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Ich hatte das Redaktionsbüro des London City Telegraphs kaum erreicht, da rief mir auch schon einer meiner Reporterkollegen mit wedelnden Armen zu: "Telefon, Jennifer!" Es war Harry Warren, ein schon etwas älterer Kollege aus der Sportredaktion.

Er kam auf mich zu und fuhr dann fort: "Es rappelt schon die ganze Zeit auf Ihrem Schreibtisch."

"Hat denn niemand abgenommen?", fragte ich.

"Doch, aber es wurde gleich wieder aufgelegt."

"Oh!"

Warren zuckte die breiten Schultern und während ich an ihm vorbeiging, meinte er noch: "Da scheint jemand nur mit Ihnen sprechen zu wollen..."

Der Tag begann also mit Stress und nicht mit einer Tasse Kaffee.

Einen Augenblick später erreichte ich meinen Schreibtisch, legte hastig die Handtasche ab und griff zum Hörer.

"Jennifer Dexter, London City Telegraph", meldete ich mich und versuchte dabei nicht so zu klingen, als sei ich völlig außer Atem.

Auf der anderen Seite der Leitung hörte ich zunächst nichts und so hielt ich mir das andere Ohr zu, um nicht durch die Geräusche im Großraumbüro der Telegraph-Redaktion abgelenkt zu werden.

Ich ließ mich in den Drehsessel gleiten, der vor dem Schreibtisch stand und horchte angestrengt.

"Hallo?", fragte ich.

Wollte sich da jemand einen üblen Scherz erlauben?

In dieser Hinsicht musste man heutzutage leider mit allem rechnen. Im Hintergrund hörte ich Straßengeräusche durch den Hörer. Der Akustik nach wurde aus einer Telefonzelle angerufen.

"Sind Sie wirklich Jennifer Dexter?", fragte dann eine ängstlich klingende Frauenstimme.

"Ja", bestätigte ich.

"Ich habe Ihre Durchwahl aus dem Impressum des Telegraphs", murmelte sie. Sie sprach sehr leise, fast so, wie jemand der Angst davor hat, dass ihm jemand zuhören könnte. "Ich habe oft Ihre Artikel gelesen, Miss Dexter... Sie beschäftigen sich darin häufig mit ungewöhnlichen Phänomenen..." Sie stockte.

"Mit dem Übersinnlichen... Ich weiß deshalb, dass Sie mich nicht für verrückt erklären werden, wenn ich Sie vor einer furchtbaren Gefahr warne... Einer Gefahr, die sonst von niemandem ernstgenommen wird!"

"Wer sind Sie?", fragte ich, bekam aber keine Antwort darauf.

"Ich habe große Angst", flüsterte die Frau in der Telefonzelle.

Ich atmete tief durch und versuchte, ganz ruhig zu werden. Derweil gingen mir die verschiedensten Möglichkeiten durch den Kopf, um wen es sich bei der Frau wohl handeln konnte. Eine Hysterikerin, die sich wichtig machen wollte und im Grunde nur jemanden brauchte, der ihr zuhörte? Jemand, der in die Zeitung wollte? Oder steckte mehr dahinter?

"Wovor wollen Sie mich warnen?", fragte ich. Schweres Atmen drang durch die Leitung.

Ich hoffte nur, dass die Frau nicht einfach einhängte und man am nächsten Tag vielleicht etwas von einer Selbstmörderin hörte, die sich vom Dach irgend eines Hochhauses gestürzt hatte...

"Hören Sie mich noch?", hakte ich nach. "Was ist das für eine Gefahr, von der Sie sprachen?"

Ruhig bleiben!

"Quarma'an", kam es leise wispernd über die Telefonleitung und ich war mir im ersten Moment noch nicht einmal sicher, ob ich dieses seltsame Wort überhaupt richtig verstanden hatte.

"Was ist das – Quarma'an?", fragte ich.

"Ein Wesen", kam es zurück. "Ein sehr mächtiges Wesen mächtiger, als sich die meisten Menschen das überhaupt nur vorstellen können... Quarma'an ist ein Mörder... Ein Teufel, der vor nichts halt macht."

"Wie heißen Sie?", fragte ich noch einmal.

"Pamela", sagte sie nach einigem Zögern.

"Und weiter?"

Eine Pause folgte. Dann fragte Sie: "Ich kann Ihnen vertrauen?"

"Natürlich", erwiderte ich.

"Pamela Green. Miss Dexter, ich kann jetzt nicht weiterreden... Könnten wir uns nicht irgendwo treffen? Bitte!"

Sie schien sehr verzweifelt zu sein und so stimmte ich schließlich zu. "Und wann?", fragte ich anschließend. "Jetzt gleich?"

"Nein, jetzt kann ich nicht. Morgen. Morgen früh. Kennen Sie Bewley's Restaurant in der Ladbroke Grove Road?"

"Ich werde es sicher finden."

"Um zehn."

"In Ordnung!"

Für einen kurzen Moment glaubte ich, den Klang einer zweiten, dunkleren Stimme zu hören. Aber dann klickte es und das Gespräch war zu Ende.

Quarma'an...

Der Name ging mir nicht aus dem Kopf.

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