allein mit meiner Sanftheit ihre Stimmung zu steuern. Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit, bis sich meine Ruhe auf sie übertrug und sie endlich komplett nachgab.