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Browning verließ vor uns Kavanaugh’s Bar. Wir hatten ihm versprochen, das Lokal frühestens zehn Minuten später zu verlassen. Doch es sollte anders kommen.
Ein Detonationsgeräusch war von draußen zu hören. Es übertönte gedämpfte, jazzige Musik, die in Kavanaughs Bar die akustische Hintergrundkulisse bildete.
Ein Mann betrat die Bar und rief: „Da ist ein Wagen in die Luft geflogen!“
Milo und ich drängten uns nach draußen. Die Sirenen von Einsatzfahrzeugen der City Police und des Fire Service waren bereits ein paar Straßenzüge weiter zu hören. Es konnte nur noch wenige Minuten dauern bis die offenbar von Anwohnern alarmierten Rettungskräfte eintrafen.
Wir sahen Flammen aus einem gelben Porsche schlagen. Ich wusste sofort, dass es Brownings Wagen war. Er stand auf europäische Sportwagen. Gleichgültig, wie gut oder schlecht die Geschäfte auch immer gehen mochten, diesen mehr als dreißig Jahre alten Oldtimer hätte er nie verkauft.
Der Tank brannte auch. Es war unmöglich, sich dem Wagen weiter als fünf, sechs Yards zu nähern, wenn man keine Schutzkleidung trug.
Milo hatte schon begonnen Mister McKee über das Geschehen zu informieren. Dass sich unser Chef um diese Zeit noch im Büro befand, war nichts Ungewöhnliches. Seit er vor vielen Jahren seine Familie ermordet worden war, hatte er sein Leben voll und ganz der Bekämpfung des Verbrechens gewidmet und schon so manche Nacht im Büro verbracht. Er war morgens der erste und abends der letzte im Field Office.
Milo klärte ihn in seinem knappen Bericht über den Inhalt der Unterredung auf, die wir mit Browning gehabt hatten.
Ich machte mich daran, Passanten zu befragen. Vielleicht hatte jemand von ihnen etwas Verdächtiges bemerkt. Jemanden, der sich an dem ziemlich auffälligen Porsche-Oldtimer zu schaffen gemacht hatte, zum Beispiel.
Inzwischen traf die erste Einheit des Fire Service ein.
Die Flammen wurden von den Fire Fightern innerhalb kürzester Zeit gelöscht. Wenig später trafen auch die Einsatzwagen des NYPD sowie ein Krankentransporter des Emergency Service ein.
Letzterer kam mit Sicherheit zu spät.
Von unserem Field Office aus wurde bereits mit der Scientific Research Division Kontakt aufgenommen, aber bei den Verkehrsverhältnissen, die um diese Zeit im Big Apple herrschten, würden die Kollegen wohl eine gute Stunde brauchen, um von der Bronx aus hier herzu gelangen.
Der Wagen bot ein Bild des Grauens.
Der einzige Insasse war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
Aber er trug eine Rolex um das Handgelenk seiner linken. Genau wie Browning.
Der Einsatz der NYPD-Kräfte, die damit begannen, den Tatort weiträumig abzusperren, wurde von einem jungen Lieutenant namens Bo McKee geleitet. Er wollte uns erst aus dem näheren Umkreis des explodierten Wagens verweisen, bis wir ihm unsere ID-Cards zeigten.
„Sorry! Ich konnte ja nicht wissen, das das FBI diesmal sogar zuerst am Tatort ist.“
„Wir brauchen Ihre Unterstützung, Lieutenant“, sagte ich. „Erstens muss gewährleistet sein, dass sich niemand mehr an dem Wagen zu schaffen macht, bis unsere Spurensicherer hier sind.“
„Kein Problem.“
„Zweitens könnten Sie vielleicht noch ein paar weitere Officers herbeordern, ehe sich die Passanten und Schaulustigen zerstreuen.“
„Was sollten die denn gesehen haben?“, fragte Lieutenant McKee.
„Der Tote im Porsche ist mit neunundneunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit ein Informant von uns. Minuten bevor er hier den Tod fand, hat er sich mit uns getroffen. Ich nehme an, dass ihm jemand auf den Fersen war, ihn beobachtet hat und ausschalten wollte.“
„Ein gelber Porsche ist ja auch nicht gerade unauffällig“, gab Milo zu bedenken. „Der Täter hatte leichtes Spiel. Er brauchte nur Augenblicke, um eine Sprengladung anzubringen, die er dann per Fernzünder hochgehen lassen konnte!“