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Oberst Costomsky ließ sich von einem Taxi in die Barker Street bringen. Es war ein heller Vormittag. Er hatte sich einige Nummern vor seinem eigentlichen Ziel absetzen lassen. Langsam ging er die friedlich daliegende Straße hinauf und postierte sich vor einem altertümlichen Gebäude, das sich von den anderen in der Reihe kaum unterschied. Von gekauften Kräften lieblos gepflegte Vorgärten, und dahinter die Stuckfassaden einer toten Epoche.

Am Eingang des Hauses seiner Wahl studierte Costomsky die eloxierten Schilder an der Wand. Auf einem von ihnen konnte man lesen: »Dokumentationszentrum für Wirtschaftsgeographie«

Costomsky lächelte schal und ging in das Gebäude. Die Treppe war eng und steil, und an den Wänden hingen verwaschene blaue Tapeten. Costomsky öffnete die Tür, die zu den Räumen des Dokumentationszentrums führte. Die vollbusige Sekretärin ließ von Nägeln und Nagellack ab und lächelte dem Oberst freundlich entgegen.

»Was kann ich für Sie tun?«

»Ich möchte gerne General Clark Benson sprechen.«

Die Dame machte einen Froschmund und schnappte sekundenlang nach Luft.

»Sie haben sich auch bestimmt nicht in der Adresse geirrt, werter Herr?«

Costomsky winkte ab.

»Ich pflege mich nicht zu irren«, meinte er kalt.

Der dümmliche Ausdruck aus den Augen der Sekretärin verschwand. Sie kniff die Lider zusammen.

»Wen darf ich melden?«

»Mein Besuch ist rein persönlicher Natur. Der General weiß Bescheid, wenn er mich erst sieht.«

»Ein Herr dieses Namens ist nicht bei uns beschäftigt.«

Costomsky gönnte dem Mädchen ein dünnlippiges Grienen.

»Darüber möchte ich mit Ihnen nicht diskutieren. Doch ich kann Ihnen in die Hand versprechen, dass Sie Ihren Job los sind, wenn Sie nicht alle Hebel in Bewegung setzen, um mir meinen bescheidenen Wunsch zu erfüllen.«

Das half.

Die üppige Blondine wollte gerade einen der vielen Telefonhörer aufnehmen, als eine weitere Tür geöffnet wurde. Costomsky sah den Neuankömmling. Er war an die dreißig Jahre alt und hatte ein offenes Jungengesicht. Costomsky ließ sich davon nicht täuschen. So hatte er sich die Absolventen der Langley-Akademie schon immer vorgestellt gehabt. Der Bursche kam frisch von der CIA-Schule. Die blauen Augen blickten professionell kalt, als ob es auch einen Kurs im Verdächtige Subjekte anschauen gäbe.

»Ich heiße Ralf O’Reary. Was wünschen Sie?«

Costomskys Grienen wurde ausgeprägter.

»Das wissen Sie doch bereits. Dieser Raum wird abgehört. Ich möchte General Clark Benson sprechen.«

»Was führt Sie hierher, Mister ...?«

»Jirj Costomsky. Vielleicht ist mein Name Ihnen kein Begriff. Aber Ihrem Chef schon. Ich komme übrigens aus eigenem Antrieb.«

»Wie ... wie sind Sie auf diese Adresse gestoßen?«

Jirj Costomskys Grienen wurde beinahe herzlich.

»Ich kenne sie schon lange. Meine Freunde und ich verfolgen Ihre – äh – Arbeit schon lange und mit großem Interesse ... «

Die beiden Männer sahen sich eine ganze Weile an und verstanden sich schließlich.

»Warum wollen Sie Benson sprechen?«, fragte O’Reary. »Diese Angelegenheit scheint mir ziemlich – na ja – delikater Natur zu sein.«

»Sie schätzen richtig, junger Freund. Ich habe etwas sehr Privates mit Ihrem Chef zu besprechen.«

Ralf O’Reary überlegte ein paar Sekunden lang.

»Gut«, sagte er. »Folgen Sie mir.«

Sie gingen durch die Tür, durch die der amerikanische Agent gekommen war. Auf dem Weg durch einen schlauchförmigen Gang entgingen Costomskys scharfem und geschultem Blick die kleinen Kameraobjektive an den Wänden nicht.

O’Reary öffnete die Tür am Ende des Korridors.

»Nach Ihnen, Mister Costomsky.«

Als der Militärattaché den kleinen Salon betreten wollte, packte O’Reary ihn an der Schulter und drehte ihn zur Wand. Wieselflink glitten seine Hände an Costomskys Körper auf und ab.

»Entschuldigen Sie. Nur eine kleine Formalität.«

Der Russe lachte.

»Ich dachte schon, Sie würden darauf verzichten.«

Das Zimmer war klein und ungemütlich eingerichtet. Zwei Sessel und ein kleiner Beistelltisch, auf dem Zeitschriften lagen.

Während O’Reary ging, nahm Jirj Costomsky in einem der Sessel Platz.

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