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McIntire war bald darauf gegangen. Mit dem Versprechen, dass Mike sich die Geschichte einmal aus der Nähe betrachten würde. Nur bitte nicht mehr in der heutigen Nacht, weil er die Kopfplatzwunde zumindest erst verschorfen lassen wollte. Morgen sei auch noch ein Tag, und Dank der wohlgemeinten Lektion einiger hirnrissiger CIA-Fürsten könne er heute einfach nicht mehr.

Der Ire sah das ein.

Doch das schien nun mal der Tag der Iren zu bleiben.

In einem Anfall von Wahnsinn hatte Mike Borran seiner Freundin einen Schlüssel zum Haus überlassen.

Mit dem Ergebnis, dass sie tatendurstig, laut und verboten fröhlich kurz vor Mitternacht wie ein Wirbelwind durchs Haus stob.

»Grüß dich, Liebling! Ich konnte noch einen Platz in der Abendmaschine bekommen.«

Da stand sie nun mitten in seinem Schlafzimmer, das Gesicht gerötet und mit einem Wust von Päckchen und Paketen beladen.

Plenty ließ alle Päckchen auf einmal fallen, stimmte ein Indianergeheul an und sprang auf Mikes Bett, noch bevor er richtig wach geworden war.

»Du liebst mich nicht mehr«, stellte sie dann auch sofort fest, als Mike ihren feuchten Kuss nicht sofort mit derselben Hingabe erwiderte. »Ich werde mich von dir scheiden lassen.«

Mike Borran stöhnte, blinzelte ins Licht und rappelte sich auf die Ellenbogen hoch.

»Wir sind verheiratet?«

»Nein. Aber wir fliegen gleich morgen früh nach Reno und erledigen das. Dann können wir bis zur Nachtmaschine schon wieder geschieden sein.«

Ihr helles Lachen tat weh in Borrans Ohren. Das war so ein Augenblick, in dem er sich nach einem Heimchen am Herd sehnte, das kuhäugig zu ihm aufblickte, wenn er am Abend müde von der Arbeit nach Hause kam und ihm die Pantoffeln und die gestopfte Pfeife holte.

Doch allein Plentys Gegenwart ließ solche Gedanken nicht länger zu.

Sie lachte immer noch, saß angriffslustig auf seiner Matratze und war so hinreißend schön, dass Mike schlucken musste.

»Wäre es dir recht, wenn wir ein andermal über Heirat und Scheidung sprechen?«, fragte er. »Warum hast du nicht angerufen?«

»Ich wollte dich in flagranti ertappen, du Sünder«, flötete sie und zog einen Schmollmund. »Wo hast du sie versteckt?«

»Im Gefrierschrank«, antwortete Mike.

»Dann ist es gut. Dort kann sie bleiben«, meinte Plenty und fiel ein zweites Mal über ihn her. Diesmal schon ein wenig zärtlicher. »Ich hatte ganz einfach Sehnsucht nach dir, Liebling«, flüsterte sie neben seinen Schläfen. »Da kam ich eben zwei Tage früher. Ist das sehr schlimm? Oh!«

Sie hatte mit ihren Fingern die kaum verschorfte Wunde und die imposante Beule an Mikes Hinterkopf ertastet. »Hat dich eine Sternschnuppe getroffen? Was hast du dir gewünscht?«

Doch dann wurde sie ernst. Mike Borran hatte sein Gesicht im Schmerz verzogen. Er brauchte die Grimasse nicht zu spielen.

»Oh, entschuldige, Liebling. Das habe ich nicht gewollt. Wann ist das passiert?«

»Heute Vormittag. Ich bin gegen einen Gewehrkolben gerannt.«

Sie glaubte ihm aufs Wort.

»Gegen den Gewehrkolben eines Bullen?«

»Nein. Ein Herr von der anderen Fakultät.«

»Das heißt, dass du wieder mitten in deiner schrecklichen Arbeit steckst?«

»Genau das heißt es. Und wenn du nun auch noch die Güte hättest, von meinen Knien herunterzugehen, dann könnte ich aufstehen und dich umarmen, wie sich das gehört.«

Aber Plenty hörte schon gar nicht mehr richtig zu. Alles »Schreckliche« interessierte sie brennend. Es entsprach ihrem Naturell, ständig auf hundertachtzig zu sein.

Dazu gesellte sich ein ausgesprochenes Faible für Mikes »schrecklichen« Job. Sehr zum Leidwesen Mike Borrans, weil sie ihn durch ihre eigenen Initiativen manchmal in die unmöglichsten Situationen brachte.

»Sie ist diesmal nicht so schrecklich, wie du dir das offenbar schon wieder vorstellst«, versuchte Mike Borran abzuwiegeln, denn er befürchtete zu recht, dass Plenty sich wieder mal in seine Angelegenheiten mischen wollte. »Keine Räuberpistole. Die Beule kommt nur daher, weil ich ein wenig Pech hatte und unvorsichtig war.«

Selbstverständlich glaubte sie ihm kein Wort. Das las er aus ihren Augen ab, die irrlichternd flackerten. Plenty liebte Abenteuer mindestens ebenso sehr wie Schmuck von Tiffany’s.

»Erzähle mir mehr davon«, forderte sie begierig.

Mike Borran seufzte ergeben und fügte sich. Sie hätte ohnehin keine Ruhe gelassen, bis sie ihn vollkommen ausgequetscht hatte, und er hatte vor dem Schlafengehen nicht nur zwei Aspirin sondern auch ein Schlafmittel genommen. Seine Augen waren gerötet.

So gab er einen kurzen Abriss dessen, was er weitererzählen durfte. Das delikate Detail mit Corry Lambert sparte er aus. Eine Beule reichte ihm vollkommen. Mike war der unverbrüchlichen Meinung, für seinen kleinen Ausrutscher schon genug bezahlt zu haben.

Als er geendet hatte, war Plenty ausgezogen und kuschelte sich an seine Seite, schnurrte wie zwei Katzen und sagte immer wieder »armer Liebling« zu ihm.

Nach einer Sonderbehandlung, die Plenty ihrem Geliebten angedeihen ließ, schlief er zwei Stunden später wie ein Stein.

Doch Plenty war hellwach. Sie löste sich von seiner Seite und klaute den Bentley aus der Garage.

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