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"Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen, Mr. Gershom."

Der Anwalt sprach mit ruhiger, besonnener Stimme. Richard Gershom nahm den Hörer in die Linke. Seine rechte Hand war plötzlich schweißnass.

"Die Banken geben keinen Kredit mehr. Im Gegenteil - sie fordern, dass Ihre Firma den laufenden Verpflichtungen nachkommt. Und ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie Sie all das bezahlen wollen, Mr. Gershom."

Richard Gershom nahm den Hörer wieder in die Rechte und wischte sich die Linke am Hosenbein ab.

"Wenn Sie Konkurs anmelden, und was anderes wird Ihnen nicht übrig bleiben, dann wird die Staatsanwaltschaft sich eingehend mit Ihren Büchern beschäftigen. Dafür werden die Banken schon sorgen. Und ich befürchte ..."

Gershom legte einfach auf. Er wollte nicht hören, was sein Anwalt befürchtete. Er wusste selbst, was die Stunde geschlagen hatte. Eine Prüfung der Bücher würde ergeben, dass er Firmengelder für private Zwecke ausgegeben hatte. Große Summen. Und für sehr private Zwecke.

Jedenfalls war nichts mehr da. Nur noch Schulden.

Gershom ließ sich tief in seinen Schreibtischsessel hineinrutschen und lehnte den Kopf gegen die Lehne. Er schloss die Augen und seufzte tief.

Er war verloren, keine Frage. Die Firma im Eimer, seine Existenz zerstört. Auch Herbert Moriga würde er nicht länger täuschen können. Ein Wunder, dass er ihm überhaupt die Ausrede mit der geplanten Filiale in Boston abgenommen hatte. Nein - er würde Herby nicht mehr unter die Augen treten können. Niemandem würde er noch unter die Augen treten können.

Reglos und mit geschlossenen Augen hing er in seinem Sessel. Fast eine halbe Stunde lang. Dann zog er die mittlere Schublade seines Schreibtisches heraus und griff hinein. Die Walther hatte er vor zwei Jahren oben in der Bronx gekauft. Im Hinterzimmer eines Second-Hand-Shops. Damals hatte er noch persönlich zweimal die Woche die Einnahmen auf die Bank gebracht. Als die Umsätze wuchsen war ihm das irgendwann gefährlich erschienen. Und hatte sich schützen wollen.

Jetzt gab es nichts mehr zu schützen.

Mit ausdrucksloser Miene betrachtete er die Pistole. Er hatte nie damit geschossen. Mit dem Daumen legte er den Sicherungshebel um. Ob die Waffe überhaupt noch funktionieren würde? Er steckte den Lauf in den Mund und drückte ab. Sie funktionierte ...

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