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»Na, wie war’s gestern bei deinen Autoschiebern?«, fragte Bount Reiniger am nächsten Morgen launig.
June stöckelte soeben zur Tür herein und brachte wie alle Tage einen Packen Morgenzeitungen und die Post.
Bount hatte wieder mal jenes süffisante Grinsen aufgesetzt, das seine niederträchtigen und selbstverständlich vollkommen aus der Luft gegriffenen Äußerungen über ihre Fahrkunst stets voranzugehen pflegte.
Die Ergüsse der Journalisten und Nachtredakteure knallten auf die Schreibtischplatte. Besonders die Headlines der New York Times verschmierten dabei hoffnungslos. Wahrscheinlich druckten sie dort immer noch mit in Wasser aufgeschwemmten Rußpartikeln.
Jedes Mal kam sich Bount nach der Lektüre des Blattes wie ein Kaminkehrer nach einem anstrengenden Achtstundentag vor.
Er rutschte unwillkürlich auf seinem Drehsessel zurück.
»Bist wohl nicht in der allerbesten Laune, wie? Zeig doch mal links mehr Bein.«
»Was?«
»Mit dem bist du doch heute wieder zuerst aufgestanden. Ich würde zu gern wissen, was daran so Besonderes ist.«
»Ach du!«
Immerhin, Reinigers Hänseleien waren abgeblockt.
Er verlor kein Wort mehr über den leichten Blechschaden, nach dem sich die Vorderräder ihres Flitzers partout nicht mehr drehen wollten. June hatte erneut in einer Nische zu parken gewünscht, in der sich bereits ein anderer Wagen befand. Denkbar auch, dass sie allmählich eine Brille brauchte und sich das nur aus Eitelkeit nicht eingestand.
»Die Benedottis sind liebe Leute!«, fauchte sie deshalb, bar aller Logik. »Du hast das selbst behauptet!«
»Das war, bevor diese lieben Leute, respektive deren Söhne, dazu übergingen, gestohlene Autos in größerem Stil umzuspritzen.«
»Ist etwa alles legal, was du so manchmal treibst?«, konterte June lässig und legte damit ihren violett lackierten Fingernagel in eine offene Wunde.
Kein Privatdetektiv konnte es sich erlauben, immer und überall auf den Grenzen zwischen Recht und Ordnung entlang zu wandern, ohne sie dann und wann zu überschreiten – nach dieser oder jener Seite.
Bount grinste säuerlich.
»Volltreffer«, quälte er sich ab.
»Trotzdem solltest du wenigstens auf meinen guten Ruf achten, wenn du für deinen schon zu sparsam bist.«
»Gib mir lieber ’ne Zigarette«, entgegnete sie. »Dann plaudere ich auch nichts über deine zahllosen Hausfriedensbrüche aus. Und auch nichts darüber, dass du mehr Wanzen und anderes verbotenes elektronisches Gerät besitzt, als ein Straßenköter Flöhe hat.«
»Hm. Du bist tatsächlich nicht bester Laune. Lassen wir uns also nicht auf Grundsatzdebatten ein. Mach uns lieber einen starken Kaffee.«
June lächelte sieghaft. Sie hatte die erste Schlacht des Tages zweifellos für sich entschieden.
Und ihren Glimmstängel bekam sie auch.
Mit wiegenden Hüften schritt sie zurück in ihr eigenes Zimmer, um sich über die Post, vor allem jedoch über die eintrudelnden Schecks, herzumachen.
Reinigers Dienste waren nicht eben billig.
Bount blätterte indes die ebenso meinungsbildenden, wie minderen Gazetten durch. Manche davon musste er beim Lesen waagerecht halten, damit das Blut nicht heraustropfte.
Ein Drogenkrieg war in vollem Gange.
Auf den Namen Benedotti stieß er auf Seite drei.
Noch war die Nachricht wohl zu jung, um für die Schlagzeilen der Titel aufbereitet zu werden. Die Reporter wussten noch nichts Genaues.
Reiniger überflog die paar Zeilen. Danach phonte er June über die Nebensprechanlage an.
»Kaffee schon fertig?«
»Eine Sekunde noch«, zwitscherte die March. Das Zwitschern sollte ihr vergehen.