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Pjöngjang, Nordkorea,
Direktorat für allgemeine Verwaltungsdienste
V izedirektor Ri stand in seinem beengten Kellerbüro und sprach in die Freisprechanlage auf seinem Schreibtisch. »Warum ist es noch nicht passiert?« Schweiß perlte über sein ausdrucksloses Gesicht.
»Der von mir rekrutierte Mann hat versagt«, antwortete Zvezdev am Telefon. »Ich habe die Sache jetzt selbst in die Hand genommen.«
»Ich denke, ich brauche Ihnen nicht zu drohen. Sie wissen, was für uns beide auf dem Spiel steht.«
»Noch ist Zeit.«
Ri sah auf seine Uhr. »Zehn Minuten.«
»Eine Ewigkeit. Wir brauchen nur dreißig Sekunden.«
»Rufen Sie mich an, wenn es erledigt ist.« Ri drückte mit zitterndem Finger auf einen Knopf. Zvezdev war seine letzte Hoffnung. Die Missionen in Lissabon und Toronto waren bereits fehlgeschlagen.
Ri zündete sich eine Gitane an, um seine Nerven zu beruhigen. Der Vorsitzende hatte ihm gestern eine ganze Stange geschickt. Choi Ha-guk war ein vernünftiger Mann im Unterschied zu seinem Cousin, der erfolglose Untergebene und ihre gesamten Familien mit scharfen Hunden, Flammenwerfern oder Flugabwehrwaffen hatte umbringen lassen.
Der Vorsitzende war ein Profi. Er verstand, dass Operationen manchmal misslangen, ganz egal wie gut sie vorbereitet waren und durchgeführt wurden.
Ri drehte die brennende Gitane zwischen den Fingern und betrachtete die sich kringelnden Rauchschwaden im Lampenlicht. Er lächelte.
Ja, Choi Ha-guk war ein vernünftiger Mann.
Choi würde ihn nur vor ein einfaches Erschießungskommando stellen, wenn er versagte.
Er drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und griff zum Telefon. Die Telefonistin verband ihn mit dem RGB -Stationschef in der nordkoreanischen Botschaft in Sofia, Bulgarien. Der Leiter der dortigen Einheit war ein Cousin, ein tüchtiger und zuverlässiger Mann. Er befahl ihm, sich bereitzuhalten und nötigenfalls innerhalb der nächsten dreißig Minuten Schritte gegen Zvezdev einzuleiten.
Im Unterschied zu Choi war Ri kein vernünftiger Mann.