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Die Kaffeemaschine gurgelte vor sich hin. Jay Kronburg stand mit den Händen in der Tasche davor. "Nun mach schon, du blödes Ding!", brummte er.

Seine Laune war nicht die beste an diesem Donnerstag. Observationsdienste dieser Art lagen ihm nicht. Schon gar nicht, wenn es darum ging, die zugezogenen Vorhänge eines Kollegen zu beobachten, der bis in die Puppen schlafen konnte. Und erst recht nicht, wenn der Beobachtungsposten eine versiffte Wohnung in der Doyers Street war, wo Jay jedes Mal seine Ekelgrenze überwinden musste, bevor er sich auf einen der zerschlissenen Sessel mit den speckigen Decken hockte. Deswegen stand er auch die meiste Zeit.

Leslie Morell schien solche Hemmungen nicht zu kennen. Er hatte sich einen dieser schmierigen Sessel ans Fenster geschoben und las Zeitung. Auf seinem Schoß lag ein Feldstecher. "Mit Zucker und Milch", murmelte er, als er hörte das Jay Kaffee einschenkte.

Jay brachte den randvollen Becher zum Fenster. "Pennt er immer noch?"

Leslie griff zum Fernglas und setzte es an die Augen. "Die Vorhänge sind noch nicht zurückgezogen. Hat sich fast die ganze Nacht um die Ohren gehauen. Und die davor auch."

"Haben Jesse und Milo genauso gemacht. Und die mussten heute Morgen schon Leichen einsammeln."

"Was soll er machen? Im Milieu fängt das Leben erst am Nachmittag so langsam an. Vorher kann er sowieso nicht ermitteln."

"Und wann schreibt er Protokolle und Berichte?"

Leslie zuckte mit den Schultern. "Vielleicht auf dem Klo." Er entfaltete wieder seine Zeitung.

Jay betrachtete das Funkgerät. "Sollen wir noch mal versuchen, den Peilsender in diesem Koffer zu suchen?"

"Wir haben es doch hundert Mal versucht. Vergiss es."

Das Telefon klingelte. Jay ging an den Apparat. Einsilbig kommentierte er die Informationen, die der Anrufer durchgab. "Jesse", brummte er, nachdem er wieder aufgelegt hatte. "Die Kollegen in den mobilen Funkwagen können den Peilsender auch nicht empfangen."

"Schöne Pleite", murmelte Leslie.

"Jesse hat sich nach Sarotti erkundigt", Jay zog den Löffel aus seiner Tasse und leckte ihn ab. "Wir sollen ihn wecken." Er schlürfte seinen Kaffee. Mit einer Handbewegung bedeutete er Leslie, das er jetzt mit dem Telefonieren an der Reihe wäre.

Leslie ließ die Zeitung auf den Boden fallen. Während er am Telefon stand und die Nummer von George Sarottis Zimmer wählte, betrachtete Jay die Zeitung auf dem von Brandlöchern schwarzen Teppich. Für ihn stand fest, dass eine Zeitung, die auf so einem Dreckteppich gelegen hatte, nicht mehr in die Hand nehmen würde.

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