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F ünf Minuten später standen die drei durchnässt und erschöpft auf dem leeren, erhöhten Expressway und schauten auf etwas hinab, das wie der Parkplatz eines Gebrauchtwagenhändlers aussah. Das eingezäunte Gelände grenzte an eine zweispurige Straße, die in Ost-West-Richtung durch einen Tunnel unter dem Expressway hindurchführte.
Ein Blitz enthüllte weitere Details.
»Verdammt«, fluchte Paul. »Das ist ein Autofriedhof.«
»Ein was?«, fragte Lian.
»Ein Schrottplatz«, erklärte Jack, während über ihnen ein Donner krachte.
Paul zählte auf dem Platz dreißig Wagen, aber alle waren ausgeschlachtet. Da und dort waren drei oder vier übereinandergestapelt, ohne Reifen, ohne Motoren. Ganz hinten auf dem Gelände stand eine große Stahlgarage.
»Na ja, die Auswahl an Autos ist zumindest groß«, sagte Jack, gleichzeitig grinsend und eine Grimasse ziehend.
»Sehen wir zu, dass wir aus dem Regen kommen«, sagte Lian.
»Vielleicht finden wir unten ja eine Kiste, die tatsächlich noch läuft«, bemerkte Paul hoffnungsvoll und beäugte die steile Grasböschung. Da hinabzusteigen würde Jack nicht leichtfallen. Weiter vorn säumte ein Zaun die Straße, und die Böschung wurde noch steiler. Daher erschien es ihm ratsamer, es gleich hier zu versuchen.
Da bemerkte er, dass sich im Norden auf der Straße etwas bewegte. Er deutete darauf: »Ist das ein Wagen?«
Jack kniff die Augen zusammen. Aus drei Kilometer Entfernung raste ein Scheinwerferpaar auf sie zu.
»Die fliegen«, sagte Jack.
»Ein Rettungswagen?«, fragte sich Paul.
»Ohne Signallicht?«, überlegte Lian. »Unwahrscheinlich.«
»Wer oder was dann?«, fragte Paul.
»Hier stimmt was nicht«, befand Jack.
Der nächste Blitz zuckte über ihnen.
Das Xenon-Fernlicht des Wagens flammte auf und erfasste sie.
»Schnell weg hier!«, schrie Lian.
E in Blitzstrahl beleuchtete die drei Gestalten, die auf dem Expressway standen.
Alle vier Nordkoreaner sahen sie, doch es war der Sektionschef auf dem Vordersitz, der schrie und auf sie deutete.
Der Fahrer schaltete das Xenon-Fernlicht ein und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Die beiden Männer auf dem Rücksitz zückten ihre Pistolen und überprüften gerade ihre Magazine, als der Sorento durch eine Pfütze schoss und die Bodenhaftung verlor.
Den drei Beifahrern entfuhr ein kollektives »Ah«, doch der Fahrer war zu sehr damit beschäftigt, sich zu konzentrieren. Er widerstand dem natürlichen Instinkt zu bremsen, nahm stattdessen nur den Fuß vom Gas und versuchte, eine trockene Stelle weiter vorn anzusteuern.
»Schneller!«, schrie der Sektionschef.
»Ich kann nicht, Genosse. Zu nass!«
Der Sektionschef lud seine Pistole durch und hielt sie dem Fahrer an den Kopf. »SCHNELLER! «