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Sidney starrte auf den Hügel aus Kränzen und Blumen.

Der milde Spätsommertag verstreute sein freundliches Licht über die Grabreihen. In den alten Ulmen und dem schon gelblichen Laub der Birken zwitscherten die Vögel. Zwei Dutzend Gräber links von Sidney ordnete eine alte Dame liebevoll die Blumen vor einem roten Grabstein. Nicht weit hinter ihm, auf einer Bank, umarmte sich ein Pärchen. Und von unten, von der Straße her, drang der Lärm der einsetzenden Rushhour in die Ruhe des stillen Parks.

Sidney bekam von all dem nichts mit. Er stand regungslos vor Terrys frischen Grab. Sein hübsches, schwarzes Gesicht schien merkwürdig angespannt, und manchmal bewegten sich seine Lippen, als würde er mit einem unsichtbaren Gesprächspartner flüstern.

"Sie beten, dass man deinen Mörder findet, Terry. Ich bete nicht. Ich werde ihn finden." Er tastete unter die Jeansjacke, die er trotz der Wärme angezogen hatte. Seine rechte Hand umschloss den hölzernen Griff eines Revolvers. "Ich war an Dads Schrank. Den alten, schmalen Fichtenschrank an der Treppe zum Speicher. Ich hab' ihn dir mal gezeigt. Ich hab' mir eine Dienstwaffe Smith & Wesson herausgenommen. Keine Angst - nur zur Vorsicht. Und zwanzig Schuss Munition. Wenn ich ihn kriege, werde ich kein Schriftsteller. Dann gehe ich zu den Cops. Das versprech ich dir, Terry. Dann werd ich FBI-Agent."

Von links näherten sich knirschende Schritte auf dem Kiesweg. Sidney sah die alte Dame näher kommen. Sie trug eine Jutetasche in der Rechten und eine kleine Gießkanne in der Linken. Sie nickte dem Jungen zu. Mitleid spiegelte sich in ihrem Gesicht.

Sidney wartete bis sie sich entfernt hatte. "Ich geh' jetzt, Terry. Wenn du kannst, pass auf mich auf." Er wandte sich ab und verließ den Friedhof.

Den Revolver seines Vaters hatte er gestern gleich nach der Schule aus dem Schrank geklaut. Er kannte die Stelle in seinem Schreibtisch, wo Dad den Schlüssel festgeklebt aufbewahrte: An der Unterfläche der obersten Schublade.

Danach war er mit der U-Bahn nach Lower Manhattan gefahren. Auf dem Dach eines der Hochhäuser hatte er Schießübungen gemacht. Er hatte nicht gut geschossen. Aber wenn er den Revolver mit beiden Händen festgehalten hatte, waren die Kugeln wenigstens in der Nähe des leeren Farbeimers eingeschlagen, den er sich als Ziel gewählt hatte.

Heute wollte er durch Stuyvesant Town streifen. Den ganzen Nachmittag. Bis zum Sonnenuntergang. Irgendwann würde ihm dieses verdammte Schwein über den Weg laufen. Und ihn ansprechen. ...>die Opfer ähneln sich. Lauter gut gebaute, hübsche, schwarze Jungs<... Sid hatte keinen Zweifel, dass er ihn ansprechen würde.

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