Mit dem Ziel, Informationen zu Praktikabilität und Akzeptanz des Skillstrainings der teilnehmenden Patient*innen und Gruppentherapeutinnen zu erhalten, wurden im Zeitraum September 2023 bis Juni 2024 stationäre und ambulante Patient*innen sowie die durchführenden Therapeutinnen befragt. Die Bewertung umfasste strukturelle Bedingungen der Durchführung des Gruppentrainings und inhaltliche Kriterien der einzelnen Module und des Behandlungskonzeptes. Außerdem sollte geprüft werden, inwieweit die geplanten Inhalte und die Struktur tatsächlich umgesetzt wurden. Die Evaluation wurde an einer Stichprobe stationärer Patient*innen der Klinik am Waldschlößchen, Dresden, und einer Stichprobe aus einer ambulanten Gruppe durchgeführt. Alle Patient*innen weisen die Diagnose einer DIS (ICD-10 F44.81) auf, die im Rahmen der jeweiligen Behandlungskonzepte spezifisch behandelt wurde. Das stationäre Skillstraining ist dabei in die Gesamtbehandlung integriert. In die Befragung der ambulanten Gruppe wurden Patient*innen einbezogen, die das Skillstraining am assoziierten Medizinischen Versorgungszentrum der Waldschlößchen GmbH absolviert haben. Dazu wurden nach jeder Sitzung mit dem »Stundenbogen Patient*innen« (SBP) und dem »Stundenbogen Therapeut*innen« (SBT) Daten bezüglich einzelner Module erhoben. Eine Gesamtbewertung erfolgte mittels der Fragebögen »Abschlussbefragung Patient*innen« (ABP) und »Abschlussbefragung Therapeut*innen« (ABT; siehe S. 150–154).
Das Skillstraining wurde in beiden Behandlungssettings identisch aufgebaut und durchgeführt (Inhalt und Konzept, Reihenfolge der Module). Die Durchführung des Skillstrainings erfolgte anhand des Manuals durch qualifizierte approbierte psychologische oder ärztliche Therapeutinnen. Alle Therapeutinnen wurden in das manualisierte Skillstraining eingewiesen und waren an der Konzeption beteiligt. Die Stundenbögen wurden immer im Anschluss an das Skillstraining ausgegeben und zur nächsten Sitzung eingesammelt. Der Fragebogen zur Abschlussbefragung wurde nach der jeweils letzten Sitzung vor Abreise (Abschluss der stationären Therapie) beziehungsweise in der ambulanten Gruppe nach der letzten Sitzung ausgegeben.
Im Erhebungszeitraum wurde das Skillstraining in 38 Sitzungen mit Patient*innen im Rahmen einer stationären Behandlung mit Spezialisierung auf Patient*innen mit einer gesicherten Diagnose einer DIS durchgeführt. Alle Patient*innen (Gesamtzahl N = 36, stationäre Patient*innen N = 28, ambulante Patient*innen N = 8) und Therapeutinnen (N = 3) erhielten die Stundenbögen. Alle Patient*innen, die in diesem Zeitraum ihre Behandlung abgeschlossen haben, erhielten außerdem den Fragebogen zur Abschlussbefragung. Kein*e Patient*in hat das Skillstraining abgebrochen. Die durchführenden Therapeutinnen füllten die Stundenbögen nach den angeleiteten Sitzungen aus und einmal nach Durchlauf aller Module den Fragebogen zur Abschlussbefragung. Da die stationäre Durchführung des Skillstrainings immer fortlaufend Patient*innen zum jeweiligen Behandlungsbeginn einbezieht, variiert auch der Zyklus der zehn Module, die zwar immer in der gleichen Reihenfolge stattfinden, jedoch je nach Aufnahmezeitpunkt individuell mit unterschiedlichem Startmodul (Patient*innen starten demnach nicht regulär mit Modul 1).
In der ambulanten Trainingsgruppe wurde die Reihenfolge in einer geschlossenen Gruppe hingegen eingehalten, eine Gruppe wurde vollständig abgeschlossen, eine andere lief zum Ende der Erhebung noch. Ansonsten erfolgte im Erhebungszeitraum in 13 Sitzungen die ambulante Befragung gleichermaßen. Das Skillstraining ist so konzipiert, dass die Module unabhängig voneinander präsentiert werden können.
Mit der Evaluation soll untersucht werden, ob das Gruppenprogramm aus Sicht der Patient*innen und Therapeutinnen positiv beurteilt wird. Die Therapiesitzungen werden einzeln bewertet, sodass Rückschlüsse auf Zufriedenheit und Relevanz der Interventionen und Themen der Module differenziert auch in Hinblick auf eine Verbesserung und gegebenenfalls Anpassung des Manuals möglich sind (siehe Abb. 11.1 und 11.2, S. 143–144). Die Gesamtbewertung der Abschlussbefragung hat bilanzierenden Charakter und ermöglicht ein modulübergreifendes Urteil zu Konzeption, Atmosphäre, Gewichtung und Bedeutung der einzelnen Themenkomplexe in Relation zum gesamten Programm.
Innere Beteiligung Item 1: Ich war an der Sitzung heute innerlich beteiligt. |
Aktive Mitarbeit in der Gruppe Item 2: Ich habe an der heutigen Sitzung aktiv mitgewirkt. |
Nachvollziehbarkeit Item 3: Die Inhalte der Sitzung konnte ich gut nachvollziehen. |
Anregungen Item 4: Die heutige Sitzung hat mir Anregungen zur Bewältigung meiner Beschwerden gebracht. |
Hilfe Item 5: Ich habe die Gruppe heute als hilfreich empfunden. |
Gruppenatmosphäre Item 6: Die Gruppenatmosphäre fand ich heute gut. |
Problembewältigung Item 7: Ich habe etwas in die Hand bekommen, um meine Probleme zu bewältigen. |
Therapiematerial hilfreich und praktikabel Item 8: Ich empfinde das Handout für Patient*innen als hilfreich und praktikabel. |
Motivation für Hausaufgabe Item 9: Ich werde die Hausaufgabe aktiv umsetzen. |
Tab. 11.1: Merkmale aus den Items der Stundenbögen für Patient*innen (SBP)
Aktive Mitarbeit Item 1: An der heutigen Sitzung haben die Patient*innen aktiv mitgewirkt. |
Praktikabilität des Manuals Item 2: Ich fühle mich durch das Manual gut angeleitet. |
Atmosphäre in der Gruppe Item 3: Die Gruppenatmosphäre fand ich heute gut. |
Nutzung Patientenbeispiele Item 4: Heute konnte ich die individuellen Beispiele der Patient*innen gut zur Umsetzung des Moduls nutzen. |
Therapiematerial vollständig Item 5: Die Materialien waren vollständig. |
Therapiematerial hilfreich Item 6: Die Materialien waren hilfreich. |
Zufriedenheit Item 7: Ich bin mit der heutigen Sitzung insgesamt zufrieden. |
Vorschläge Verbesserungen Item 8: Wie könnte man Ihrer Meinung nach das Manual bezüglich der heutigen Sitzung verbessern? |
Tab. 11.2: Merkmale aus den Items der Stundenbögen für Therapeut*innen (SBT)
Die Auswertung der erhobenen Daten erfolgte durch Häufigkeitsanalysen. Auf die Limitierungen hinsichtlich der Repräsentativität sei an dieser Stelle verwiesen. Diese resultieren aus dem Evaluationsdesign. Untersucht wurde eine Gelegenheitsstichprobe. Die Teilnahme an der Befragung erfolgte freiwillig und anonym mit informiertem Einverständnis. Kausale Rückschlüsse sind nicht möglich. Die Resultate wurden deskriptiv aufbereitet und erlauben eine orientierende Evaluation, die der Einordnung und Anpassung des Manuals im Gesamtkonzept der spezifischen Behandlung von Menschen mit einer DIS dient. Für die Daten der Likertskalen wurden unter einer behelfsmäßigen Annahme einer Gleichabständigkeit Mittelwerte und Standardabweichungen berechnet. Items mit offenem Antwortniveau wurden qualitativ ausgewertet. Angaben daraus wurden bereits während der Erhebung zur Evaluation geprüft und gegebenenfalls genutzt, um die Module zu optimieren.
Der »Stundenbogen Patient*innen« (siehe S. 151) wurde am Ende jeder Sitzung ausgegeben. Neun Items erfassen aus Sicht der Patient*innen nach der Eingangsfrage (»Wie haben Sie die heutige Sitzung erlebt?«) in einem vierstufigen Rating (0 = trifft nicht zu; 1 = trifft eher nicht zu; 2 = trifft eher zu; 3 = trifft zu) die innere Beteiligung, aktive Mitwirkung und Nachvollziehbarkeit der Inhalte einer Sitzung. Außerdem wird beurteilt, inwieweit Teilnehmende Anregungen zur Bewältigung ihrer Beschwerden erhielten, die Gruppe als hilfreich und die Gruppenatmosphäre als gut empfunden haben, nützliche Strategien erhalten konnten, das Handout hilfreich und praktikabel war und sie die Hausaufgabe aktiv umsetzen werden.
In die Auswertung wurden je nach Modul die Angaben von n = 6 bis n = 22 Patient*innen aus N = 152 Stundenbögen zu den einzelnen Gruppentherapiesitzungen (Modulen), die im Zeitraum September 2023 bis Juni 2024 absolviert wurden, einbezogen. Die Anzahl der Urteile variiert je Modul, da teilnehmende Patient*innen nicht alle Module evaluiert haben. In Abbildung 11.1 sind die Bewertungen anhand der Mittelwerte der Items aus den Stundenbögen über alle Module hinweg dargestellt. Die Patient*innen bewerteten demnach die aktive Mitarbeit, die Nachvollziehbarkeit der Inhalte und die Motivation zur Umsetzung der jeweiligen Hausaufgaben am höchsten (jeweils MW = 2.4, SD = 0.7). Die niedrigsten Bewertungen wurden für die Möglichkeiten zur Problembewältigung (MW = 1.9, SD = 0.8) und Anregungen zur Bewältigung der Beschwerden aus einer Sitzung (MW = 2.0, SD = 0.9) gegeben. Über alle Merkmale hinweg wurden die Sitzungen mit ihren jeweiligen Modulen mehrheitlich positiv bewertet (alle MW ≥ 1.9 beziehungsweise zwischen 70 und 91 % aller Urteile je Modul mit den Positivwerten 2 und 3 der vierstufigen Likertskala von 0 bis 3). Von allen Modulen wurde das Modul 8, »Innenkommunikation«, aus Sicht der Patient*innen am besten bewertet (MW = 2.5, SD = 0.5); das Modul 4, »Innere Sicherheit verbessern«, erhielt im Schnitt die geringste, jedoch ebenfalls positive Bewertung über alle untersuchten Merkmale hinweg (MW = 2.0, SD = 0.4).
In Tabelle 11.3 finden sich die Bewertungen der Patient*innen anhand der Mittelwerte der untersuchten Merkmale, gelistet für jedes einzelne Modul.
Abb. 11.1: Gesamtbewertung über alle Module aus Sicht der Patient*innen (N = 152 Stundenbögen)
Merkmal | Modul 1 n = 21 M (SD) | Modul 2 n = 22 M (SD) | Modul 3 n = 21 M (SD) | Modul 4 n = 16 M (SD) | Modul 5 n = 14 M (SD) |
---|---|---|---|---|---|
Innere Beteiligung | 2.3 (0.7) | 2.2 (0.7) | 2.4 (0.6) | 2.0 (0.6) | 2.1 (0.7) |
Aktive Mitarbeit | 2.4 (0.7) | 2.2 (0.8) | 2.2 (0.9) | 2.5 (0.7) | 2.3 (0.9) |
Nachvollziehbarkeit | 2.6 (0.6) | 2.3 (0.8) | 2.4 (0.7) | 2.3 (0.7) | 2.2 (0.6) |
Anregungen | 1.7 (1.0) | 2.0 (1.0) | 2.0 (0.8) | 1.9 (0.7) | 2.1 (0.7) |
Hilfe | 2.0 (0.9) | 2.0 (0.7) | 2.1 (0.8) | 2.1 (0.7) | 1.8 (0.6) |
Gruppenatmosphäre | 2.2 (0.9) | 2.3 (0.7) | 2.1 (0.7) | 2.3 (0.7) | 2.2 (0.8) |
Problembewältigung | 1.8 (0.9) | 2.0 (0.8) | 1.9 (0.9) | 1.9 (0.5) | 1.9 (0.7) |
Therapiematerial | 2.1 (0.6) | 2.3 (0.9) | 2.3 (0.8) | 2.3 (0.4) | 2.4 (0.7) |
Motivation für Hausaufgabe | 2.6 (0.8) | 2.4 (0.6) | 2.5 (0.5) | 2.0 (0.8) | 2.6 (0.5) |
Modul 6 n = 19 M (SD) | Modul 7 n = 13 M (SD) | Modul 8 n = 10 M (SD) | Modul 9 n = 7 M (SD) | Modul 10 n = 6 M (SD) | |
Innere Beteiligung | 2.4 (0.7) | 2.5 (0.6) | 2.8 (0.4) | 2.7 (0.5) | 2.7 (0.5) |
Aktive Mitarbeit | 2.3 (0.7) | 2.4 (0.6) | 2.7 (0.5) | 3.0 (0.0) | 2.8 (0.4) |
Nachvollziehbarkeit | 2.2 (0.8) | 2.4 (0.6) | 2.8 (0.6) | 2.7 (0.5) | 2.8 (0.4) |
Anregungen | 2.0 (0.8) | 2.0 (0.8) | 2.4 (0.7) | 1.7 (1.0) | 2.0 (0.6) |
Hilfe | 2.0 (0.6) | 2.4 (0.7) | 2.5 (0.7) | 2.3 (0.7) | 2.5 (0.5) |
Gruppenatmosphäre | 2.0 (1.0) | 2.5 (0.6) | 2.2 (0.7) | 2.3 (0.7) | 2.0 (0.8) |
Problembewältigung | 1.9 (0.7) | 1.8 (0.8) | 2.5 (0.7) | 1.6 (0.9) | 1.7 (0.5) |
Therapiematerial | 2.2 (0.7) | 2.3 (0.6) | 2.8 (0.4) | 2.2 (1.1) | 2.0 (0.6) |
Motivation für Hausaufgabe | 2.1 (1.0) | 2.6 (0.6) | 2.6 (0.5) | 2.7 (0.5) | 2.0 (0.8) |
M = Mittelwert, SD = Standardabweichung. Module (Sitzungen): 1 »Orientierungshilfen im Hier und Jetzt«, 2 »Orientierung im Innen«, 3 »Äußere Sicherheit verbessern«, 4 »Innere Sicherheit verbessern«, 5 »Umgang mit äußeren Triggern«, 6 »Umgang mit inneren Triggern«, 7 »Ausstieg aus äußeren Täter-Opfer-Retter-Dynamiken«, 8 »Innenkommunikation«, 9 »Umgang mit aktuellen Gefühlen«, 10 »Umgang mit aktivierten Gefühlen anderer Anteile« |
Tab. 11.3: Bewertung der Module des Skillstrainings durch die Patient*innen
Der »Stundenbogen Therapeut*innen« (siehe S. 152) wurde am Ende jeder Sitzung ausgegeben. Neun Items erfassen aus Sicht der Therapeutinnen nach der Eingangsfrage (»Wie haben Sie die heutige Sitzung erlebt?«) in einem vierstufigen Rating (0 = trifft nicht zu, 1 = trifft eher nicht zu, 2 = trifft eher zu, 3 = trifft zu) die aktive Mitwirkung der Patient*innen, inwieweit sich die Therapeutinnen durch das Manual gut angeleitet fühlten, die Gruppenatmosphäre als gut empfunden wurde und sie die individuellen Beispiele der Patient*innen gut nutzen konnten; außerdem ob die Materialien vollständig und hilfreich waren sowie die Zufriedenheit mit der Sitzung insgesamt und Vorschläge zur Verbesserung des Manuals hinsichtlich der jeweiligen Sitzung. In die Auswertung wurden die Angaben der N = 3 teilnehmenden Therapeutinnen aus N = 41 Stundenbögen zu den einzelnen Gruppentherapiesitzungen (Modulen) einbezogen, die im Zeitraum September 2023 bis Juni 2024 durchgeführt wurden.
In Abbildung 11.2 sind die Bewertungen anhand der Mittelwerte der Items aus den Stundenbögen über alle Module hinweg dargestellt. Die höchsten Bewertungen wurden durch Therapeutinnen in Bezug auf das Therapiematerial vergeben, das Therapiematerial wurde als vollständig (MW = 2.8, SD = 0.5) und auch sehr hilfreich (MW = 2.7, SD = 0.6) beurteilt. Die niedrigsten und dennoch positiven Bewertungen wurden für die Praktikabilität des Manuals (MW = 2.4, SD = 0.7), die Gruppenatmosphäre (MW = 2.4, SD=0.7) und die Nutzbarkeit der Patientenbespiele (MW = 2.4, SD = 0.8) gegeben. Über alle Merkmale hinweg wurden die Sitzungen mit ihren jeweiligen Modulen mehrheitlich positiv bewertet (alle MW ≥ 2.3) beziehungsweise zwischen 80 % und 90 % aller Urteile je Modul mit den Positivwerten 2 und 3 der vierstufigen Likertskala von 0 bis 3). Aus allen Modulen wurde das Modul 10, »Umgang mit aktivierten Gefühlen anderer Anteile«, aus Sicht der Therapeutinnen am besten bewertet (MW = 3.0, SD = 0.1), das Modul 6, »Umgang mit inneren Triggern«, erhielt im Schnitt die geringste Bewertung, jedoch ebenfalls positive Bewertung über alle untersuchten Merkmale hinweg (MW = 2.0, SD = 0.9). In Tabelle 11.4 finden sich die Bewertungen der Therapeutinnen anhand der Mittelwerte der untersuchten Merkmale, gelistet für jedes einzelne Modul.
Abb. 11.2: Gesamtbewertung über alle Module aus Sicht der Therapeutinnen (N = 41 Stundenbögen)
Merkmal | Modul 1 n = 5 M (SD) | Modul 2 n = 4 M (SD) | Modul 3 n = 4 M (SD) | Modul 4 n = 6 M (SD) | Modul 5 n = 3 M (SD) |
---|---|---|---|---|---|
Aktive Mitarbeit | 2.4 (0.8) | 2.5 (0.5) | 2.8 (0.4) | 2.7 (0.5) | 2.3 (0.5) |
Praktikabilität des Manuals | 2.8 (0.4) | 2.8 (0.4) | 2.8 (0.4) | 2.5 (0.8) | 1.7 (0.9) |
Atmosphäre in der Gruppe | 2.6 (0.8) | 2.8 (0.4) | 2.3 (0.4) | 2.2 (0.7) | 2.7 (0.5) |
Nutzung Patientenbeispiele | 2.4 (0.8) | 2.3 (0.8) | 2.3 (0.4) | 2.7 (0.5) | 2.7 (0.5) |
Therapiematerial vollständig | 3.0 (0.0) | 3.0 (0.0) | 3.0 (0.0) | 2.8 (0.4) | 2.7 (0.5) |
Therapiematerial hilfreich | 2.6 (0.8) | 2.8 (0.4) | 2.8 (0.4) | 2.5 (0.5) | 2.7 (0.5) |
Zufriedenheit | 2.6 (0.8) | 2.8 (0.4) | 2.5 (0.5) | 2.0 (0.6) | 2.7 (0.5) |
Modul 6 n = 5 M (SD) | Modul 7 n = 3 M (SD) | Modul 8 n = 4 M (SD) | Modul 9 n = 4 M (SD) | Modul 10 n = 3 M (SD) | |
Aktive Mitarbeit | 2.4 (0.8) | 2.3 (0.5) | 2.3 (0.4) | 2.5 (0.5) | 3.0 (0.0) |
Praktikabilität des Manuals | 1.8 (1.0) | 2.3 (0.5) | 2.0 (0.0) | 2.8 (0.4) | 2.7 (0.5) |
Atmosphäre in der Gruppe | 2.2 (1.0) | 2.3 (0.5) | 1.3 (0.5) | 2.5 (0.5) | 3.0 (0.0) |
Nutzung Patientenbeispiele | 1.8 (1.2) | 2.3 (0.5) | 1.7 (0.9) | 2.5 (0.5) | 3.0 (0.0) |
Therapiematerial vollständig | 2.0 (0.9) | 3.0 (0.0) | 2.3 (0.5) | 3.0 (0.0) | 3.0 (0.0) |
Therapiematerial hilfreich | 2.3 (0.8) | 3.0 (0.0) | 2.7 (0.5) | 3.0 (0.0) | 3.0 (0.0) |
Zufriedenheit | 2.2 (1.0) | 2.5 (0.5) | 2.0 (0.0) | 2.5 (0.5) | 3.0 (0.0) |
M = Mittelwert, SD = Standardabweichung. Module (Sitzungen): 1 »Orientierungshilfen im Hier und Jetzt«, 2 »Orientierung im Innen«, 3 »Äußere Sicherheit verbessern«, 4 »Innere Sicherheit verbessern«, 5 »Umgang mit äußeren Triggern«, 6 »Umgang mit inneren Triggern«, 7 »Ausstieg aus äußeren Täter-Opfer-Retter-Dynamiken«, 8 »Innenkommunikation«, 9 »Umgang mit aktuellen Gefühlen«, 10 »Umgang mit aktivierten Gefühlen anderer Anteile« |
Tab. 11.4: Bewertung der Module des Skillstrainings durch die Therapeutinnen
Die Angaben aus der offenen Frage zu Möglichkeiten der Verbesserung des Manuals (»Wie könnte man Ihrer Meinung nach das Manual bezüglich der heutigen Sitzung verbessern?«) wurden durch die Autorinnen in der Phase der Erhebung zur Evaluation geprüft und genutzt, um die Inhalte der Module im Detail zu finalisieren, aufeinander abzustimmen und das Manual zu optimieren. Die Vorschläge der Therapeutinnen beziehen sich auf eine vorangestellte Version und sind in der finalen Fassung des Manuals bereits berücksichtigt.
Modul 1 – Orientierungshilfen im Hier und Jetzt Thema: Wahrnehmung und Umgang mit innerem Stress und eigenen Reaktionen darauf mit dem Ziel der Orientierung oder Reorientierung im Hier und Jetzt
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Modul 2 – Orientierung im Innen Thema: Schrittweise Reduktion der Angst vor dem inneren Erleben
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Modul 3 – Äußere Sicherheit verbessern Thema: Notwendigkeit und Fähigkeit zur Abgrenzung gegenüber Menschen, die ein problematisches Interaktionsverhalten aufweisen
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Modul 4 – Innere Sicherheit verbessern Thema: Strategien zur Beruhigung und Herstellung von Sicherheit für Persönlichkeitsanteile mit dem Ziel, ein inneres Sicherheitserleben aufzubauen
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Modul 5 – Umgang mit äußeren Triggern Thema: Steigerung des Kontrollempfindens gegenüber äußeren Triggerreizen, die starke Angst- und Stressreaktionen hervorrufen, auch wenn sie ungefährlich sind
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Modul 6 – Umgang mit inneren Triggern Thema: Umgang mit belastenden Wahrnehmungen aus dem Innen
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Modul 7 – Ausstieg aus äußeren Täter-Opfer-Retter-Dynamiken Thema: Erkennen und Auflösen problematischer interaktioneller Dynamiken im Kontakt mit anderen Menschen
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Modul 8 – Innenkommunikation Thema: Aufbau von Kontakt und Kommunikation zwischen den Persönlichkeitsanteilen
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Modul 9 – Umgang mit aktuellen Gefühlen Thema: Wahrnehmung und Umgang mit Gefühlen, die im Alltag auftreten und zu problematischen Reaktionen führen können
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Modul 10 – Umgang mit aktivierten Gefühlen anderer Anteile Thema: Wahrnehmung der Reaktionen der anderen Anteile und funktionale Berücksichtigung bei Alltagsentscheidungen
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Anmerkung: Verwertet wurden die Angaben in Item 8 des SBT |
Tab. 11.5: Qualitative Bewertung (Verbesserungsvorschläge) der durchführenden Therapeutinnen
Eine Gesamteinschätzung über alle Sitzungen, an denen Patient*innen teilgenommen haben, erfolgte mit dem »Feedback-Fragebogen für Patient*innen« (siehe S. 153) zu Therapieende (letzte Gruppensitzung des Skillstrainings vor Entlassung beziehungsweise letzte ambulante Gruppensitzung). In 14 Items werden dabei Informationen gewonnen, wie hilfreich das Training eingeschätzt wird, was besonders gut gefiel, was nicht, inwieweit sich die Patient*innen durch die Teilnahme am Skillstraining entlastet fühlen, wie gut sie sich mit Strategien und Techniken zum Thema DIS ausgestatten fühlen.
Es wird beurteilt, welche Module besonders wichtig waren, welche weniger wichtig (je 3 Nennungen), welche als wichtig eingeschätzte Themen zu wenig berücksichtigt wurden, wie sie die Atmosphäre in der Gruppe fanden und wie stark sich der Umgang mit Symptomen durch das Skillstraining verbessert hat. Außerdem werden Urteile zu strukturellen Aspekten wie Anzahl, Dauer und Uhrzeit der Sitzungen erhoben.
Es liegen die Angaben von N=14 Patient*innen vor, die zwischen vier und zehn Module des jeweils aktuellen manualbasierten Therapiezyklus (Module 1–10) absolvierten, 93 Prozent der Befragten nahmen an mehr als fünf Modulen teil, 57 Prozent an acht bis zehn Modulen.
In der Abschlussbefragung beurteilten weitgehend alle Patient*innen das Training als hilfreich (54 %) und sehr hilfreich (46 %), eine Person bewertete die Gruppe als weniger hilfreich. In einer jeweils offenen Frage benannten Patient*innen positive und negative Erfahrungen. Dabei gefiel besonders gut der Austausch mit anderen Teilnehmer*innen, die Atmosphäre, die Zusammensetzung der Gruppe, der humorvolle Umgang, die Vielfalt praktischer Übungen, die Struktur und Relevanz der Themen, der Wechsel von Außen und Innen, psychoedukative Elemente, das Material und die Gruppenaufstellungen (aus n = 13 Angaben).
Die Patient*innen bewerteten auch Dinge, die ihnen nicht gefielen. So wurden die Eingangsübungen als zu stressig erlebt (n = 3), Übungen teilweise als zu schwierig (n = 2) oder zu theorielastig empfunden (n = 2). Es wurde mehr Zeit für einige Module oder für Themen mit Potenzial für zwei Einheiten (n=3) gewünscht, eine Person hätte gern die Möglichkeit zur Teilnahme an allen Modulen während des Klinikaufenthaltes gehabt. Diese Angaben wurden in der Erhebungsphase geprüft und gegebenenfalls genutzt, um das Manual zu optimieren, und sind in der finalen Version des Moduls bereits berücksichtigt.
Dazu befragt, inwieweit die Teilnahme am Skillstraining zu Entlastung geführt habe, gaben etwa zwei Drittel der Patient*innen an, sich ziemlich (50 %) oder sehr entlastet (14 %) gefühlt zu haben, etwa ein Drittel etwas (29 %) oder gar nicht (1 %). Mit Strategien und Techniken zum Thema DIS gut und sehr gut ausgestattet fühlten sich vier Fünftel der Teilnehmer*innen (57 % bzw. 21 %), nur mäßig ausgestattet fühlten sich drei (21 %) der Patient*innen und schlecht keine*r. Der Umgang mit den Symptomen hat sich laut Angaben bei drei Patient*innen durch das Skillstraining deutlich verbessert (21 %), mehr als drei Viertel gaben an, ein wenig profitiert zu haben (79 %). Als besonders wichtig stuften Patient*innen die Module 8 »Innenkommunikation« (71 %), Modul 4 »Unterbrechen schädlicher Dynamiken im Innen« (43 %) und Modul 3 »Äußere Sicherheit herstellen« (36 %) ein. Die Module 1, »Stress- und Anspannungsreaktion im Alltag«, (50 %) und 7, »Ausstieg aus äußeren Täter-Opfer-Retter-Dynamiken«, (57 %) wurden als weniger relevant erachtet (jeweils drei Nennungen für wichtig vs. weniger wichtig waren möglich).
Nach Meinung der Patient*innen wurden Themen wie der »Umgang mit inneren Triggern« (n = 3) und »alltagsbezogene Beispiele« (n = 2) im Skillstraining zu wenig berücksichtigt. Hinsichtlich struktureller Variablen bewerteten teilnehmende Patient*innen die Anzahl der Treffen als angemessen (42 %) oder zu wenig (58 %), zu viele Treffen waren es für keine*n der Befragten. Die Dauer je Sitzung (60 bzw. 90 Min.) wurde durch die Mehrzahl (83 %) als angemessen empfunden, zwei Patient*innen hielten die Treffen für zu lang (17 %). Die Uhrzeit (10–11 Uhr bzw. 10.00–10.30 Uhr) hielten alle Patient*innen für angemessen. Die Atmosphäre insgesamt über die absolvierten Sitzungen hinweg wurde von den meisten Patient*innen als vertrauensvoll (23 %) und sehr vertrauensvoll (69 %) eingeschätzt. Wenig vertrauensvoll wurde die Atmosphäre von nur einer Person wahrgenommen (8 %).
Die Gesamteinschätzung über alle Sitzungen (Module 1–10) erfolgte mit dem »Feedback-Fragebogen für Therapeut*innen« (siehe S. 154) nach Abschluss eines Gesamtzyklus (letztes Modul). In fünf Items wird eingeschätzt, inwieweit die Module bezogen auf den variierenden Beginn (Einstieg mit beliebigem Modul, abhängig von Anreise der Patient*innen bzw. Beginn der Behandlung) wirksam sind, die Themenkomplexe didaktisch ausgeglichen über die Module repräsentiert sind, übergeordnete Regeln und das Ampelsystem des Manuals verständlich und umsetzbar sind und das Gesamtpaket (Module 1–10) in der Gruppe vermittelt werden konnte.
Es liegen die Angaben von N=3 durchführenden Therapeutinnen vor (zwei approbierte psychologische Psychotherapeutinnen der Klinik am Waldschlößchen, eine Fachärztin für Psychosomatik und Psychotherapie über das MVZ (ambulantes Skillstraining)) für jeweils einen manualbasierten Therapiezyklus (Module 1–10) vor. Nach Meinung der Therapeutinnen waren alle Module unabhängig wirksam, egal mit welchem Modul Patient*innen das Skillstraining beginnen.
Die Themenkomplexe wurden insgesamt didaktisch ausgeglichen und angemessen über die Module repräsentiert (n = 2 Nennungen). Ein zu hoher Anteil am Gesamtprogramm wurde durch eine Therapeutin für die theoretische Vermittlung der Themen gesehen, ein entsprechend zu geringer Anteil für Übungen, mit dem Wunsch nach mehr Flexibilität in der Repräsentation der Themen (Abfolge und Vertiefung) sowie nach mehr Möglichkeit zur Aufstellungsarbeit. Die übergeordneten Regeln des Manuals wurden als gut (n = 2) und sehr gut (n = 1), das Ampelsystem des Manuals wurde als sehr gut (n = 3) verständlich und umsetzbar bewertet. In der Gesamtschau konnte der Einschätzung nach das Gesamtpaket (Module 1–10) in der Gruppe sehr gut vermittelt werden (N = 3 von drei Therapeutinnen).
Das Skillstraining für Patient*innen mit einer gesicherten DIS (ICD-10 F44.81) in zehn Modulen (Sitzungen á 60 oder 90 Min.) erreichte in unserer Evaluation überwiegend gute und sehr gute Bewertungen zu allen erfassten strukturellen und inhaltlich/konzeptuellen Merkmalen, sowohl vonseiten der Patient*innen als auch der durchführenden Therapeutinnen. Es gab in keinem Fall einen Abbruch des Skillstrainings. Dies spricht für eine hohe Akzeptanz der Bedingungen, Durchführbarkeit und Konzeption des Trainings. Hinsichtlich der Relevanz der Module finden sich Unterschiede, besonders wertvoll wurden Module eingestuft, deren Themen die Innenkommunikation und der Umgang mit Dynamiken im Innen betreffen. Die durch die Patient*innen evaluierten Merkmale (SBP, S. 151) variierten jeweils marginal zwischen den Modulen. Dabei wurde nur das Merkmal Problembewältigung durch die Patient*innen im Vergleich zu den anderen, im positiven Bereich beurteilten Merkmalen durchschnittlich geringer bewertet. Die durch die Therapeutinnen evaluierten Merkmale wurden durchgängig als positiv eingestuft. Weiterführende Hinweise zu Möglichkeiten der Optimierung und benannte kritische Aspekte wurden sorgfältig geprüft und gegebenenfalls in der finalen Konzeption der Module und Durchführungsbedingungen berücksichtigt.
Der Rücklauf aus der freiwilligen Befragung der Patient*innen beträgt 45 Prozent bezüglich der Stundenbögen und 50 Prozent bezüglich der Feedback-Fragebögen zur Abschlussbefragung. Der Rücklauf bei den Therapeutinnen ist mit 80 Prozent der Stundenbögen und 100 Prozent der Abschlussbefragung der Therapeutinnen als hoch einzustufen. Es resultieren entsprechende Limitierungen hinsichtlich der Repräsentativität der Ergebnisse für die Befragung der Patient*innen. Wir empfehlen den »Stundenbogen Patient*innen (SBP)« regelhaft zur Evaluation des Skillstrainings einzusetzen. Die erhobenen Informationen geben Hinweise zur Resonanz des Trainings und über gegebenenfalls erforderliche individualisierte Anpassungen, zum Beispiel hinsichtlich der zeitlichen und inhaltlichen Umsetzung in Abhängigkeit von der Zusammensetzung und Dynamik der Gruppe.
Orientierend bei vorliegender Skalierung des Antwortformates (vierstufig, 0–3) kann ein Mittelwert von M ≥ 2 für die jeweiligen Items (erfasste Merkmale) als Indikator für eine hohe Akzeptanz, Zufriedenheit und Nützlichkeit der Themen und der Bedingungen im Skillstraining für Patient*innen mit dissoziativen Störungen angesehen werden. Eine systematische Evaluation im Rahmen einer kontrollierten klinischen Interventionsstudie kann Aufschluss über die Akzeptanz und Zufriedenheit mit Konzeption, Aufbau und Präsentation sowie zur Wirksamkeit des manualisierten Skillstrainings hinsichtlich des Umgangs mit der störungsspezifischen Symptomatik und resultierenden funktionellen Einschränkungen geben. Die Ergebnisse vorliegender Evaluation zu Zufriedenheit, Akzeptanz, Durchführbarkeit können für die Konzeptualisierung einer solchen Studie bereits hilfreich sein.