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"Okay, wir sind schon unterwegs." Ich legte den Hörer auf und angelte mein Jackett von der Stuhllehne. "Komm, Partner - unsere Kollegen von der City Police haben ein Lager mit zwei Dutzend MP5 gefunden."

Milo schaltete seinen PC aus. "Wo?"

"Bei einem toten Waffenhändler in der Bronx."

Wir waren erst eine Stunde im Büro an diesem Freitagmorgen. So früh auf eine neue Spur gestoßen zu werden, hatten wir nicht erwartet. Ich hoffte jedenfalls, dass es eine sein würde.

Ich steuerte unseren Dienstwagen, einen grauen Mercury, durch die morgendliche Rushhour. Milo hatte das Rotlicht aufs Dach geklebt. Wie ein Reißverschluss öffnete sich vor uns die zäh dahinkriechende Blechlawine.

"Was macht die Liebe?", fragte ich.

"Kompliziert." Milo strich sich nachdenklich durch seine dunkelblonde Mähne. "Ich wollte ihr eigentlich den Laufpass geben. Sie ist ein bisschen naiv, die gute Trisha. Und ich bin entschieden zu eitel, um eine Frau mit einem anderen zu teilen."

"Und?"

"Diesem Moriga scheint es ähnlich zu gehen. Er hat sie vor die Wahl gestellt - er oder ich." Es zuckte um Milos Mundwinkel. Die Affäre schien ihm Spaß zu machen. ">Mach' was du willst, Mädchen<, habe ich gesagt. >Du bist frei.<." Jetzt grinste er über das ganze Gesicht. "Und sie hat sich für mich entschieden."

"Gratuliere, Partner."

"Wär' schade gewesen. Sie ist verdammt gut im Bett." Er seufzte und machte ein genießerisches Gesicht.

Ein merkwürdiges Gespräch auf dem Weg zu einem Toten, dachte ich. Aber so ist das im Leben. Die einen lieben, die anderen hassen, die einen blühen auf, die anderen sterben. Tod und Leben liegen manchmal so verdammt nah beieinander.

Die Leiche des Waffenhändlers sah nicht so aus, als hätte der Mann vor seinem Tod noch allzu viel zum Lachen gehabt. Sie wies schwere Verletzungen auf. "Irgendjemand hat den Mann gefoltert, um etwas aus ihm herauszupressen", sagte der Pathologe vor Ort. "Jedenfalls seh ich das so."

Die Kollegen von der City Police zeigten uns das Waffenlager. "Der Gedanke ist verlockend, nicht wahr?" Milo griff sich eine der Maschinenpistolen. "Unsere Bankräuber haben sich hier ihre Waffen gekauft. Wie aber passt der Tod dieses Kleiderschranks da hinein?" Er machte eine Kopfbewegung zu der Leiche des Mannes. Unsere Kollegen hatten ihn vom Stuhl losgebunden. Zu sechst versuchten sie nun den Koloss in den Leichensack zu hieven.

Ich zuckte mit den Schultern. "Frag mich was Leichteres."

Wir stellten den ganzen Laden auf den Kopf. Und die Wohnung des Waffenhändlers dazu. Die Sondereinheit wurde von den Ermittlungen im Rennstallmilieu abgezogen und auf drei Dutzend Leute angesetzt, deren Namen wir in einer Datenbank des Waffenhändlers fanden.

Am späten Nachmittag wussten wir, dass zwei Männer auf der Suche nach Leuten waren, die Maschinenpistolen des Typs MP5 Heckler & Koch gekauft hatten. Und wer in letzter Zeit solche Waffen gekauft hatte, erfuhren wir auch: Ein gewisser Ronny Perlman aus der Lower East Side.

Der Besuch bei ihm gestaltete sich relativ unkompliziert: Er konnte weder lügen noch die Wahrheit sagen. Er war tot. Und als wir in seinem Bekanntenkreis recherchierten, stießen wir prompt auf die nächste Leiche. Bruce Striver hieß der dritte Tote dieses Tages. Ein Reserveoffizier der Army.

Schweigend standen wir vor ihm. "Verdammt noch mal!", fluchte Ruther, den wir an den Tatort geholt hatten. "Was wird hier eigentlich für'n Spiel gespielt!?"

"Keine Ahnung, Norman." Ich zuckte mit den Schultern und deutete mit dem Kopf auf den Toten. "Ich weiß nur, dass der arme Kerl mit den anderen beiden Leichen mehr als nur den hässlichen Schlitz in der Kehle gemeinsam hat ..."

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