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Am nächsten Morgen suchten Kevin und ich noch einmal Inspektor Barnes auf.
Von der Begebenheit der letzten Nacht erwähnte ich nichts. Barnes hätte mich nur für komplett verrückt gehalten. Aber ich wollte wissen, ob die Ermittlungen in Bezug auf Bulmer inzwischen etwas erbracht hatten...
Barnes' Begrüßung war nicht gerade herzlich. Und diesmal gab es auch noch nicht einmal dünnen Kaffee. Immerhin durften wir uns setzen.
"Was ist?", erkundigte ich mich ungeduldig. "Haben Sie sich dieses Mausoleum angesehen?"
"Habe ich. Es ist das alte Familiengrab der Cooper-Dynastie. Das waren recht einflussreiche Kaufleute in London, deren letzte Nachkommen jedoch um die Jahrhundertwende herum ausstarben."
"Haben Sie die Schmierereien auf den Sarkophagen gesehen?"
"Allerdings."
"Es sind dieselben Zeichen wie die, die Morris Bulmer in Cambridge auf einige Gräber gezeichnet hat! Auch wenn das schon einige Jahre her ist!"
Barnes atmete tief durch. "Erstens ist das schon sehr lange her, zweitens wurde Bulmer deswegen nie verurteilt, wie man dem Strafregister entnehmen kann und drittens!" Er machte eine dramatische Pause, was in seinem Fall eine reine Schikane war.
"Drittens?", echote ich ungeschickterweise, was ihn zu einem triumphierenden Lächeln animierte.
"Tja, raten Sie mal, Miss Dexter! Bulmer gehört das Grundstück und er kann damit machen, was er will. Das Mausoleum ist nie offiziell als Denkmal oder so etwas anerkannt worden. Jahrzehntelang blockierten die Streitigkeiten einer Erbengemeinschaft, dass auf diesem Stück Land irgend etwas gebaut werden konnte. Vor zehn Jahren etwa hat Bulmer es dann gekauft..."
"Was Sie nicht sagen!"
"Ich habe mich ganz angeregt mit Mr. Bulmer unterhalten, Miss Dexter. Er denkt im übrigen nicht halb so schlecht über Sie wie Sie über ihn!"
"Ach!"
"Ja, das hätten Sie nicht gedacht, was? Er mag etwas seltsam sein und seine merkwürdigen Studien sind bestimmt nicht jedermanns Sache, aber schließlich kann jedermann glauben, was er will, Miss Dexter."
"Er ist ein Mörder!", entfuhr es mir. "Oder zumindest der Mann im Hintergrund..."
"Seien Sie vorsichtig!", fauchte Barnes dann. "Der Mann, den Sie verdächtigen hat für die in Frage kommende Zeit ein Alibi! Ein Alibi, das mehrere, zum Teil im übrigen recht einflussreiche Herrschaften bestätigen, die nämlich mit ihm zu Abend gegessen haben!"
"Ich verstehe", murmelte ich. Gegen diese Front kam ich nicht an. Natürlich waren Bulmers Freunde jederzeit bereit, einen Meineid zu schwören. Und vielleicht hatten sie nicht einmal das nötig, denn vermutlich hatte er seinen Diener geschickt.
Einen grausamen, mörderischen Diener, gegen den es keine Verteidigung gab.
Quarma'an, jenes geheimnisvolle Wesen, das er offenbar mit Hilfe der Energie der Totengeister beschworen hatte und nun als wandelnden Killer fungieren ließ.
Barnes lehnte sich zurück.
"Sie verstehen gar nichts, Miss Dexter. Aber ich habe jetzt nicht länger Zeit für Sie. Ich muss nämlich meinen Job machen." Er warf ein Foto auf den Tisch.
Das Foto eines Toten, das war sofort zu erkennen. Ich schluckte unwillkürlich, als ich den Mann sah, dessen starres Antlitz dort abgebildet war...
"Dieser geheimnisvolle Serienkiller hat nämlich erneut zugeschlagen! Und sein jüngstes Opfer ist dieser Mann!"
"Jenkins!", entfuhr es mir.
Barnes runzelte die Stirn.
"Sie kennen ihn?"
"Sind Sie ihm bei Bulmer nicht begegnet?" Barnes schüttelte den Kopf. "Nein."
"Er arbeitete dort als Sekretär. Jedenfalls bezeichnete er sich so..." Ich erhob mich und Kevin folgte meinem Beispiel. Bevor wir gingen sagte ich noch zu Barnes: "Wieder eine Spur, die in Richtung Bulmer deutet, Sir! Sie sollten mal darüber nachdenken und endlich die Augen aufmachen!"