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"Jerome!" Clearence lief aus der Werkstatt über den Hof. "Jerome, zum Teufel, wo steckst du!?" Er riss sämtliche Türen der großen Parterrewohnung auf, in der früher der Bestatter sein weiträumiges Büro hatte. "Jerome!"

Er war nicht da. Clearence ließ sich auf einen der Baststühle neben dem abgebeizten Eichentisch fallen. Die langsame Bewegung, mit der er sich den Fahrradhelm abzog, verriet seine Erschöpfung. Aus der kleinen Gurttasche seines Bikerdress' zog er ein Schachtel Camel. Seine Hand zitterte ein wenig, als er die Zigarette anzündete.

Etwas Kaltes, Glitschiges kroch hinter seinem Brustbein herauf. Etwas, dass er aus Kindertagen kannte. Immer wenn er was ausgefressen hatte und sein Dad den Rohrstock vom Schrank holte, war dieses Ding plötzlich in seiner Brust aufgewacht und hatte sich um sein kleines Herz gewickelt.

Er schluckte. Jerome war weg. Und das kalte Ding in hinter seinem Brustbein raunte: >Du meinst - Jerome ist tot.<

Er hatte ihn heute Morgen zuletzt gesehen. Beim Wecken. Während er sich auf sein Bike geschwungen hatte, um eine ziemlich harte Tour zu fahren, war Jerome ans Fenster gekommen und hatte gewunken. "Ich versteck die Kisten auf irgendwelchen Parkplätzen am Stadtrand. Wir sehen uns bei den Bullen."

Das hatte er gesagt. Und nun war er weg. Und bei den Bullen hatte er sich auch nicht blicken lassen. Und zwei der gestohlenen Wagen standen noch draußen im Hof. Nur der blaue Mitsubishi Kombi aus der Werkstatt war weg.

Das glitschige, kalte Etwas löste sich von seinem Brustbein und begann über sein Herz zu kriechen. Das schlug schneller.

Hastig fingerte Clearence ein Stück Papier aus der Gurttasche. Er entfaltete es und strich das Blatt vor sich auf dem Tisch glatt. Der schwarze Zeigefinger seiner rechten Hand wanderte über die Adressen- und Absenderliste des Streckenplanes, der am Mittwoch abzufahren gewesen war.

Der Paketdienst hob die Disketten mit diesen Daten immer ein Jahr lang auf. Natürlich hatte Clearence den Bullen das Papier nicht überlassen. Man brauchte kein guter Schnüffler sein, um bei Jerome die eine oder andere Leiche im Keller zu finden. Und das wollte Clearence vermeiden.

>Toten macht es nicht aus, wenn man ihre Keller durchsucht<, raunte das Glitschding auf seinem Herz.

Tatsächlich stand eine Adresse in der neunten Straße auf der Liste. Clearence stand auf, rannte hinaus und schwang sich auf sein Rad.

Zwanzig Minuten später stand er vor der alten Textilfabrik. Fassungslos starrte er abwechselnd auf das leere Gemäuer und die Liste in seiner Hand. Irgendjemand hatte eine Sendung hierher geschickt!

Er sah sich Adresse und Absender genauer an. Y. Blackman hieß der Adressat. Und als Absender war ein Postfach in Los Angeles angegeben. >H. Atred< hieß der Inhaber.

Die Schrift verschwamm vor Clearence' Augen. "Blackman", murmelte er. Die Berichte über den Serienkiller fielen ihm ein. Er starrte die Liste an. "H. Atred." Das kalte Ding zog sich um sein Herz zusammen und schwoll an. Der Punkt nach dem >H< löste sich auf, und ein kleines >a< anstelle des Großen sprang ihn an - >Hatred<. Hass ...

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