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George Sarotti gehörte zu den Ausnahmemenschen, die ein gutes Footballspiel, eine Frau oder ein Essen mit allen Sinnen genießen und gleichzeitig einen hellwachen Kopf behalten konnten.
Er kam selbst nie dahinter, ob er diese Fähigkeit seinem scharfen Intellekt oder seinem ausgeprägten Instinkt zugute halten sollte. Es war ihm auch egal. Hauptsache es funktionierte.
Und es funktionierte auch diesmal. Obwohl das Feuer, das er bei Sharon gefangen hatte, fast ein Großbrand war.
Während sich also seine Hände unter ihre Kleider wühlten, und er die schon freien Stellen ihres herrlichen Körpers mit Küssen bedeckte, arbeitete diese eine, immer kühle Stelle seines Kopfes weiter. Dezent im Hintergrund zwar, aber doch so, dass es ihm bewusst war.
Diese Frau hier in seinen Armen war anders als sonst - verkrampfter, zögernder - als würde sie vor ihm zurückweichen. Und was noch alarmierender war: Sie versuchte das vor ihm zu verbergen.
Und dann die verdammte Wanze! Nach seinen letzten Informationen von den Kollegen drüben auf der anderen Straßenseite, hatte man sie bisher weder anpeilen noch aktivieren können. Irgendetwas stimmte nicht.
George nahm Sharons Kopf zwischen seine Hände und strich ihr die blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Was ist los, Baby?"
Sein Handy dudelte los. Er richtete sich auf und angelte das Gerät vom Tisch. "Will?", sagte er.
Es war Leslie. "Aufstehen, Mann - deine Kollegen arbeiten schon seit vier Stunden."
"Wie schön."
Leslie stutzte. "Du kannst nicht reden?"
"Könnte man so sagen."
"Wir haben die Wanze immer noch nicht angepeilt, und deine drei neuen Kumpels sind erschossen worden, bevor sie die Bank überhaupt betreten konnten."
George versuchte sich seinen Schreck nicht anmerken zu lassen. Sharon beobachtete ihn lauernd. "Ich komm gleich mal vorbei", sagte er und unterbrach die Verbindung. Seine Gedanken rotierten. Er betrachtete Sharons Gesicht. Sie wirkte verschlossen. Nicht die Spur von Leidenschaft in den Augen.
"Du hast keine Sehnsucht nach mir gehabt", sagte er, und seine Stimme klang plötzlich gefährlich leise. "Warum bist du gekommen?" Er packte sie an beiden Schultern und zog sie vom Bett hoch. Eine Eisschicht schien sich auf sein Gesicht zu legen. Sein Blick bohrte sich in ihre grünen Augen.
Plötzlich wurde die Tür hinter ihm aufgestoßen. George wirbelte herum. Ein Cop stand vor ihm, ein großer blonder Cop. Die exakte Faktenmühle in Georges Schädel stockte für einen Augenblick. Die Uniform hielt sie an. Die Uniform war der Untergang von Captain George Sarotti.
Er konnte nicht einmal mehr eine Deckung aufbauen. Sein Arm, mit dem er die Faust des Cops abwehren wollte, kam nur bis zu seiner Brusthöhe. Dann hatte er das Gefühl gegen eine Stahlplatte zu prallen. Blut schoss aus seiner Nase, einige Schneidezähne wurden ins Bett geschleudert, und George stürzte hinter ihnen her.
Später, im Protokoll der Pathologen, würde sein Chef lesen können, dass ein Faustschlag ins Gesicht das Letzte war, das Captain Sarotti bewusst erlebte. Alles weitere bekam er nicht mehr mit.
Nicht, wie der Cop zum zweiten Mal zuschlug - diesmal mit dem Knauf seiner Dienstwaffe - nicht, wie der Cop den Revolver des Bewusstlosen mit einem Taschentusch aus dessen rotem Stiefel angelte, nicht wie der Cop das Kopfkissen gegen seinen Schädel presste, die Dienstwaffe hineinbohrte und die Trommel leer schoss. Und schon gar nicht Sharons ausdrucksloses Gesicht, mit dem sie das alles beobachtete.