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»L
os!« Jack drückte gegen die Tür, doch sie klemmte. Er musste sich dreimal mit der Schulter dagegen werfen, ehe sie nachgab. Er sprang hinaus, drehte sich um und half Lian, über den Fahrersitz hinweg ins Freie zu kriechen. Paul riss mit aller Gewalt die Schiebetür hinten auf und zerbrach dabei den Griff.
Einen Moment lang duckten sie sich in den heulenden Sturm, der sie umzuwerfen drohte, und spähten nach Osten. Sie hoben die Hände, um die Augen vor dem Regen zu schützen.
»Bleibt dicht an der Brüstung«, rief Jack. »Und volle Kanne voraus!«
Lian und Jack legten sich Pauls Arme über die Schultern und verfielen in eine Art stockenden Trab. Nach hundert Schritten rief Paul: »Wartet!«
Im peitschenden Wind blieben sie stehen.
»Was ist?«, fragte Jack.
Paul klopfte sich hektisch von oben bis unten ab. »Der USB
-Stick! Ich glaube, ich habe den Stick nicht mehr!«
»Wo haben Sie ihn denn liegen lassen?«, fragte Lian.
»Wir müssen weiter!«, rief Jack. »Wir haben jetzt andere Sorgen.« Er hielt Paul am Arm fest, doch Paul riss sich los.
»Ich gehe nicht ohne den Stick. Er ist mein einziger Beweis gegen Rhodes.«
»Vergessen Sie Rhodes.«
»Und gegen seine Hintermänner«, fügte Paul hinzu, drehte sich um und humpelte in Richtung Van zurück.
Jack fluchte vor sich hin, dann packte er Paul am Jackett. »Sie und Lian gehen weiter. Ich laufe zurück und sehe nach.«
Paul runzelte unschlüssig die Stirn. Schließlich sagte er: »Beeilen Sie sich«, legte Lian einen Arm über die Schulter und setzte mit ihr den Weg zur malaysischen Grenze fort.
J
ack raste mit gesenktem Kopf zu den hellen Scheinwerfern des liegen gebliebenen Odysseys zurück. Er lief gegen den Wind, aber er war viel schneller als die beiden anderen.
Die Schiebetür stand noch offen. Jack stürzte hinein. Die Innenbeleuchtung brannte noch, und die hellbraunen Ledersitze erleichterten die Sicht. Doch da lag kein USB
-Stick. Er fuhr mit der Hand zwischen die Sitzpolster. Nichts.
Er kniete sich hin und tastete den Boden ab. Unter dem Sitz stießen seine Finger auf einen kleinen, flachen Gegenstand. Der USB
-Stick.
Erleichtert steckte er ihn in die Hosentasche, stieg wieder aus und rannte zurück zu den anderen.
L
ian war stark, aber nicht unbesiegbar, und gegen den Wind zu laufen und gleichzeitig den korpulenten Amerikaner zu stützen zehrte an ihren Kräften. Dreißig Meter vor dem Ufer fiel sie in Schritttempo. Sie fand, dass Jack sie längst eingeholt haben müsste.
»Warten Sie«, sagte sie zu Paul. Die beiden blieben stehen und drehten sich, nach Atem ringend, um.
Sie sahen Jack auf sich zurennen. Seine große Gestalt hob sich dunkel gegen das Scheinwerferlicht des Vans ab.
Dann sahen sie, wie die riesige Hand einer Welle über die Seitenbegrenzung wischte.
Und wie er verschwand.
L
ian schrie und rannte los.
Die Welle, die Jack erwischte, war kleiner als die, die den Van erfasst hatte, aber groß genug, um ihn hochzuheben und gegen die Betonmauer zu schleudern. Wie durch ein Wunder hatte sie ihn nicht höher emporgehoben, sonst wäre er ins Meer gespült worden.
Als Lian bei ihm eintraf, war die Welle verschwunden. Er lag auf dem Asphalt vor der Betonbrüstung, spuckte Wasser und schnappte nach Luft. Sie kniete neben ihm nieder.
»Jack! Sind Sie verletzt?«
»Ich glaube, ich habe mir den Arm gebrochen.«
Er atmete tief durch und fluchte. Er hielt sich den linken Unterarm.
»Lassen Sie mal sehen.« Sie untersuchte den Arm und betastete ihn vorsichtig. Er zuckte heftig zusammen.
»Er ist wahrscheinlich gebrochen, aber es ist kein offener Bruch. Können Sie gehen?«
Paul kam keuchend ins Scheinwerferlicht gehumpelt. »Ich dachte schon, Sie wären tot, Jack.«
»Ich auch. Verschwinden wir von hier, bevor die nächste Welle uns alle wegfegt.«
Jack versuchte sich aufzurappeln, hatte damit aber größte Mühe. Lian wollte ihm helfen, aber Paul schob sie beiseite. Trotz der schrecklichen Schmerzen in seiner linken Hand packte er Jack mit beiden Fäusten und stellte seinen schweren Körper auf wackelige Füße.
Jack legte den gesunden rechten Arm um Pauls Nacken, und zu dritt nahmen sie, die Augen aufs rettende Ufer geheftet, die letzten Meter in Angriff, wobei Jack das Tempo vorgab. Lian schob sich ständig die verklebten, nassen Haare aus dem Gesicht, und Paul hinkte schlimmer denn je. Aber er war fest entschlossen, an Jacks Seite zu bleiben und ihn zu stützen, allen Schmerzen zum Trotz. Er war schuld an Jacks Zustand, und das schlechte Gewissen beflügelte seine humpelnden Schritte.
Jack schlurfte mehr, als dass er ging. Er drückte sich den gebrochenen Unterarm an die Brust, zuckte bei jedem Schritt zusammen und betete, dass keine weitere Welle im Dunkeln lauerte und darauf wartete, sie zu verschlingen.