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Von außen sah Buczenkows Wohnung alt aus. Innen überhaupt nicht mehr. Modernste Funkgeräte gehörten genauso zur Ausstattung wie Tonmaschinen und ein Berg von Akten.

Eine wahre Fundgrube, wie Borran schnell herausfand. Er hatte schon acht oder neun Minox-Filme belichtet, und noch immer war kein Ende abzusehen. Benson würde sich drei Tage lang die Hände reiben, wenn er mit diesem Material zurückkam.

Da klingelte es draußen.

Borran zog seine Automatik und ging zur Tür.

Mit einem Ruck riss er sie auf und starrte in die Augen zweier verdutzter Männer.

»Was wollen Sie?«

»Entschuldigen Sie. Sind Sie Genosse Buczenkow?«

Wenn sie Buczenkow gekannt hätten, dann hätten sie wohl kaum gefragt.

Deshalb nickte Borran.

»Was wollen Sie von mir?«

»Ich heiße Gepac, und das ist Genosse Zupka. Wir hätten Sie gerne gesprochen, aber wenn das nicht möglich ist, schauen wir gerne ein anderes Mal vorbei.«

Während er das sagte, starrte Gepac andauernd in die Mündung von Borrans Revolver. Mike ließ die Waffe etwas sinken.

In diesem Moment versetzte ihm Zupka einen Schlag gegen die Brust, der Borran gegen die Wand schmetterte. Der Revolver flog ihm aus der Hand.

Der Angreifer setzte nach, lief jedoch genau über Borrans gestrecktes Bein. Mit einem kurzen Aufschrei sackte er zu Boden.

Gepac handelte überlegter. Er hielt Borran die eigene Kanone unter die Nase.

Mike nahm darauf keine Rücksicht. Sein Fußtritt kam blitzschnell. Dann setzte er mit einer Serie von Schlägen nach, die Gepac gegen die Wand trieben und ihm die Luft aus den Rippen nahmen. Die Waffe war ihm entfallen.

Nach einer gestochenen Geraden verdrehte Gepac die Augen und rutschte am Garderobenschrank herunter. Blut sickerte aus seinem Mundwinkel.

Borran wollte sich gerade nach seinem Revolver bücken.

»Das Spiel ist aus, Surel. Pfoten hoch. Oder ist es Ihnen lieber, wenn ich Sie Mike Borran nenne ...?«

Zupka rappelte sich gerade in sicherer Entfernung von Borran hoch. Er hatte seine Waffe im Anschlag. Der Zeigefinger lag schon fast am Druckpunkt.

Auch in Gepac kam wieder Leben. Sein Gesicht verzerrte sich zur Fratze.

»Das wirst du mir büßen, Bursche.«

»Lass es bleiben«, sagte Zupka schnell. »Du kannst dein Mütchen noch früh genug kühlen. Aber Mister Borran ist doch bestimmt ein vernünftiger Mensch. Er kennt die Uhr und weiß, was die Stunde geschlagen hat. Nicht wahr?«

Zupka sammelte Borrans Revolver ein.

»Was wollen Sie von mir?«, fragte Borran, um Zeit zu gewinnen.

»Ein guter Bekannter von Ihnen hat uns Bescheid gesagt, wann wir hier einen CIA-Agenten antreffen würden. Einen kaltblütigen Mörder an einem uns sehr lieben Genossen ...«

Borran begann, Costomskys Plan in seiner ganzen infamen Tragweite zu durchschauen. Ihm wurde es gleichzeitig heiß und kalt dabei. Costomsky war noch gerissener, als selbst Benson angenommen hatte.

CIA-Agent erschießt Leiter einer Handelsmission!

Ein gefundenes Fressen für die andere Seite, und ein gutes Mittel, um neue Repressalien durchzudrücken.

An diesem Punkt seiner Überlegungen angelangt, sagte Gepac: »Hol unseren Freund doch herauf. Mister Borran möchte ihn vielleicht begrüßen. Vor allem aber wird er einsehen, dass eine Flucht sinnlos wäre.«

Zupka drückte sich an Borran vorbei. Er hatte dazugelernt und blieb außerhalb von Mikes Reichweite.

Kurze Zeit später kam er wieder zurück. Craceck grinste freundlich.

»Überrascht, mich so schnell wiederzusehen, Mr. Borran?«

»Nicht mehr. Ich hätte auf meinen ersten Eindruck von Ihnen vertrauen und Ihnen den Mund stopfen lassen sollen.«

»Ihr Pech, dass Sie das nicht getan haben. Sie wundern sich gar nicht, dass wir Ihren Namen kennen?«

»Kennen Sie ihn denn wirklich?« Borran grinste spöttisch.

»Sie werden ihn noch sagen. Verlassen Sie sich darauf. Ich müsste Ihnen noch dankbar sein, Borran.«

»Ich bin der Preis für Ihre Freiheit?«

»So ungefähr.«

»Ein schlechter Tausch.«

»Nur für Sie. Kann ich dann wieder gehen, Genossen?«

Er hatte sich an Gepac und Zupka gewandt.

»Einen Augenblick noch«, meinte Zupka. »Da gibt es noch ein kleines Problem, Genosse ...«

Zupka hielt Borrans Revolver in der Faust und richtete die Mündung auf Cracecks Kopf.

Craceck wurde aschfahl.

»Aber ... aber das könnt ihr doch mit mir nicht machen. Ich ...«

»Das Leben schlägt die tollsten Kapriolen, Craceck. Meine Idee war das nicht. Aber Mr. Borran wird nun zwei Morde auf dem Gewissen haben ...«

Die Waffe bellte zweimal kurz auf.

In der Diele breitete sich beißender Korditgestank aus.

Borran nützte jene Sekunde, in der die Aufmerksamkeit der beiden etwas von ihm abgelenkt war.

Er warf sich mit den Schultern gegen die Tür, hinter der er das Bad Buczenkows wusste. Er fiel samt dem Türblatt über die Schwelle und rollte sich über die Schulter nach vorn ab.

Borran hatte sich auf diesen Augenblick vorbereitet gehabt. Er beherrschte seine außerordentliche Fähigkeit von Mal zu Mal besser. Als er das starke Ziehen im Nacken verspürte, wusste er, dass die sichtbare Molekularstruktur seines Körpers sich aufzulösen begann. Zu seinem Leidwesen machte ihn das nicht kugelfest.

Aber es war nur mehr ein schattenhafter Schemen, auf den Gepac anlegte. Die Kugel brannte Borran über den Rücken. Seine Lage war immer noch fatal genug, denn im Bad war es eng wie in einer Konservendose.

Es blieb ihm nur die Flucht nach vorn.

Borran prallte gegen Gepacs Beine, und der Mann stieß einen verblüfften Schrei aus, torkelte zurück gegen Zupka.

»Hast du das gesehen?«, schrie er.

Seine Stimme klang schrill.

»Wieso rempelst du mich an?«

»Hast du das denn nicht gesehen?«

»Was soll ich gesehen haben? Du hast den Kerl doch erwischt! Hoffentlich nicht tödlich getroffen. In der Zentrale sind sie ganz wild auf ihn.«

»Er ... er ist weg!«

»Mach mich nicht verrückt. Ich ...«

Dann standen die beiden Männer nebeneinander am Eingang zum schlauchförmigen Bad. Das Fenster war geschlossen. Die Toilettenschüssel hatte ein Geschoss zerschmettert.

Und Borran stand im Rücken von Gepac und Zupka. Er konnte es sich aussuchen, wohin er mit seiner Handkante treffen wollte.

Er traf ausgezeichnet.

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