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I hre lila Haarsträhnen waren deutlich zu erkennen, als sie sich vom Grundstück schleichen wollte. An den Söldnern huschte sie unbemerkt vorbei und ich rappelte mich auf. Ich brauchte sie jetzt. Benötigte ihren warmen Halt.
Ich lief zu ihr hin, doch sie merkte nicht, dass ich ihr hinterherhastete. Auf Milas Schleichwegen folgte ich ihr und als sie durch die Böschung verschwand, runzelte ich die Stirn, weil ich nicht wusste, was sie vorhatte. Dennoch ging ich ihr auch durchs Gestrüpp nach. Ich rannte los, als sie schneller wurde, wir die Straßenseite wechselten und sie in einer Nebenstraße verschwand. Ich wollte rufen, doch ich konnte nicht. Mein Klang war weg, ich fühlte mich verloren und hörte noch immer Kits schmerzerfüllte Stimme.
Sie ging immer schneller und die dunklen Gassen, in denen sie verschwand, machten mir Angst. Die Nacht war längst eingebrochen. Von weitem sah ich sie stoppen, lief schneller auf sie zu und blieb abrupt stehen, als ich erkannte, dass sie nicht allein war. Sie traf sich mit einem Mann. Mitten in der Nacht. Mitten bei dem, was in der Villa abging, und bei dem, was gerade passiert war. Sie wusste wahrscheinlich nicht, was ihre Schwester gerade durchmachte. Anstatt jedoch zu ihr hinzugehen, hielt ich mich zurück. Beobachtete dann, wie sie den fremden blonden Kerl umarmte, und ich entschied mich, dem auf den Grund zu gehen. Obwohl er in einem Anzug gekleidet war und einen gepflegten Eindruck machte, wirkte dieser Mann zwielichtig auf mich. Viel zu vertraut gingen sie miteinander um und das gefiel mir auf mehreren Ebenen nicht. Ich schlich mich an sie heran, bis ich ihre Stimmen hörte, und ignorierte den Regen, der sich bei der Kälte gemein auf meine Haut legte und meine Kleidung durchnässte, da ich auch keine Jacke trug.
Erstarrt traute ich meinen Augen kaum, sah, wie sie ihm die Hand an die Wange legte und diese Worte aussprach. Sätze, die mir noch kälter unter die Haut fuhren und mir zeigten, dass die Welt voller Monster war.
Nicht Adam plante Morde. Nicht Colt war ein Sadist. Nicht Greg war angsteinflößend und auch Riley war nicht gnadenlos.
Es war Mila.
Und ich konnte es nicht glauben. Wollte es nicht wahrhaben und doch sagte sie all die Dinge, war stolz, dass ihr Plan aufging, und ich merkte, welche Rolle ich darin spielte. Viel mehr Blut würde vergießen, wenn sie das durchzog, und gleichzeitig waren es keine Heiligen, die es treffen würde. Nichtsdestotrotz durfte es nicht passieren. Was war mit ihrer Schwester, die noch in der Villa war? Oder sollte es nicht heute geschehen?
Warum das ganze Spiel?
Wofür?
Und warum benutzte sie auch mich dafür?
Und da – genau da – stand ich am Anfang meiner ganz persönlichen Hölle …