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Achthundertneunzigtausend Dollar ... Herby ließ sich dieses berauschende Zahlwort auf der Zunge zergehen. "Achthundertneunzigtausend ..."

Sorgfältig schob er seine Wäsche über die Geldbündel und schloss die Holztruhe, in der er das Geld deponiert hatte.

Es hatte alles hervorragend geklappt: Bruce hatte sich noch im Wagen umgezogen und am Battery Park absetzen lassen. Er selbst war mit Ronny durch den Holland Tunnel nach New Jersey hinübergefahren. Dort hatte er seinen Anzug in einem Müllcontainer versenkt und das Geld in einen Koffer umgeladen. Mit der Bahn war er zurück nach Manhattan gefahren.

Ronny hatte gegen Mitternacht aus Baltimore angerufen und seine Vollzugsmeldung durchgegeben - Waffen, Pferdemist und Klamotten waren im Atlantik versenkt, den Wagen hatte er nachts vor der Avis-Filiale abgestellt.

Und Raymond Miller hatte ihn nicht erkannt. Sonst wären die Bullen schon längst vor seiner Tür gestanden.

Herby schüttelte fassungslos den Kopf. Er hatte nie daran gezweifelt, dass er den Banküberfall durchziehen würde. Trotzdem fühlte er sich jetzt, wo der ganze Stress hinter ihm lag, ein wenig wie in einem Traum. Es konnte doch nicht wahr sein, dass nun alles vorbei war. Und dass er es geschafft hatte.

Er fühlte sich so ähnlich, wie damals vor sieben Jahren, als der Alligator zuckend vor ihm lag. Und die blutverschmierte, leere Whiskyflasche auf seinen Panzer prallte.

Der Unterschied zu dieser Situation damals allerdings war entscheidend: Vor sieben Jahren hatte er zweihundert Dollar verdient und mit anderthalb Fingern dafür bezahlt. Gestern hatte er mindestens vierhunderttausend Dollar verdient - Ronny bekam zehn Prozent und Bruce die Hälfte des Restes. Und bezahlt hatte er nur mit ein paar Tagen Arbeit und einigen Litern Schweiß.

Herby grinste. Er ging zu seiner Bar und schenkte sich einen Whisky ein. Er lachte laut und zündete sich eine Gitane an. "Glückwunsch, Moriga!", rief er und hob sein Glas. "Gut gemacht!" Er goss den Whisky herunter.

Eine Stunde später holte er Trisha von der Bank in der Prince Street ab. Sie hatte den Nachmittag frei und er hatte sie zum Essen eingeladen. Während des Essens kein anderes Thema als der Überfall auf die Zentrale der New York Traffic Bank gestern Vormittag.

Herby beschränkte sich auf erstaunte Kommentare, kurze Nachfragen und bemühte sich um eine betroffene Miene. Das fiel ihm nicht schwer. Er war schon als Kind erfolgreich in der Theatergruppe seiner Schule aufgetreten. Und die gesprächige Trisha so wild gestikulieren und aufgeregt mit den Augen rollen zu sehen, und zu wissen, dass er die Ursache dafür war - dieses Spiel machte ihm sogar ein bisschen Spaß.

Der Spaß steigerte sich noch ganz erheblich, als er sie später in seinem Apartment aus ihrem engen Kleid und ihrer Wäsche pellte. Dann aber verging ihm der Spaß fast übergangslos: Er zog sie zu sich ins Bett, und sie sank seufzend auf ihn. Plötzlich schien sie zu stutzen und begann geräuschvoll zu schnüffeln. "Was benutzt du denn für ein aufdringliches Parfüm!" Sie presste ihre Nase auf seinen stachligen Schädel.

Ein Eisschauer fegte ihm über die Hirnhaut. Um Zeit zu gewinnen wälzte er sich auf sie und küsste sie wild und stürmisch. "Stinkt kolossal, was?", keuchte er. "Im Fitnessstudio haben sie gestern Abend rumgealbert." Er rieb seinen haarigen Bauch gegen ihren glatten, weichen Körper. Trisha schloss die Augen und stöhnte laut. "Alle Kahlköpfe wurden einparfümiert." Sie war mit ihrer Aufmerksamkeit längst woanders.

Zwei Stunden später lag er rauchend im Bett. Im Bad rauschte das Wasser. Trisha pflegte immer sehr ausgiebig zu duschen. Er grinste. Selten hatte er eine Frau im Bett gehabt, die sich so aufs genießen verstand. "Die kriegt noch vom Duschen einen Orgasmus", dachte er grinsend.

Er stand auf und ging ins Bad. Er wollte es endlich hinter sich bringen. Auf dem Waschbecken die Flasche mit dem Parfüm. "Bullshit!" Er ließ es im Toilettenschrank verschwinden.

Trisha drehte das Wasser ab und zog den Duschvorhang auf. Er betrachtete ihr Gesicht im Spiegel. "Ich werde im November ein paar Wochen Urlaub machen", sagte er. "In Brasilien. Hast du Lust mitzugehen?"

"Au ja!" Vergnügt küsste sie ihn in den Nacken. "Wenn du mich mitnimmst?"

"Ich wüsste nicht, was ich lieber täte – nur ..." Er drehte sich um, fasste ihr Kinn mit beiden Händen und hielt ihren Kopf fest. "Nur musst du dich entscheiden - ich teil' dich nicht länger mit diesem Bullen. Klar!?"

Sie machte sich los und funkelte ihn wütend an. "Spießer!"

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