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Es stellte sich rasch heraus, dass tatsächlich die LIGA FÜR RECHT UND ORDNUNG die Verbindung zwischen allen vier Morden darstellte.

Milo und ich suchten die ehemalige Sekretärin des Buchprüfers Dan Brooks auf, der Anfang des Jahres ermordet worden war. Sie hieß Loreley Harris und arbeitete jetzt für ein Steuerbüro in Queens.

Sie war eine attraktive Endzwanzigerin und machte einen patenten Eindruck.

„Ich weiß nicht, in wie fern die Dinge, über die Sie mich hier befragen, der Verschwiegenheit unterliegen“, sagte sie.

„Es geht um mehrfachen Mord“, erklärte ich ihr, während wir uns in einem Coffee Shop in ihrer Mittagspause trafen. „Da zählt keine Verschwiegenheit mehr – so wichtig die ansonsten in ihrem Job auch sein mag. Wir suchen eine Verbindung zwischen vier Mordopfern. Ihr ehemaliger Arbeitgeber ist eines davon.“

Ich zählte ihr die anderen auf.

Es stellte sich heraus, dass sie sowohl James Longoria als  auch Ray Dennison persönlich kannte, da Brooks für sie gearbeitet hatte. Alan E. Eisner, den Anwalt für Wirtschaftsrecht, war ihr mal auf einem Empfang für die LIGA FÜR RECHT UND ORDNUNG vorgestellt worden. Aber einen professionellen Kontakt zwischen Brooks und Eisner hatte es offenbar nicht gegeben.

„Mister Brooks hat sich sehr für die LIGA eingesetzt“, stellte ich fest.

„Ja. Mister Buchanan kam des Öfteren in unser Büro, um mit Mister Brooks über die Aktivitäten dieser Stiftung zu sprechen. Aber zuletzt hat sich das Verhältnis etwas getrübt.“

„Wieso?“, hakte ich nach.

„Eines Tages kam Staatsanwalt Longoria in unser Büro. Er hatte den Verdacht, dass vom Stiftungsvermögen Gelder abgezweigt würden und bat Mister Brooks eine komplette Buchprüfung durchzuführen – und zwar während einer Geschäftsreise von Mister Miles Buchanan, der im Stiftungsrat den Posten eines stellvertretenden Vorsitzenden innehatte.“

„Hatte Longoria den Verdacht, dass Buchanan hinter der Veruntreuung steckte?“, hakte ich nach.

Loreley Harris nickte. „Ja. Allerdings ergab die Überprüfung durch unser Büro ein unklares Bild. Mister Longoria meinte, dass es insgesamt noch zu wenig sei, um darauf irgendein gerichtliches Vorgehen gründen zu können. So entschied man sich, erstmal weiteres Beweismaterial zu sammeln.“

„Hat man es gefunden?“, fragte ich.

Loreley Harris nickte. „Allerdings! Es kam natürlich zum Krach, als sich herausstellte, dass Buchanan tatsächlich die treibende Kraft hinter den Veruntreuungen war. Er hatte Gelder der Stiftung über ein paar Umwege in irgendwelche maroden Immobilienprojekte gesteckt und jetzt war das Geld weg.“

„Warum hat Longoria Buchanan nicht angezeigt?“, fragte ich.

„Eine gute Frage!“, fand Loreley Harris.

„Ich verstehe das nicht!“, bekannte Milo. „James Longoria war Staatsanwalt, der hätte doch wissen müssen was zu tun ist, um so einen Betrüger hinter Gitter zu bringen!“

„Ja – aber die Stiftung wäre dann am Ende gewesen“, erläuterte uns Brooks’ ehemalige Sekretärin und fuhr anschließend in gedämpftem Tonfall fort: „Longoria hatte sehr viel Idealismus in ihren Aufbau gesteckt. Dieser Mann ist für mich sowieso ein Heiliger. Ich weiß nicht, ob der jemals geschlafen hat... Ich meine, wenn man sich mal ansieht, was der alles so auf die Beine gestellt hat! Das hätten andere nicht auf die Reihe bekommen, wenn sie zwei Leben zur Verfügung hätten!“

„Jedenfalls ist er in diesem Fall wohl vom rechten Weg abgekommen“, fasste ich den Bericht von Loreley Harris zusammen. „Und das war sein Verhängnis.“

Die Sekretärin nickte. „Sie haben vollkommen Recht. Dadurch, dass Longoria und die anderen Buchanan die Chance gaben, seine Schulden zurückzuzahlen, anstatt ihn anzuzeigen, waren sie erpressbar. Und für Longoria galt das ganz besonders. Wie hätten denn seine Chancen ausgesehen, Staatsanwalt zu bleiben, wenn herausgekommen wäre, was für Mauscheleien da mit der LIGA FÜR RECHT UND ORDNUNG gelaufen sind?“

„Seine Karriere wäre zu Ende gewesen“, sagte ich und Loreley Harris stimmte mir da voll und ganz zu.

„Genau! Buchanan hat die Zahlungstermine immer wieder verzögert, da er das Geld erstens nicht hatte und es zweitens auch niemals in eine gemeinnützige Stiftung gesteckt hätte.“

„Vielleicht hatte Buchanan ja noch irgendetwas auf der hohen Kante, womit man einen Lohnkiller bezahlen konnte!“, glaubte Milo.

Loreley Harris verzog verächtlich das Gesicht. „Ich glaube fast, dass er versuchen würde, sich selbst bei solchen Dienstleistungen um die Zahlung zu drücken!“, war sie überzeugt. Dann stoppte sie und sah mich an. „Was meinen Sie, bin ich auch in Gefahr? Schließlich weiß ich über all diese Vorgänge Bescheid...“

„Sie sind wahrscheinlich in einem Prozess gegen Miles Buchanan eine sehr wichtige Zeugin“, nickte ich. „Auszuschließen ist es also nicht, dass Buchanan auch gegen Sie vorgeht. Wir werden dafür sorgen, dass Sie Polizeischutz bekommen.“

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