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Seine Hände glitten an ihrem Körper hinab und wieder hinauf. Langsam öffnete er die Knöpfe ihrer Bluse. Mariann Parcels letzter Widerstand schmolz dahin.

Viel später, sehr viel später, als sie beide nackt auf dem Bett lagen, zündete sich Jirj Costomsky die unvermeidliche Papyrossi an, und Mariann Parcel hatte keine Zweifel und keine Probleme mehr. Costomsky hatte sich einmal mehr als der perfekte und zärtlichste Liebhaber erwiesen. Mariann Parcel schloss glücklich die Augen.

Jirj Costomsky wartete. Er rauchte noch eine zweite Papyrossi, und ab und zu schaute er der jungen Frau zu, wie sie glücklich in den Schlaf hinüber dämmerte. Sie hatte beide Lider geschlossen und atmete tief und fest. Costomsky legte seine Hand auf ihre nackte Schulter und streichelte sie.

Kein Zweifel.

Mariann Parcel schlief.

Langsam erhob sich der Russe, immer auf die junge Frau achtend, und ging zurück ins Wohnzimmer.

Als Costomsky den Schlafraum verlassen hatte, öffnete die junge Frau ein Auge und schloss es sofort wieder. Ans Träumen war nicht mehr zu denken.

Costomsky zog sich an und ging ins Treppenhaus hinaus. Er stieg eine Etage tiefer und blieb vor der Wohnung zur Linken stehen und drückte auf den Klingelknopf.

Ein Mann öffnete, und Costomsky trat ein. Die Wohnung war die gleiche, wie Mariann Parcel sie hatte. Nur die Einrichtung war anders.

Ultramodern.

Alles glänzte aus Kupfer und Chrom.

Costomsky schaute sich um.

»War es nicht schwierig, dieses Apartment zu bekommen?«

Der andere Mann lächelte.

»Geld öffnet fast alle Türen.«

Costomsky ließ sich in einen wuchtigen, flauschigen Sessel fallen, dessen Fellbespannung sich wohlig um seinen Körper schloss.

»Sehr gut. So etwas werde ich mir auch einmal anschaffen, wenn ich im Ruhestand bin, Fjedor.«

»Wollen Sie etwas trinken?«

»Haben Sie Wodka?«

»Ja. Den echten.«

Fjedor brachte zwei Gläser und eine schlanke Flasche. Er schenkte die Gläser voll.

»Ich habe Neuigkeiten aus Prag«, sagte er. Fjedor war ein stämmiger Mann, der eher wie ein breit gesessener Buchhalter aussah als wie ein Agent des KGB.

»Was spielt sich ab?«

»Bis jetzt läuft die Sache ganz gut. Ein Agent namens Igor Surel hat sich Buczenkows angenommen.«

»Ist das sein richtiger Name?«

»Mit Sicherheit nicht. Ich denke, Sie haben einen Volltreffer gelandet, Genosse Costomsky. Craceck meint auch, dass dieser Surel mit Mike Borran identisch ist. Allerdings hat er außer seiner Gerissenheit noch nichts Besonderes gezeigt. Ich bin in dieser Sache nicht ganz eingeweiht, müssen Sie wissen.«

»Ich sage Ihnen auch nicht mehr darüber, Fjedor. Tatsache bleibt, dass wir uns diesen Borran schnappen müssen. Er hat uns das letzte Jahr über schon zu viel Ärger bereitet. Der Teufel mag wissen, wieso es ihm bisher immer wieder gelungen ist, auch dem am engsten geknüpften Netz zu entschlüpfen. Dieser Borran bedeutet eine nationale Gefahr für uns. Sie wollten mir noch etwas über Craceck erzählen?«

»Er spurt und ist dankbar. Er weiß sehr genau, dass er sein Überleben einzig und allein Ihnen verdankt. Dass Sie ihm das Geld schicken, mit dem er seinen Lebensunterhalt bestreitet und seinen Arzt und seine Medikamente bezahlt. Auch glaubt er natürlich fest daran, dass er seinen Lebensabend auf der Krim verbringen darf, wenn erst alles vorbei ist.«

»Und Buczenkow?«

»Scheint blindlings in die Falle zu stolpern, die Borran ihm gerade stellt. Ein einzigartiger Mann. Ich wollte, wir hätten auch mehrere von dieser Sorte. Bei dieser Gelegenheit, Genosse Costomsky: Weshalb soll Buczenkow eigentlich baden gehen?«

»Er ist unwichtig geworden«, antwortete Costomsky knapp. »Und gefährlich ist er obendrein. Er weiß einfach zu viel über uns. Keine Garantie für ein langes Leben. Buczenkow ist etwas selbstherrlich geworden in der letzten Zeit. Sein Ehrgeiz frisst ihn noch einmal auf. Indem wir Borran auf ihn hetzten, taten wir uns nur einen Gefallen. Borran wird ihn erledigen.«

»Und soll er das?«

»Buczenkow ist ebenso nutzlos geworden wie das Agentennetz, das er in den Benelux-Staaten aufgebaut hat. Wir bekommen unsere Informationen inzwischen auf direkteren Wegen. Damit ist Buczenkow überflüssig wie ein Kropf geworden.«

»Allmählich beginne ich zu verstehen«, meinte der dickliche KGB Agent. »Dem Politbüro liegt an einem CIA-Skandal. Das derzeitige Verhältnis zwischen den beiden Staaten soll wieder etwas eingefroren werden. Nur zu schön, wenn Sie bei dieser Gelegenheit nicht nur einen Parasiten loswerden, sondern auch noch einen Top-Mann des CIA erwischen.«

»Sie haben es wieder einmal erfasst, Fjedor. Doch Sie täten gut daran, das alles auf der Stelle wieder zu vergessen. Nicht, dass das Nachdenken bei uns verboten wäre. Aber Schweigen ist bei uns nicht nur Gold, sondern Platin ...«

»Ich wollte nicht auffallen, Genosse Costomsky. Wirklich nicht. Bleiben wir auf dem Teppich. Sie wollen doch noch mehr von mir wissen.«

»In der Tat. Hat man es Craceck abgekauft, dass sein wirkliches Interesse nur seiner Vergeltung gilt? Seinem Rachegedanken?«

»Besser als erwartet. Craceck muss sich selbst übertroffen haben. Man hat ihm sogar in die Hand versprochen, dass er Buczenkow mit eigenen Händen erwürgen dürfe.«

»Damit sind die Kollegen ja ziemlich weit gegangen«, meinte Costomsky. »Hätte ich ihnen gar nicht zugetraut. Aber sie werden Craceck wohl unbedingt gebraucht haben. Ihn und seinen tödlichen Hass auf Boris Buczenkow. Wissen Sie noch mehr, Fjedor?«

»Ich weiß es nicht genau. Aber der letzte Kontakt zwischen Craceck und Buczenkow steht unmittelbar bevor.«

»Sie haben Craceck davon in Kenntnis gesetzt, was er zu machen hat?«

»Nein. Noch nicht. Es kommt darauf an, ob Buczenkow die Geschichte überlebt. Sie wollen diesen Borran doch auch lebend bekommen?«

»Selbstverständlich, ja. Vollblüter schlachtet man nicht, Genosse Fjedor. Weisen Sie unsere Stellen entsprechend an. Ist sonst noch was?«

»Wie man’s nimmt. Borran ist nicht allein.«

»Was?«

»Ja. Es sind noch zwei andere Amerikaner mit im Spiel. Sie leben schon seit Jahren in der CSSR. Aber sie werden unsere Pläne nicht durchkreuzen. Wichtig ist nur, dass Craceck und Borran die Geschichte allein hinter sich bringen wollen. Doch Sie sehen daraus, dass Benson Ihnen nicht über den Weg getraut hat. An Ihrer Stelle würde ich den Telefonapparat von Miss Parcel nicht benützen.«

»Das ist mir klar. Der gute Benson hat mir außerdem noch zwei Aufpasser mitgegeben, die mir ständig auf den Fersen sind. Sie werden jetzt unten stehen und frieren. Lassen wir die Dinge auf uns zukommen.«

Fjedor begleitete Costomsky bis zur Tür.

Der Russe ging schnell in die Wohnung von Mariann Parcel zurück, die zwar die Augen geschlossen hatte, aber doch nicht schlief ...

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