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Abhöraktionen waren nichts Neues für uns. Man musste sich eine Menge Mist anhören in den vielen Stunden, in denen man am Aufnahmegerät zubrachte. Aber was der Empfänger in dieser Nacht ausspuckte, spottete jeder Beschreibung.

"Was zum Teufel ist eine >Schwertkarte<?" Milo schüttelte ungläubig den Kopf. "Was für eine >Hexe< in Little India?"

George lag auf einem der Sessel und hatte seine Beine auf einen zweiten gelegt. Er rauchte und trank Kaffee. "Wahrscheinlich ein Code", grinste er, "zu hoch für dich. Lass mich mal überlegen ..." Er nahm einen Schluck Kaffee und inhalierte tief. "Na klar!", rief er plötzlich. "Die Schwertkarte ist eine Waffenlieferung, und die >Hexe< ist der Geldkurier in einer Kneipe in Little India."

"Klugscheißer", knurrte Milo.

Ich konnte mir auch keinen Reim machen auf die hitzige Unterhaltung, die wir belauschen und aufnahmen. Dieser Rispolli wollte aus irgendetwas aussteigen - vermutlich aus seinem geplanten Coup. Und der andere, dieser Hurst versuchte ihn mit allen Mitteln davon zu überzeugen, nicht auszusteigen. Ständig faselte er etwas von einem Schwert. Er redete streckenweise so erregt, dass man kaum ein Wort verstand.

Am Ende jedenfalls gab Rispolli nach. Die Kerle waren abgebrüht genug, so wenig Konkretes wie möglich zu sagen - keine Uhrzeiten, keine Daten, keine Adressen, keine Namen. Wer lange genug in der Unterwelt zu Hause war, dem war so ein vorsichtiges Verhalten zur zweiten Natur geworden.

"Wenn die immer so ein Wischiwaschi faseln, werden uns die Gespräche aus dem gestohlenen Auto auch nicht viel weiterhelfen", sagte Milo.

"Wenn sie damit zu einer Bank fahren schon", widersprach George. Er hatte eine Wanze und einen Peilsender in dem Fahrzeug versteckt.

"Habt ihr das gehört?" Ich notierte ein Stichwort, das ich eben aufgeschnappt hatte.

Milo beugte sich über meine Schulter und las es. "Jetzt haben wir neben einer Schwertkarte, einem Ritter und einer Hexe auch noch einen Schakal. Herzlichen Glückwunsch!"

Wir lauschten der Übertragung aus unserem Empfänger, bis die Männer ihr Gespräch beendet hatten. "Wisst ihr, was ich glaube?" Ich legte die Kopfhörer beiseite und schaltete das Aufnahmegerät ab. Meine Kollegen sahen mich fragend an. "Ich glaube, wir haben es hier mit dem ganz banalen Aberglauben ganz banaler Ganoven zu tun."

"Na klar", bekräftigte George, "das habe ich von Anfang an gedacht. Die legen sich vor jedem Banküberfall Tarot-Karten oder so was."

Milo und ich sahen uns nur an. "Hast du gehört?" Mein Partner bedachte George mit einem nicht besonders liebenswürdigen Blick. "Unser Super-Cop hat alles schon von Anfang an gewusst."

Ich hatte keine Lust auf die Reibereien der beiden einzusteigen. "Eines scheint doch sicher zu sein - die Burschen bereiten sich auf einen Coup vor. Auch die anderen Autos wurden am Vorabend eines Banküberfalls gestohlen. Wir müssen davon ausgehen, dass sie morgen einen Überfall durchführen."

Meine beiden Kollegen sahen das genauso. Ich rief unseren Chef an. Er teilte unsere Einschätzung. Wir beschlossen, ein Dutzend mobile Agentenpaare in Chelsea zu verteilen und dem gestohlenen Chevrolet mit unserem Funkwagen zu folgen.

"Sie dürfen sich auf keinen Fall verfolgt fühlen", sagte unser Chef. "Sobald wir wissen, welche Bank sie im Auge haben, schicken wir ein paar unsere Leute hinein und greifen sie auf frischer Tat."

"Na also, Captain Georgie", Milo streckte sich und gähnte. "Mit ein bisschen Glück beenden wir morgen unsere erfolgreiche Zusammenarbeit."

George reagierte mit einem Grinsen auf die zweideutige Bemerkung meines Partners. "Dann kann ich mich endlich wieder um Cynthia kümmern."

Er ging zur Tür. "Von wegen", rief Milo ihm nach. "Dein Job ist erst beendet, wenn du herausgefunden hast, wer oder was sich hinter dem Decknamen >Schakal< verbirgt!"

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