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Er stellte sich in den toten Winkel des Haupteingangs zu diesem Separee, denn es gab noch eine zweite Tür. Das Holz schwang auf und ein neugierig sich umblickender, frisch eingekleideter Blonder tat den ersten Schritt.

Das Holz schwang per Fußtritt wieder zu, und schon hatte Bount Reiniger Denver jun. hart am Kragen gepackt. Und weil sein Zorn über das verpatzte Rendezvous immer noch nicht ganz verraucht war, setzte er dem Jüngling die freie Faust gezielt auf die Nase.

Aus Denvers Augen rannen wahre Sturzbäche.

»Warden?«, brabbelte er zerquetscht. »Rust? Aber ...«

Reiniger drückte den Burschen an die Wand. Und weil es so schön gewesen war, transplantierte er seinen nächsten Hieb direkt in die Magengrube. Der Rothaarfetischist knickte in der Hüfte ein und rutschte mit einem gequälten Stöhnen auf die Knie. Sein Würgen dauerte Reiniger schließlich, und er ließ von seinem Attentäter ab. Mit gegrätschten Beinen und schwer atmend stand er über ihm.

»Na, du Lump? Hab ich dir etwa die Sprache verschlagen? Warum wünscht du mir nicht einen schönen Abend, wie sich das gehört? Also, Manieren sind das!«

Denvers Würgen hörte auf. Geknickt, wie er war, rollte er zur Seite und mit angezogenen Beinen auf den Rücken. Die Augen hörten auf zu tränen. Nur die Nase hatte sich noch nicht beruhigt. Sie sonderte weiterhin Flüssigkeit ab.

»W ... W... Reiniger ...?«, ächzte er da ungläubig von unten herauf, und auf einmal war es Bount, als habe er selbst einen Schwinger auf den Solarplexus bekommen. Schon wieder stimmte da was nicht.

»Hast du die heilige Jungfrau von Fatima erwartet?«, fragte er, doch seine Stimme klang bereits reichlich unsicher.

»O Lord!«

»Das ist ihr Onkel«, meinte Reiniger vage. »Wen hattest du denn erwartet?«

»O Lord!«

Bount schaute an sich hinunter.

»In meinem Pass steht was anderes.«

Ein dumpfes Gefühl, sinnigerweise ebenfalls in der Magengrube, beschied ihm, dass er wohl irgendwas falsch angepackt haben musste. Er streckte die Hand aus, ergriff die Rechte Denvers und half ihm zur Couch hinüber.

»Du warst heute Abend gar nicht am Fort Tryon Park ...«

»Nicht mal in meinen Alpträumen würde mir das einfallen.«

Graham Denver war weder an der Hüfte noch an irgendeinem seiner Beine verletzt. Eben hatte er noch prima damit zappeln können.

»Verdammich!«, entfuhr es Reiniger.

June Marchs Ratschläge fielen ihm wieder ein. Dazu gesellten sich noch die Notizen in seinem Gedächtnis, die er sich während des Abtransports aus der U-Haft gemacht hatte.

»Wer ist Warden?«, fragte Bount. »Und wer ist Rust?«

»Kann ich ’nen Drink haben?«

Bount Reiniger reichte ihm ein Kleenex. »Putz dir erst mal die Nase, du Ferkel!«

Dann schenkte er Graham einen Dreistöckigen ein, goss sich auch reichlich nach, zog einen Sessel zurecht und setzte sich dem Blonden gegenüber.

»Wie wär’s, wenn du mir endlich erzählen würdest, was bei dir persönlich eigentlich Sache ist?«

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