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Über die Tiefgarage unter seinem Modehaus gelangte Nocheese in den Gebäudeflügel mit den Büros. Durch den Lieferanteneingang im Parterre ließ er die beiden Männer hinein. "Es hat ein bisschen länger gedauert." Sonst kam kein Wort der Entschuldigung für seine fast einstündige Verspätung über seine Lippen.

"Wir wollten gerade wieder gehen", maulte Halifax.

"Sie werden es nicht bereuen, gewartet zu haben." Das war alles, was Nocheese sagte. Schweigend ging er den beiden Männern voran zum Aufzug und fuhr in die letzte Etage. Dort betraten sie seine Bürosuite.

Fasziniert trat Vanessa an die vollkommen verglaste Westfront des riesigen Raumes: Wie ein galaktisches Gebirge funkelte die nächtliche Skyline Manhattans am anderen Ufer des East Rivers.

Nocheese schaltete nur eine Lampe auf einem überdimensionalen Schreibtisch ein, der mitten im Raum lag, und von dem aus Nocheese den atemberaubenden Anblick des Big Apples tagtäglich vor sich hatte.

"Nehmen Sie Platz, Gentlemen." Nocheese holte eine Flasche von einem Teewagen neben seinem Schreibtisch und sah die beiden Männer fragend an. Vanessa begutachtete die Whiskeyflasche und nickte. Erst als sie mit den Gläsern in der Hand vor Nocheese am Schreibtisch saßen, kam der zur Sache.

"Zunächst dreitausend für jeden von Ihnen für die Angelegenheit am Donnerstag nächste Woche. Ich verlass mich auf Sie. Ich glaube, mehr Worte sind darüber nicht zu verlieren."

Vanessa nickte.

"Gut." Nocheese schlug die Beine übereinander, stützte die Ellenbogen auf die Armlehnen seines Sessel und faltete die Hände vor seinem Raubvogelgesicht. "Dann also zum eigentlichen Anlass dieses Treffens. Es geht um ein Geschäft, bei dem ich persönlich tätig werden will. Gewisse finanzielle Engpässe zwingen mich dazu. Es ist eine Unternehmung, bei der es um einen siebenstelligen Dollarbetrag geht."

Halifax kriegte große Augen und sah seinen Partner von der Seite an. Vanessa verzog keine Miene.

"Bei guter Vorbereitung und mit ein bisschen Glück könnte die erste Zahl mindestens eine >Fünf< sein", fuhr Nocheese fort. Er machte ein Pause, um seine Worte wirken zu lassen und leerte sein Glas.

"Ich dachte mir, Sie hätten vielleicht Lust, ihre Uniform in absehbarer Zeit auszuziehen." Wieder ließ er ein paar Sekunden verstreichen. Er musterte Vanessa. Dieser Mann war der Boss der beiden Cops. Die Entscheidung würde bei ihm liegen. Nicht bei Halifax, den Nocheese für einen Hohlkopf hielt.

"Wie hoch würden Sie uns beteiligen", wollte Vanessa wissen.

"Wir sind zu viert. Eine Mitarbeiterin wird etwa zwei bis drei Wochen den vielleicht schwierigsten Teil des Jobs erledigen - den Fisch in ein todsicheres Netz eingarnen. An der Angel hängt er bereits. Sie bekommt zehn Prozent. Sie beide bekommen jeweils zwanzig Prozent."

"Macht für Sie fünfzig", sagte Vanessa. "Ein bisschen unverhältnismäßig -  finden Sie nicht auch?" An seiner belegten Stimme merkte Nocheese, dass der Cop bereits angebissen hatte. Er forderte dreißig Prozent.

Sie einigten sich auf fünfundzwanzig Prozent. Bis in die frühen Morgenstunden erläuterte Nocheese den beiden seinen Plan. Selbst Vanessa fand ihn genial.

Als sie in der Morgendämmerung die Brooklyn Bridge überquerten, war Halifax vollkommen aus dem Häuschen. "Dann werde ich nächstes Jahr den Dienst quittieren und mir ein Haus in Florida kaufen. Und ein Mercedes Coupé!" Er schmiedete Pläne und sah sich schon an seinem Privatstrand in Miami in der Sonne schmoren.

"Erst einmal müssen wir den Job herunterreißen, Partner!", sagte Vanessa. "Und bis dahin wirst du so tun, als seist du der motivierteste Cop, der je in Chelsea herumkutschierte. Beiß dir auf die Zunge!"

"Klar, Paulie - keine Sorge", trotz der Dunkelheit sah Vanessa den Hundeblick im quadratischen Gesicht seines Partners.

"Und wehe, du kaufst irgendetwas auf Pump!" Vanessa wurde laut. "Ich trete dir in den Arsch wenn du Kindskopf die Sache vermasselst! Ist das klar, Randy?!"

"Sonnenklar, Paulie, ehrlich!"

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