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Die Pressekonferenz bei Scotland Yard war ein Reinfall. Wortreich wurde der Öffentlichkeit erklärt, dass man, was diese Reihe rätselhafter Morde anging, im Grunde noch keinen Schritt weiter war.
Das waren Augenblicke, in denen ich mir wünschte Joes Job machen zu dürfen, denn der konnte natürlich auf jeden Fall seine Bilder machen. Dabei spielte es keine Rolle, wie inhaltsleer die Verlautbarungen waren, die ich dann anschließend mühsam zu einem Artikel verarbeiten musste. Das ging natürlich dementsprechend zäh vonstatten und daher kam ich etwas später aus der Redaktion als üblich. Außerdem ging die Anruferin mir nicht aus dem Kopf. Pamela Green, die mich vor dieser mysteriösen Gefahr mit dem Namen Quarma'an gewarnt hatte. Noch immer schwankte ich zwischen Besorgnis und der Frage, ob ich diese Frau überhaupt ernst nehmen konnte.
Ich fuhr mit meinem roten, ziemlich altmodischen Mercedes nach Hause.
Nach Hause, das gleichbedeutend mit der verwinkelten Villa war von Tante Marge, wie ich sie nannte. Ihr eigentlicher Name war Margret Johnson und ich lebte seit dem frühen Tod meiner Eltern bei ihr. Wie eine Tochter hatte sie sich um mich gekümmert.
Ich traf Tante Marge in ihrem völlig überladenen Arbeitszimmer, dessen Regale und Büroschränke nur so überquollen.
"Schön, dass du kommst, Jenny", sagte sie ohne aufzublicken. Sie schien gerade sehr intensiv mit dem Ordnen von Zeitungsausschnitten beschäftigt zu sein.
Tante Marges Steckenpferd war die Erforschung übersinnlicher Phänomene und okkulter Erscheinungen.
Sie hatte auf diesem Gebiet eine der größten Privatsammlungen Englands. Alle möglichen seltsamen Schriften und uralten Folianten stapelten sich in ihrer Bibliothek und bildeten zusammen mit den zum Teil recht absonderlichen archäologischen Fundstücken, die ihr verschollener Mann Franklin in die Villa gebracht hatte, eine seltsame Mischung. Franklin war ein weithin anerkannter Archäologe gewesen, der von kaum einer seiner zahlreichen Reisen zurückgekehrt war, ohne diesem Kuriositätenkabinett irgend etwas hinzuzufügen. Tante Marge erweiterte das Archiv ständig. Kein Zeitungsartikel, der ihr in die Hände fiel und auch nur entfernt mit diesem Bereich zu tun hatte, konnte ihrer Sammelleidenschaft entgehen.
Tante Marge seufzte und lächelte mich an.
"Ich glaube, ich sollte für heute auch Schluss machen. Hast du Hunger, Jenny? Ich mach uns was zum Abendessen. Hattest du einen schönen Tag?"
"Es ging."
"Was heißt, es ging?"
"Naja, eine Pressekonferenz, bei der nichts herauskam und..."
"Was?"
"Ein merkwürdiger Anruf. Eine Frau wollte mich vor einem Wesen mit dem Namen Quarma'an warnen, von dem eine unglaubliche Gefahr ausginge..." Ich zuckte die Achseln. "Vermutlich nur eine Spinnerin, aber irgendwie ging mir dieser Anruf die ganze Zeit nicht aus dem Kopf...."
"Quarma'an...", murmelte Tante Marge gedehnt, Silbe für Silbe. Sie schien nachdenklich,
"Sag bloß, du hast diesen Namen schon einmal gehört?", fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf.
"Nein", meinte sie.
"Ist auch sicher nicht so wichtig", erwiderte ich, obwohl ich selbst nicht wirklich davon überzeugt war.