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Die „Cruise Missiles“ flogen in das Zielgebiet Kwajalein ein.

Im Jahr 1975 waren die ferngesteuerten Robot-Bomben nicht nur vom US-Verteidigungsministerium, sondern auch von Zeitungen wie der „New York Times“ als „eine völlig neue Dimension der strategischen Kriegsführung“ gepriesen worden, gleichsam als viertes Glied in der Kette strategischer Vernichtungswaffen neben Atom-U-Booten, Langstreckenbombern und verbunkerten Interkontinentalraketen.

Die „Cruises“,. von denen die ersten 1976 probegeflogen waren, konnten sowohl von Unterseebooten als auch von Bombern oder gepanzerten Fahrzeugen aus gestartet werden. „Tödlich genau“ sollte ihre Treffsicherheit sein, doch diese Prognose hatte sich leider nicht erfüllt, obgleich jede Rakete mit einem bordeigenen Mini-Computer ausgestattet war, dem optische und elektronische Sensoren auf der ganzen Flugstrecke die Beschaffenheit des überflogenen Terrains und damit eventuelle Kursabweichungen übermittelten. Nur zwei Drittel aller Projektile trafen ins Ziel.

Die mit Stummelflügeln wie bei der legendären Vl und einem Y-förmigen Heckleitwerk versehenen „Missiles“ waren fast schallschnell und konnten noch in Baumwipfelhöhe manövrieren. In naher Zukunft sollten die amerikanischen atomgetriebenen Jagd-U-Boote mit den „Cruises“ ausgerüstet werden, falls es gelang, die „Kinderkrankheiten“ der Rakete zu beseitigen.

Technisch war die Umrüstung der „Killerboote“ dabei keineswegs ein Problem. Rumpf und Düse der „Cruise Missile“ waren so dimensioniert, dass sie auch durch ein Torpedorohr abgefeuert werden konnte - das Düsentriebwerk fing erst über der Wasseroberfläche an zu arbeiten, und auch die Flügel und das Leitwerk entfalteten sich erst in der Luft.

Sechs „Cruises“ huschten mit mehr als fünfhundert Meilen Geschwindigkeit pro Stunde auf das Atoll zu. Vier Raketen pendelten mit größter Präzision auf die Lagune ein und schickten sich an, über die nördliche Nachbarinsel von „Silver City“ hinwegzufegen. Zwei Raketen hatten sich bereits abgesondert und nahmen einen etwas weiter nach Süden versetzten Kurs, der am Südzipfel „Silver Citys“ vorbeiführte.

Die Nachricht der Radarstation der „Kwajalein Missile Range“ erreichte Colonel Mason Williams per Telefon in seinem Unterstand. Er erwiderte nur ein paar Worte, hängte dann wieder ein und wandte sich an den Commissioner.

„Wir wissen es bereits. Es sind wieder zwei 'Irrläufer' dabei. Sie werden ...“

„Colonel“, sagte einer der anderen Offiziere. „Sie werden noch einmal am Telefon verlangt.“

Ziemlich ungehalten griff Williams nach dem Hörer, der ihm erneut entgegengehalten wurde. Er lauschte, presste plötzlich die Lippen zusammen - und erbleichte. Dann knallte er den Hörer des Apparates auf die Gabel, dass man Angst haben musste, das Telefon würde zerspringen.

„Verdammt“, rief er. „Ein Schiff nähert sich von Westen her der Sperrzone. Es scheint ein Riesenkahn zu sein, und ... Allmächtiger, ich wage gar nicht, mir auszumalen, was da passieren kann!“

„Lassen Sie sofort eine Mayday-Meldung an die Besatzung des Schiffes los“, sagte der Commissioner.

„Das hat unsere Funkstation bereits getan“, erwiderte der Colonel erregt. „Aber, verflucht noch mal, sie erwischt einfach nicht die Frequenz dieses hirnverbrannten Narren. Meine Leute nehmen an, dass der gottverdammte Kahn, der noch nicht identifiziert werden konnte, vor etwa einer Dreiviertelstunde die normale Schifffahrtsroute verlassen hat, und jetzt rauscht er mit mehr als zwanzig Knoten Fahrt mitten in das Sperrgebiet hinein. Der Henker mag wissen, was die Ursache für den Kurswechsel war - aber eines ist gewiss: Das geht, wenn nicht ein Wunder geschieht, ins Auge!“

„Ich muss sofort mit meinen Männern sprechen“, sagte der Commissioner.

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