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Norman Ruther tobte. Er ruderte mit den Armen, fuchtelte mit geballten Fäusten in der Luft herum und schrie seinen Frust heraus. Die beiden Cops, denen sein Zorn galt, standen betreten vor ihrem Streifenwagen.
Wenige Meter entfernt, vor der Treppe zur Bank, waren unsere Leute damit beschäftigt die Spuren der Schlacht zu sichern. Die Leichen der beiden Bankräuber waren mit weißen Leintüchern bedeckt. In der zweiten Reihe parkte ein Leichenwagen der Gerichtsmedizin. Zwei Mitarbeiter zogen eben eine Zinkwanne heraus.
"Wozu bringt man euch Hohlköpfen bei, einen bewaffneten Gegner kampfunfähig zu schießen, ohne ihn zu töten!", brüllte Ruther. "Ich will solche Leute vor Gericht stehen und im Gefängnis sitzen und nicht tot auf der Straßen liegen sehen!"
Der größere der beiden Cops, ein gewisser Detective Halifax starrte den Asphalt vor seinen Schuhspitzen an und versuchte Löcher hinein zu scharren. Der andere, ein Sergeant namens Vanessa, beobachtete die Männer Gerichtsmedizin. Sie hoben gerade eine der beiden Leichen in die Zinkwanne. Er tat so, als würde ihn der tobende Inspektor nichts angehen.
"Und sogar die Kugeln, die Ihr dem flüchtigen Burschen in dem Wagen hinterher geschickt haben, waren Volltreffer! Gratulation! Meine verdammte Anerkennung in drei Teufels Namen."
"Sollen wir uns in Zukunft von solchen Banditen erschießen lassen, Sir?" Provozierend blickte der Sergeant dem Inspector ins Gesicht.
"Sie Idiot, Sie!" Unser Chef, der zusammen mit Ruther am Tatort erschienen war, legte ihm die Hand auf den Arm. Tatsächlich fehlte nicht viel, und Ruther wäre auf den Cop losgegangen. "Wie zum Teufel soll ein Mann, der in einem Auto davonrast, Sie töten?! Verraten Sie mir das, he! Verraten Sie mir das!"
Unser SAC zog den Polizeioffizier von den beiden Cops weg und schob ihn zwischen Milo und mich. Wir standen hinter den beiden Chefs. "Gehen Sie für heute am besten nach Hause, Officers", sagte Jonathan McKee zu Vanessa und Halifax. "Es sieht ziemlich radikal aus, was Sie hier veranstaltet haben. Sie werden verstehen, dass das ein Nachspiel haben wird." Die beiden wandten sich ab und bestiegen ihren Wagen.
Eine Stunde später saßen wir in der Federal Plaza. Ich hatte versucht, George Sarotti zu erreichen, um ihm von dem vereitelten Überfall zu berichten. Er ging nicht ans Telefon. Entweder schlief er noch, oder er hatte sein Handy vergessen. Eine leise Beunruhigung beschlich mich.
"Operation gelungen, Patient tot", seufzte Milo.
"Tja - das klingt zwar etwas zynisch, aber es trifft den Nagel auf den Kopf." Auch unser Chef wirkte keineswegs so zufrieden, wie ein Polizist sein müsste, wenn er einen Fall abschließen kann. "Wir haben die Täter, können sie aber weder vor Gericht stellen noch nach dem Verbleib des Geldes befragen."
"Von den Hintermännern ganz zu schweigen", knurrte Norman Ruther.
"Wir können den beiden Cops keinen Strick aus dem Vorfall drehen", unser Chef lehnte sich in seinen Schreibtischsessel zurück und faltete seine schmalen Hände vor dem Gesicht. "Stellen Sie sich vor, Sie stehen einem Bankräuber gegenüber, der eine Maschinenpistole in Anschlag bringt." Er schüttelte den Kopf. "Den beiden sind einfach die Nerven durchgegangen."
"Kein Wunder", sagte Milo, "vor zwei Wochen, bei dem letzten Überfall fuhren Sie auch Streife in Chelsea und wurden zur Bank gerufen."
"Nun gut", der Chef stand auf und ging zum Fenster, "überlassen wir die beiden ihren Vorgesetzten." Er wandte sich an mich und Milo. "Schreiben Sie bitte den Bericht, Gentlemen. Wenn Captain Sarotti keine Informationen über die Hintermänner der drei Toten mehr ausgraben kann, müssen wir den Fall wohl oder übel abschließen."