image
image
image

19

image

image

Im Grunde war der Vorgang recht simpel: Ein paar Augen wurden zusammengeschäkelt, ein paar Trossen gefiert, das Netz sank auf den Grund. Der Trawler stampfte voran und zog alles an den zwei langen Kurrleinen hinter sich her. Die schweren eisernen Rollen, die das Netz am Grund halten sollten, wurden über die Schleppe am Heck des Dampfers gehievt. Dsou Taofen hatte seinen Männern nie groß auseinanderzusetzen brauchen, wie man es anstellen musste, um das Netz so eines Trawlers fachmännisch ausrauschen zu lassen - es befanden sich unter den fünfzehn „Soldaten“ seines Trupps, die auf der „Lotung“ geblieben waren, allein sechs junge Männer, die jahrelang bei Taiwans Fischereiflotte gefahren waren.

Gefährlich konnte die Angelegenheit trotzdem werden, denn wenn beispielsweise die schweren Eisenrollen einmal unversehens über das glatte Eisendeck rutschten, war ein Bein schnell abgequetscht ...

Die Chinesen auf dem Achterdeck der „Lotung“ arbeiteten wie die Besessenen und achteten darauf, dass sie ihre Beine und sonstigen Gliedmaßen behielten. Sie schufteten im Schweiß ihres Angesichts, während Philip Hou oben auf der Kommandobrücke stand und das Ruder selbst übernommen hatte - während vier Männer in kompletten Tauchermonturen mit Neopren-Anzügen, Masken, Kopfhauben, Rettungswesten, Lungenautomaten, Mischluftgeräten, Dekometern, Tiefenmessern, Bleigürteln, U-Leuchten und großen schwarzen Flossen den Steuerbordniedergang zum Achterdeck hinunterstiegen und auf halbem Weg vor dem A-Mast und der Traverse haltmachten.

Sie wandten sich der See zu, und als Hou ihnen von der Brücke aus ein Zeichen gab und etwas Fahrt wegnahm, ließen sie sich vornüberkippen und tauchten in die Fluten.

Dsous Spezialeinheit - das Tauchen hatten sie während des Wehrdienstes bei der chinesischen Marine gelernt; die Froschmann-Ausrüstungen hatten sie aus einem Schapp im unteren Deck des Trawlers, von dorther, wo auch die hochkomplizierten Ortungsanlagen installiert waren. Die „Lotung“ war eben ein Schiff mit allen Schikanen ...

Durch winzige elektronische Armaturen, die an ihren Bleigürteln befestigt waren, standen die vier Taucher mit Philip Hou ständig in Verbindung, denn sie konnten durch einfachen Knopfdruck Signale morsen, die er in seinem Kommandostand empfing. So funktionierte die Zusammenarbeit perfekt. Die Taucher hatten die Aufgabe, den Trawler so zu dirigieren, dass die mittlerweile auf dem Meeresgrund ruhenden „Cruise Missiles“ in die Öffnung seines schweren, spezialgefertigten Netzes rutschen mussten.

Geduldig wartete Philip Hou ab, bis die Froschmänner tief genug abgestiegen waren, um die Raketen entdecken zu können. Er hatte den Trawler im Moment ihres Sprunges in einer 45°Schleife nach Steuerbord herumgezogen, sodass die vier Männer nicht durch die Schiffsschrauben gefährdet werden konnten. Jetzt ging er wieder auf geraden Kurs, nahm noch etwas Fahrt aus dem Schiff; blickte zur „Ancona“, die er nun durch die rechten Fenster an Steuerbord des Fischdampfers liegen sehen konnte.

Die ersehnten Signale ertönten aus einem der Bordlautsprecher. Hou lächelte, entschlüsselte den Code in Gedanken und richtete den Kurs entsprechend ein.

Die Dinge standen besser, als er sich auszumalen gehofft hatte.

image

image

image