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Etwa zwei Minuten verstrichen, bis des Gemüsehändlers sehr privater Rückzug aus der allgemeinen Gefechtslage zu einem halbwegs schmerzfreien Stand kam.

Doch am Boden blieb er liegen. »W ..., w ..., w ...?«

»Wer ich hin?«, half Reiniger Mister Monzarone aus der derzeitigen Wortverlegenheit. »Die Antwort auf diese Frage hätten Sie auch ohne Halbnarkose kriegen können.«

Nun schon geübt im Verteilen von Visitenkarten an omertasüchtige sizilianische Familienväter, warf ihm Reiniger eines seiner Kärtchen auf den Bauch. »Privatdetektiv, Signore. Wenn Sie Ihre Brille nicht dabei haben, kann ich den Namen auch buchstabieren.«

»N ..., n ..., n ...!«

»Nicht nötig, meinen Sie?«

Bount griff dem Mann unter die Arme und half ihm auf die Beine! Trotzdem blieb Carlo Monzarone gekrümmt, bis Bount ihn hinüber zu seinem Mercedes gestützt hatte.

Dort lehnte er ihn gegen die Motorhaube. Da konnte der Mann sich wenigstens den Hintern wärmen.

Bount kam sich richtig samariterlich vor! Er schloss von der Beifahrerseite her auf.

Das Handschuhfach enthielt nicht nur ein mäßiges Waffenarsenal, sondern auch einen verchromten, der männlichen Brustform angepassten, Flachmann.

»Leider kann ich Ihnen keinen Grappa anbieten«, bedauerte Bount Reiniger. »Doch zur Not schluckt der Sizilianer wohl auch ’nen Cognac. – Nun trinken Sie schon! Nicht alles, was aus Frankreich kommt, ist pures Gift. Na ja, bis auf das Bier vielleicht.«

Monzarone setzte den fünfzehnten Nothelfer an die bleichen Lippen.

Die Augen glupschten ihm immer noch viel zu weit aus den Höhlen und verliehen ihm den Ausdruck eines trauernden Karpfens.

Doch er schluckte wie ein Durchlauferhitzer. Womöglich hatte er bisher noch gar nicht gewusst, wie sehr er Cognac schätzte.

»Grazie tante, Signore. Grazie tante.«

Bount war noch nicht ganz klar, wofür sich der Gemüsehändler jetzt so überschwänglich bedankte, doch mittlerweile nahm er bei ihnen allerlei billigend in Kauf.

Wie hatte doch schon Obelix, der Hinkelsteinfabrikant, so trefflich formuliert?  »Die spinnen, die Römer ...«

Well. Er war eben noch nie in Panor mos, dem heutigen Palermo gewesen.

Papa Monzarone setzte den Flachmann keuchend ab. Farbe kehrte in das Gesicht zurück. Die Knollennase flammte fast wie neu.

»Detektiv sind Sie? Was machen Sie denn hier?«

»Nicht mit Luparas auf fremde Leute schießen«, beschied ihm Reiniger ruhig. »Was brachte Sie überhaupt auf diese verrückte Idee?«

»Ich hab Sie für einen von denen gehalten.«

»Von den Benedottis?«

»Si – Sie kennen diese Brut?«

»Wie man die Klienten eben so kennt«, log Bount schamlos.

»Sie haben mich engagiert, den Mörder Mercurios zu finden. Weil sie den Cops ebenso wenig vertrauen wie Sie.«

»Und ..., und ich dachte schon ...«

»Denken ist Glückssache«, meinte Reiniger. »Wie fühlen Sie sich jetzt?«

»Fragen Sie meine Frau in einer Woche.«

Er deutete mit seinem dicken Daumen auf den Punkt, wie weiland Kaiser Nero, wenn er einen besiegten Gladiator zu Löwenfutter verarbeitet haben wollte.

Bount grinste schmal.

»Schieben Sie’s jetzt bloß nicht auf mich, wenn Ihre körpereigene Lupara für ein paar Tage nicht mehr feuern sollte. Ich hab Sie noch sehr schonend behandelt. Doch Sie erklärten mir noch nicht, warum Sie so uns nichts, euch nichts auf mich schossen.«

Carlo Monzarone druckste herum, brachte auch danach keinen vernünftigen Ton heraus.

»Si, si«, tönte Bount deshalb geschmeidig. »Eure leidigen Sitten und Gebräuche. Die Benedottis haben schon erwähnt, dass Sie verrückt genug sein könnten, ihnen einen Hang zur Selbstjustiz zu unterstellen. Und was tun diese lieben, netten Leute wirklich? Sie holen sich für teures Geld einen Privatdetektiv! Sie hatten Ihren Sohn keine Sekunde lang in Verdacht. Und nun kommen Sie. Ich bring Sie nach Hause.«

Bount Reiniger öffnete einem höchst verdatterten Gemüsehändler aus der Henderson Willow Street, gebürtig im verfeindeten Tenecoletta, den Wagenschlag.

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