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Gordener sah die Männer quer über den Hof gehen, als er aus dem Stall trat. Sie trugen dunkle Anzüge und wirkten irgendwie geschäftsmäßig. Deswegen hielt er sie zunächst für Manager eines Reitstalls, die nach guten Rennpferden Ausschau hielten. Das ganze Jahr über wurden Rennen in New York City veranstaltet, fast täglich, und der Verschleiß an Pferden und Jockeys war enorm.

"Suchen Sie jemanden bestimmten?" Die Männer drehten sich um, und Gordener sah, dass ihre Anzüge etwas Verbrauchtes, Nachlässiges hatten. Ihm schwante Übles.

Sie griffen in die Brusttaschen ihrer Jacketts und zogen merkwürdige Plaketten heraus. "FBI!", rief einer der beiden. Gordener, der eben noch lässig auf sie zuging, meinte den Boden unter sich wanken zu fühlen.

"FBI?" Mit größtem Kraftaufwand gelang es ihm weiterzugehen. Nur um Zeit zu gewinnen, streckte er die Hand aus, um die Dienstmarken zu betrachten. Der Anblick der Lady mit der Binde um die Augen und Schwert und Waage in den Händen traf ihn wie ein Fausthieb.

Die Männer zogen jetzt auch ihre Dienstausweise. "Jay Kronburg", brummte der ältere und massigere der beiden. "Und das ist mein Kollege Leslie Morell."

Gordener warf einen flüchtigen Blick auf die Dienstausweise und nickte. "Was gibt es?" Er wunderte sich über den klaren, energischen Klang seiner Stimme. Gott sei Dank - er bekam sich wieder in den Griff.

"'Ne Routineüberprüfung." Jay Kronburg sah sich um. "Sie sind der Eigentümer des Gestüts?"

Gordener nickte. >Routineüberprüfung< - der Bulle schien ihn für naiv zu halten. Er führte sie in seinen alten Wohnwagen neben der Reithalle, wo er sich ein kleines Büro eingerichtet hatte. "Was kann ich für Sie tun?" Er gab sich kooperativ.

Die G-Men wollten wissen, wie viel Mitarbeiter er hatte, wollten die Dienstpläne sehen und notierten sich Adressen und Telefonnummern aller Männer, die auf dem Gestüt arbeiteten.

"Hat einer von meinen Leuten was ausgefressen?", wollte Gordener wissen.

Kronburg zuckte mit den Schultern. "Vielleicht, vielleicht auch nicht. Eine Routineüberprüfung, wie gesagt." Er fummelte einen Zettel aus seinem Notizbuch.

"Für meine Leute lege ich die Hand ins Feuer, ehrlich." Gordener spielte das Spiel mit. "Ich guck mir jeden genau an, bevor ich ihn einstelle. Lauter anständige Bürger, wirklich ..."

"Wo waren Sie an diesen Tagen zu den angegebenen Uhrzeiten?" Kronburg reichte ihm den Zettel. Fünf Daten standen darauf. Das älteste lag über ein Jahr zurück, das jüngste war erst wenige Tage alt. Die Daten der Überfälle.

"Oh Gott, woher soll ich wissen, wo ich an einem bestimmten Tag, vor einem Jahr war?" Gordener grinste gekünstelt.

"Schreiben Sie sich die Daten auf und überlegen Sie in Ruhe." Leslie Morell winkte ab. "Wir rufen Sie morgen an - bis dahin können Sie ja mal in Ihrem Kalender blättern."

"Okay." Er brachte die Männer zum Eingang des Wohnwagens. Durch ein kleines Fenster beobachtete er, wie sie über den Hof zurück zu ihrem Wagen gingen. "Bullshit!" Er schlug sich mit der Faust in die flache Hand. Dann griff er zum Telefon.

Am Abend setzte er sich in seinen Buick und fuhr herunter nach Manhattan. Am St. Vincent's Hospital stieg Oliver Adams zu, an der Sechsundneunzigsten Nobel Warren. In einem düsteren Jazzclub in Harlem hockten sie sich in die hinterste Ecke.

"Ich hab nachgedacht." Über einem schwarzen, runden Tischchen steckten sie die Köpfe zusammen. Trotzdem musste Warren laut sprechen, um sich verständlich zu machen. "Sie kreuzen in deinem Gestüt auf. Sie wollen jeden Mitarbeiter überprüfen. Was folgt daraus?" Auffordernd sah er seine Partner an. Sie zuckten mit den Schultern. "Sie haben ein Spur, die irgendwas mit Pferden zu tun hat." Er musterte Nick Gordener. "Der Typ, der dich vor der Bank in Hartford vollgequatscht hat. Der hat gerochen, dass du nach Pferd stinkst ..."

"Scheiße!" Adams lehnte sich ruckartig zurück und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.

"Du spinnst ja", begehrte Gordener auf, "die Bullen werden eine Hinweis nachgehen, der einzig und allein aus einer Duftnote besteht!" Er tippte sich an die Stirn. "Dann können sie gleich alle Parfümerien in Manhattan nach deiner Zuhälter-Audünstung abklappern?"

"Wer weiß?" Warren neigte nachdenklich seinen schmalen Kopf. "Wie viel Leute gibt in New York City, die mit Pferden arbeiten?"

"Sicher tausend", sagte Gordener.

Nobel Warren dachte konzentriert nach. Die anderen beiden nippten an ihren Drinks und beobachteten ihn gespannt. "Das ist nicht ganz einfach durchzurechnen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass alle ein Alibi für diese fünf Daten haben, ist gleich null. Ich schätze, dass knapp fünfundzwanzig Prozent für mindestens eines der Daten kein Alibi haben, und etwa zwölf Prozent für mindestens zwei der Daten nicht. Deine Alibis sind hieb- und stichfest. Die Bullen werden sich also in den nächsten zwei bis drei Wochen mit hundertzwanzig bis zweihundertfünfzig Leuten eingehender befassen."

Gordeners Gesicht verriet, dass er nicht ganz mitkam. Adams dagegen nickte. "Wir müssen uns also eine Zeit lang zurückhalten, um die Bullen möglichst lange auf einer falschen Spur herumschnüffeln zu lassen ..."

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