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Gladis Mayne wurde verhaftet, ihre Villa gründlich durchsucht. Charles, der Butler, stellte sich freiwillig und erklärte sich bereit, gegen seine Chefin auszusagen, dasselbe galt für Elizabeth Norman.
Einige Tage später saßen Ashton und ich bei Kerzenschein und einem guten Essen zusammen. Seine Schussverletzung hatte sich als relativ harmlos herausgestellt. Er hatte Glück gehabt. Nur ein paar Zentimeter tiefer und er wäre tot gewesen.
Es war das erste Mal, dass Ashton mich in seine Privatwohnung eingeladen hatte, die sich im selben Haus wie sein Büro befand.
Die Wohnung war nicht besonders groß.
Die Einrichtung war karg, wirkte sehr modern und ziemlich unpersönlich. Alles schien austauschbar. Diese Wohnung verriet so gut wie nichts über den Mann, der hier lebte und den ich unter dem Namen Ashton Taylor kannte.
Lediglich ein in einen unscheinbaren Rahmen gefasstes Bild war eine Ausnahme. Es handelte sich um ein Original und der Maler schien auch kein Profi zu sein. Jedenfalls zeugte das Bild weder von handwerklichem Können, noch war es künstlerisch auf der Höhe der Zeit.
Es zeigte ein fratzenhaftes, hohläugiges Gesicht. Der Mund war schreckgeweitet und aus den Augen leuchtete der Wahnsinn. Von meinem Platz aus konnte ich es gut sehen und musste immer wieder dorthin schauen.
"Gehört es zu deinen Sicherheitsmaßnahmen, in einer Wohnung zu leben, die so austauschbar wie ein Hotelzimmer ist?", fragte ich ihn.
Ashton lächelte.
"Vielleicht..."
"Du willst keine Spuren hinterlassen", stellte ich fest. Er zuckte die Achseln.
"Das kann unter Umständen lebensgefährlich sein", gab er mir zu bedenken.
Ich deutete auf das Bild.
"Das ist die einzige Ausnahme. Warum?" Für den Bruchteil einer Sekunde erschien ein melancholischer Zug in seinem Gesicht. Seine tiefbraunen Augen blickten nach innen.
"Darf ich erfahren, wer es gemalt hat?"
"Alice", erwiderte er knapp. "Kurz bevor sie sich umbrachte."
"Du musst sie sehr geliebt haben."
Er schwieg. Dann hob er das Glas und sagte schließlich:
"Reden wir nicht von der Vergangenheit, Dana..." Ich folgte seinem Beispiel und hob mein Glas ebenfalls.
"Worauf trinken wir? Auf die Zukunft?" Sein Lächeln wirkte matt. "Warum nicht auf uns und auf diesen Abend?"
"Meinetwegen."
"Du bist eine wunderbare Frau, Dana!"
Wir stießen an. Als wir gegessen hatten erhob sich Ashton und schaltete die Stereoanlage ein. Ein Saxophon schwebte über Klavierakkorden und einem langsamen Bass. Ashton trat auf mich zu und nahm meine Hände.
Ich stand auf und er zog mich an sich. Eng umschlungen tanzten wir zu der langsamen Musik. Irgendeine Stimme in mir begann zu fragen, ob es nicht vielleicht das Beste für mich war, wenn ich versuchte, diesen geheimnisvollen Mann zu vergessen.
Doch schon, als wir gemeinsam auf den weichen, flauschigen Teppich niedersanken, hatte ich bereits Mühe, mich daran zu erinnern, so etwas überhaupt gedacht zu haben. Wir küssten uns leidenschaftlich und ich hörte auf, überhaupt an irgendetwas zu denken.
ENDE