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Der dunkelbraune Dodge stand nicht weit von Bounts Leih-Chrysler entfernt. Stormy Warden saß am Steuer, Jeff Rust neben ihm. Die Bazooka lag im Kofferraum, ein paar Handgranaten tummelten sich in einer Plastiktüte von Macy’s. Versteckt unter einer Wolldecke warteten im Fond eine israelische Uzi und eine tschechische Skorpion auf den Einsatz. In den Schulterholstern der Killer steckten eine Luger Parabellum und eine Walther PPK.
»Aber der Boss hat’s doch verboten«, meinte Rust.
»Mir geht's nur um meinen Hals«, beschied ihm Warden. »Er zieht im Fall der Fälle den seinen sowieso aus der Schlinge, unser Mister Malcolm Jaggedy.« Die Bitterkeit in Wardens Stimme war unüberhörbar.
Seit acht Uhr früh hatten sie vor dem Bürotower in der 54th. West gewartet. Um neun war dieser Rabe namens Reiniger schließlich aufgetaucht, und das auch noch mit einer Superkatze im Schlepp. Warden würde nie so ein Weib an Land ziehen, das wusste er.
Sein anfangs lediglich auf Grund der Logik erfolgter Entscheid, diesen gefährlichen Mann auszuschalten, hatte damit auch noch die emotionale Unterstützung erfahren.
Jeff Rust fand sich noch nicht mit dem Alleingang ab.
»Ich weiß nicht«, wandte er ein. »Nur weil der unsere Namen jetzt kennt, müssen wir ihn deshalb gleich umnieten? Was will der uns schon nachweisen?«
»Du weißt wirklich nichts, Amigo. Der Bursche da, dieser Reiniger, ist eine ganz große Nummer. Er ist schon diversen Leuten auf die Zehen getreten. Wenn der mal das Ende eines Fadens findet, dann nimmt er ihn, stößt auf ’nen Knoten und dröselt ihn auf, bis er Leute wie unsereins am Wickel hat. Er schaffte es schließlich auch, Denver aus dem Knast zu holen.«
»Hm«, brummte Jeff Rust, nicht vollkommen ohne alle Entrüstung. »Dieser Vatermörder!«
Stormy Warden schaute zur Seite.
»Spinnst du?«, sagte er schließlich. »Dem Kerl blieb doch gar nichts anderes übrig, so wie wir ihm unten in der Bowery die Daumenschrauben angesetzt haben. Hat eben keinen anderen Ausweg mehr gesehen. Doch lassen wir das. Ist das Geschäft vom Boss.« Da kicherte er auf einmal rissig, »Die dreihunderttausend kriegt er nie.«
»Was kümmert uns das? Wir tun nur das, was er sagt«
»Da sind wir schon beim zweiten Punkt.« Stormy Wardens Studentengesicht wurde wieder ernst. Erst fünfundzwanzig Jahre war er alt, der Dodge Driver.'
Unter den Fittichen einer Streetgang groß geworden, beherrschte er seinen jetzigen Job aus dem Effeff, doch unterschied ihn etwas Wesentliches von seinen früheren Kameraden. Er hatte statt zu Drogen zu Büchern gegriffen und sich dadurch eine Halbbildung angeeignet, auf die er nicht wenig stolz war und mit der er auch immer wieder seinem Partner gegenüber glänzte.
Jeff Rust Blond. Ein einfaches Gemüt mit dem Gehirn in den Fäusten. Der dreißigjährige, untersetzte Ex-Dockarbeiter fügte sich dem Jüngeren. Bisher hatte auch immer alles prächtig geklappt. Doch jetzt kratzte er sich am viereckigen Kinn.
»Ein zweiter Punkt? Was soll‘n das sein?«
»Wie viel verdienen wir bei Jaggedy, eh?«
»Drei Riesen im Monat, plus Prämien.«
»Richtig, Und die große Kohle macht der Boss. Uns speist er doch nur mit ’nem Almosen ab.«
»Ich bin zufrieden. Mein Bruder ackert zehn Stunden am Tag drüben in der Newark Bay und kriegt nicht mal die Hälfte auf die Hand.«
»Du hast keinen Ehrgeiz, Jeff. Das ist es. Doch was ist, wenn ich dir sage, dass fünfzigtausend Dollar auf den Kopf von diesem Reiniger stehen?«
»Was?«
»Ist doch ein offenes Geheimnis, Amigo.«
»Und wer bezahlt die?«
Hier musste der kluge Stormy Warden jedoch passen. Dieses Gerücht kursierte natürlich.
Doch den Ausschreiber dieser Summe kannte er auch nicht.
»Ist doch egal«, knurrte er unmutig. »Tatsache ist, dass wir die ganz großen Nummern sind, wenn wir diesen Reiniger erst erledigt haben. Dann sind wir im Geschäft. Mann! Dann gehen wir weg von Jaggedy und kriegen, was wir verlangen für dieselbe beschissene Arbeit. Es geht um die Repu..., Reputa... Ach Scheiß, ums Image geht’s. Ich hab die Schnauze voll von Jaggedy. Dieser Glattarsch kann mir gestohlen bleiben. Und deshalb killen wir jetzt diesen Reiniger.«
Jeff Rust schüttelte den kantigen Schädel.
»Nicht wir, Stormy, du. Doch ich helf dir dabei, so wie bisher auch. Aber mir ist nicht wohl dabei. Hab noch nie einen gekillt.«
»Dann wird’s höchste Eisenbahn, Jeff. Du musst mit der Zeit geh’n.«