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»Na, wie war’s?«, empfing ihn June. Sie hatte extra im Büro gewartet. Ihre Neugier musste befriedigt sein.

Auf dem Wartetisch für Besucher stand eine Papiertüte, aus der es verlockend duftete.

Sie hatte ein gebratenes Hühnchen besorgt, dieses himmlische Wesen. Und eine Flasche Champagner dazu.

Und das alles nur, weil sie alles über ihren Fall wissen wollte, sofort selbstverständlich.

»Du bist ein Engel«, lobte Bount.

Diesmal meinte er das ehrlich. Er schob fürchterlichen Kohldampf.

Die March packte schon mal die Warmhaltepackung aus. Wahrscheinlich hatte June die Portokasse geplündert.

Auch die frischen Brötchen stammten vom 24-Stunden-Service. Kauend und Dom Perignon schlürfend erstattete Bount Bericht.

Sie horchte mit wunderhübsch vorgebeugtem Oberkörper zu, was Bount ausnahmsweise einmal nicht ablenkte. Der Hunger war zur Zeit sein stärkster Trieb.

»Und nun weißt du alles«, endete er. »Wie lief es bei dir? Warst du ebenfalls fleißig?«

»Die Hausaufgaben sind gemacht«, verkündete sie aufgeräumt.

Bounts Geschichte hatte ihr sichtlich gefallen: Liebeslust und Liebesleid, garniert mit einem Mord und einer Mordandrohung – so was mochte sie, die süße kleine Minnesota-Maus.

»Dann schieß los«, sagte Reiniger und lehnte sich zurück, streckte die Beine aus..

Der nächste Glimmstängel war fällig.

June gab ihm Feuer, es war nicht Anti-Rauchertag.

»Ich hab alles über Gino Monzarone und die Sippschaft. Im Haus neben ihnen wohnt ein Lokalredakteur der Hoboken Post. Der Bursche sprudelte wie ein Füllhorn. Danach scheint der junge Mann auf dem Weg der Besserung zu sein. Irgendwas muss ihn veranlasst haben, seine Jugendstreiche allmählich aufzugeben.«

June strahlte.

»Nun, wir beide kennen den Grund.«

»Und er wird noch nicht mit dem Mord an Mercurio, Benedotti in Zusammenhang gebracht?«

»Sie waren Freunde, wie man sie selten findet. Jeder im Viertel weiß das.«

»Er hat kein Alibi.«

»Das haben ein paar hunderttausend andere New Yorker auch nicht. Doch er hat auch kein erkennbares Motiv.  Was hat übrigens Gianna gesagt? Wer ist der Vollstrecker?«

Bount zog ein langes Gesicht. »Der wer?«

»Wer von den beiden Benedottis Gino umbringen soll«, wunderte sich die March.

»Frag mich doch nach der Hauptstadt von Schlaraffenland.«

»Wenn in Mafiakreisen Blutrache betrieben wird, engagiert man eben einen Fachmann, und ...«

Reiniger stockte und wurde etwas blass.

»Du meinst, die haben es untereinander ausgelost?«

»Ja, was denn sonst? Das ist üblich bei den sizilianischen Privatkleinkriegen. Danach musst du Gianna unbedingt noch fragen!«

Reiniger schaute auf die Armbanduhr. Acht Uhr vorbei.

»Und wenn dieser Loser noch heulte Nacht lostigert?«

»Glaube ich nicht.«

»Aber du weißt es auch nicht.«

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