Unser vorübergehendes Quartier in der Doyers Street war leer. Die Kaffeemaschine zischte vor sich hin, die beiden Becher waren noch halb gefüllt, und neben dem Sessel am Fenster lag der Feldstecher auf der New York Post.
"Wo sind Jay und Leslie?" Milo stand genauso ratlos in dem Dreckloch wie ich. Er ging ans Fenster. "Hey - dort unten steht Jay! Am Eingang von Georges Luxushotel! Hat Jay nicht das Rauchen aufgegeben?"
Wir spurteten die Treppe hinunter und rannten über die Straße. Als ich Jays Gesicht sah, wusste ich Bescheid. Seine Kiefergelenke arbeiteten auf Hochtouren und er starrte an uns vorbei, an einen Ort, den wohl nicht mal er kannte. "Er ist tot", sagte er hohl.
Oben, in Georges Zimmer, stand Leslie neben dem Bett und telefonierte Spurensicherung, Pathologie und die Chefs zusammen. Ich wäre gern weggelaufen. Aber ich konnte nicht. Wie angewurzelt stand ich in diesem Zimmer, in dem es nach Schweiß und Erbrochenem stank, und vor dem Bett in dem mein Kollege lag - mit verrenkten Gliedern und zugedecktem Kopf.
Seine Antifrisur viel mir ein, und seine weißen Anzüge. Ein Kloß schwoll in meinem Hals an. Milo neben mir reckte den Kopf zur Decke und presste die Hände auf die Stirn. Er stöhnte irgendetwas Unverständliches.
Erst als wir Sirenen hörten und die Autotüren vor dem Haus knallten, rissen wir uns von George Sarotti los und wankten die schmale Holztreppe hinunter. Ich ging wie auf Watte. Milo stöhnte ständig und stieß irgendwelche Verwünschungen aus.
Jay stand noch an der gleichen Stelle, an der wir ihn verlassen hatten. Er rauchte immer noch. Und starrte immer noch nirgendwo hin. Keiner von uns hatte Lust, irgendetwas zu sagen. Wir ließen uns von Jay Zigaretten geben und rauchten schweigend.