133

Ich würd meinen Shot nur zu gerne abtreten

»DUNKELHEIT? WIEDER? ERNSTHAFT?« Macys klagende Stimme durchschneidet die Schwärze, die uns umgibt, und sagt mir, dass Hudson und ich noch wenigstens eine andere Person bei uns haben. »Ich finde nicht mal die Kerzen.«

»Mach dir darum keine Gedanken«, sagt Remy vom gefühlt anderen Ende der Arena. »Ich hab Licht.«

Unerwartet brennt seine Faust lila in der Dunkelheit und er dreht den Arm, um den Bereich um uns herum einzuschließen. Licht erblüht, bis ein Kreis aus violettem Licht den ganzen oberen Teil der Arena umgibt.

Oder drei Viertel der Arena, begreife ich, als ich es erkennen kann. Denn sie ist wieder wie eine Mondphase aufgeteilt, so wie während des ersten Levels. Nur dass ich diesmal auf der großen Seite bin, zusammen mit Hudson, Remy, Mekhi, Macy, Calder, Flint und Dawud. Was heißt, dass Jaxon, Eden, Rafael und Byron das Rätsel lösen müssen.

Jetzt, da die Arena beleuchtet ist, kann ich sehen, dass die Quelle weg ist und an ihrer Stelle – im Zentrum – ein Tisch steht. Und auf dem Tisch steht eine Kiste, nicht höher als dreißig Zentimeter.

Allein der Anblick lässt meine Handflächen feucht werden. Ich hole tief Luft, stoße sie langsam aus und versuche mir zu sagen, dass diese Runde okay wird. Dass wir niemanden verlieren.

Aber ich bin nicht sicher, dass ich das glaube, und dieser Zweifel macht es mir schwer, zum Tisch zu gehen.

»Was, glaubst du, ist in der Kiste?«, fragt Macy und sie klingt so verzagt, wie ich mich fühle.

»Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden«, antwortet Remy lakonisch.

»Ja, aber was, wenn wir es nicht herausfinden wollen?«, gibt Macy zurück.

»Dann können wir wohl einfach hier stehen, bis wir es leid sind, den Schreien zu lauschen, die sicher bald von der anderen Seite kommen«, sagt Hudson.

»Guter Punkt«, antwortet Mekhi. Dann sieht er mich an, so als wäre es meine Aufgabe, die Kiste zu öffnen. Seufz.

Ich trete vor, ein wenig zimperlich wegen dem, was herauskommen könnte, nach allem, was wir gerade durchgemacht haben, aber da tritt Remy schon vor. Nach einem raschen Blick zum Rest von uns, um sicherzustellen, dass wir dabei sind, flippt er den Deckel um.

Ich wappne mich – bitte, bitte, bitte, keine weiteren Käfer  –, aber nichts passiert. Der Raum bebt nicht, nichts springt aus der Kiste, keine seltsamen Kreaturen ergießen sich von den Wänden.

»Da ist noch eine Kiste drin«, informiert Remy uns und holt sie heraus.

Er öffnet auch diese, enthüllt eine kleine Holzkonstruktion mit acht Reagenzröhrchen darin. Jedes ist mit einer andersfarbigen Flüssigkeit gefüllt.

»Was sollen wir damit anfangen?«, frage ich und ein komisches Gefühl in meinem Magen sagt mir, dass ich die Antwort bereits kenne.

»Oooh, ich nehm das rote«, sagt Calder. »Das passt zu meinem Haar.«

»Ich bin nicht sicher, ob das gerade so wichtig ist«, sage ich, »aber mach nur.«

Sie verdreht die Augen und zieht das fragliche Röhrchen aus der Kiste. »Farbharmonie ist immer wichtig, Grace.« Und damit zieht sie den Korken ab und trinkt das ganze Ding mit einem langen Schluck aus.