25

Die Konferenz fand noch am selben Abend statt. Toby Rogers war dabei, June, Bount Reiniger sowieso und Jeanny Denver.

Die beiden Mädchen warfen sich böse Blicke zu, doch sonst war alles in Ordnung zwischen ihnen.

Bount klimperte unschuldig mit den Wimpern. Es ging um mehr denn Eifersüchteleien.

Der Denver zum Trotz hatte Reiniger eine Flasche Moet et Chandon geöffnet.

Der Captain qualmte vergeblich ,Promesse‘ ins Abseits. ,Happy Sin‘ war außerdem angesagt, denn June saß dicht neben Bount.

»Er war es«, bestätigte Bount Reiniger. »Hundertprozentig. Auf einem Brett in der Kajüte lag ein Schlüsselbund. Ich hab ihn zwar nicht mitgenommen, doch ich schwöre tausend Eide darauf, dass ein Nachschlüssel für den zweiten Eingang des Denver Hauses darunter war.«

Captain Toby hatte seinen Kredithai im Kasten und sah entsprechend friedlich drein, kein bisschen aggressiv. Fast kam er Reiniger wie ein Fremder vor.

»Jus Brumer«, sagte Bount, und hier verzog Rogers doch das Gesicht »Brumer schaffte es, an Denvers Testament heranzukommen. Fragt mich um Himmels willen nicht, wie er das gemacht hat. Im Klartext bedeutet es nicht mehr oder weniger, als dass die alte Tante Philipa Madrigan den großen Reibach macht, wenn Jeanny und Graham nicht mehr dürfen oder können.«

Bount schenkte Scotch nach. Den Champagner sollten gefälligst seine Gäste schlucken.

»Er ist ziemlich clever vorgegangen, dieser Steve Caution«, fuhr Reiniger fort, »über die Beichterei erfuhr er praktisch alles, was in der Familie gerade lief. Die Tante mag ja etwas meschugge sein, doch hellhörig ist sie allemal. Ihr entging nie, was im Haus geschah. Vor einer halben Stunde rief ich den Butler Henry noch mal an. Er hat mir das bestätigt.«

Jeanny Denver reckte sich ansehnlich. June March strich den Mini glatt.

Beide hörten gespannt zu.

»Caution beschaffte sich also einen Nachschlüssel. Es muss ein Kinderspiel für ihn gewesen sein. Er ging ja ein und aus, hatte Zugang zu allen Räumlichkeiten. Durch Philipa Madrigan war er selbst in die intimsten Details eingeweiht.« Bount holte Atem. Happy Sin und Promesse zusammen warfen den stärksten Mann um.

Nur Captain Toby zeigte sich in keiner Weise beeinflusst. Er paffte weiter seinen Stumpen.

,Glückliche Sünden, Dior’s Versprechen‘ und Gestank vermengten sich aufs Innigste.

»Er hat ihr nicht nur die Beichte abgenommen«, fuhr Reiniger fort, »er hat sie regelrecht verhört. Da konnte es ihm ja gar nicht verborgen bleiben, in welcher Klemme Graham Denver steckte. Wie er mir sagte, hat er auch dann und wann bei seiner verrückten alten Tante gesessen, plauderte mit ihr, und versuchte sie anzupumpen wie alle anderen im Haus auch.«

Nun wirkte Rogers doch interessiert. Er klappte ein Lid hoch, dann das zweite.

»Das kannst du nie beweisen, Bount.«

»Richtig, kann ich nicht. Deshalb hab ich euch zusammengerufen. Wir müssen etwas tun, das Reverend Steve Caution aus den schwarzen Socken fegt.«

»Ich bin dabei«, sagte Jeanny Denver spontan.

»Wird auch nötig sein, Miss. Ich hab Sie nämlich zum Köder auserkoren.«

Die Schwarzhaarige starrte ihn zuerst irritiert an. Dann kapierte sie, dieses Biest, und grinste ausgesprochen diabolisch.

»Wenn du mich noch ein einziges Mal siezt«, meinte Miss Jeanny Denver mit einem süffisanten Seitenblick auf June, »schlafe ich nie mehr mit dir.«

Die March wurde zum Gletscher.