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"Gib ein bisschen Gas, Randy." Sergeant Paul Vanessa zog eine zerknautschte Packung Marlboro aus der Brusttasche seines blauen Uniformhemdes. "Eine Einbahnstraße zwischen uns und der Bank könnte nicht schaden, wenn der Notruf kommt."
Detective Bertrand Halifax und nahm die nächste Einbahnstraße in Richtung Westen. Kurz vor der Eighth Avenue parkte er in der zweiten Reihe.
"Zünd' mir mal eine von deinen Kippen an, Paulie." Halifax warf einen begehrlichen Blick auf die Zigarette seines Partners.
Der runzelte die Stirn. "Schon wieder blank? Hey - sind noch fast zwei Wochen bis zum Ersten!" Er fischte eine Marlboro aus seiner Brusttasche.
"Teures Wochenende", brummte Halifax und schob sich die Zigarette zwischen seine wulstigen Lippen.
"Verloren?"
Der große Blonde schlug mit der Faust auf das Lenkrad. "Sie haben den Jockey gekauft, jede Wette! Blizzard war in Bestform! Ich hab den halben Tag damit verbracht, die Pferde zu studieren!" Er wurde blass vor Wut. "In Bestform - glaub' mir! Und in der letzten Runde lässt dieser Wichser von Jockey das Prachtstück zurückfallen! Wenn ich ihn in die Finger krieg ..."
"Ist ja gut, ist ja gut, Randy", Vanessa legte seinem Partner die Hand auf den Arm. "Jedenfalls hast du auf Sieg gesetzt und musst den Rest des Monats Haferflocken fressen, seh ich das richtig?" Verlegen strich sich der andere über seinen blonden Bürstenhaarschnitt. Vanessa schüttelte den Kopf. "Du bist unverbesserlich, Randy."
"Wann schiebt denn der Schakal die Kohle rüber?", wollte Halifax wissen. Vanessa ahnte, was als Nächstes kommen würde. Er ließ seinen Partner zappeln.
"Nach dem nächsten Wochenende. Nocheese lässt es uns über Rispolli zukommen. Wir sollen am Montag in seine Bar kommen."
"Kannst du mir nicht bis bis dahin was leihen, Pauli?"
Vanessa musterte den Blonden streng. Trotz seiner achtunddreißig Jahre hatte Halifax das Gesicht eines Schuljungen - glatt und rosig. Aus seinen braunen, treuen Hundeaugen blinzelte er den kleineren und vier Jahre jüngeren Sergeant an.
"Wenn du deine Finanzverwaltung nicht deiner Mutter überlassen willst, dann solltest du mich dafür engagieren", seufzte Vanessa und holte seine Brieftasche heraus. "Du kannst so unschuldig gucken wie mein Jüngster, wenn er Schokolade aus dem Küchenschrank geklaut hat." Er kramte eine Hundert-Note aus der Brieftasche und drückte sie seinem Partner in die Hand. "Kann dir einfach nichts abschlagen."
"Wagen zwölf, kommen." plärrte das Funkgerät plötzlich. Ihr Revier in der Zwanzigsten funkte sie an.
"Zwölf hört." Vanessa hatte sich das Mikro geschnappt. Halifax fuhr an.
"Standort?"
"Ave eight, Höhe Sechundzwanzigste", log Vanessa.
"Banküberfall in der City-Bank, Filiale fünfundzwanzigste Straße Ecke Ave seven. Zwei Bewaffnete. Kommen, ob verstanden."
"Fünfundzwanzigste Ecke siebte, verstanden!" Halifax hatte Rotlicht und Sirene eingeschaltet und bog eben in die Eighth Avenue ein.
"Wir schicken noch einen zweiten Wagen. Ende!"
Vanessa knallte das Mikro in die Halterung. "Bullshit!", zischte er. "Diesmal musst du dich beeilen, Randy! Wir müssen vor den Kollegen da sein!"
Vier Minuten später stoppten sie vor dem Jugendstilhaus, in dem die City-Bank ihre Filiale in Chelsea untergebracht hatte. Auf der Treppe des Eckeinganges fuchtelte ein glatzköpfiger, dicklicher Mann mit beiden Armen. Er sah aus, als hätte man ihn gerade nach allen Regeln der Kunst verprügelt. "Sie sind Richtung Dreiundzwanzigste geflüchtet!", rief er. "In einem cremefarbenen Ford! Gerade eben!"
Ein Ambulanzwagen kam die Straße heruntergefegt und bremste scharf. Dahinter der angekündigte zweite Streifenwagen. Zwei Cops sprangen heraus. "Wir verfolgen sie", schrie Vanessa seinen Kollegen zu und hechtete zurück auf den Beifahrersitz. "Los, hinterher!"
Sie bretterten die Seventh Ave hinunter und sahen den Ford links in die dreiundzwanzigste Straße abbiegen. "Verdammt! Was für ein Lahmarsch!", schimpfte Vanessa.
"Der junge Russe hat keine Ahnung vom Autofahren", brummte Halifax verächtlich. "Wie kann man so einen hinter's Steuer setzen ..."
Etwa eine halbe Meile weit jagten sie dem Ford auf der Sixth Ave in nördliche Richtung hinterher. Sie sahen ihn zwar in die achtundzwanzigste Straße abbiegen, fuhren aber über die Kreuzung hinweg. Erst nach hundert Metern bremste Halifax scharf und wendete.
Der Ford stand vor einem der zahlreichen Blumenläden in der Achtundzwanzigsten. Halifax hielt wenige Meter hinter ihm. "Zwölf an Revier zehn, kommen!", bellte Vanessa ins Mikro.
"Revier zehn hört, kommen."
"Wir haben das mutmaßliche Tatfahrzeug gefunden", Vanessa gab Standort und Kennzeichen durch. Mit gezogenen Dienstwaffen näherten sie sich dem Ford. Vanessa deutete mit dem Kopf auf einen großen Kühlwagen für Blumen, der in der Hofeinfahrt eines Blumengeschäftes etwa zwanzig Schritte hinter dem Ford stand. Halifax nickte.
Zwei Minuten später funkte Vanessa wieder ihr Revier an. "Schicken Sie Verstärkung - die Insassen des Fords sind spurlos verschwunden. Müssen sich hier irgendwo versteckt haben."
In dem Augenblick fuhr der Blumentruck an. Halifax hielt ihn auf und ließ sich vom Fahrer die Papiere zeigen. Er überflog sie kurz und reichte sie wieder durch das offene Seitenfenster des Lieferwagens. Der bog in die Sixth Avenue ein und verschwand Richtung Norden.