«Viktor hat einen Vater», antwortet Agneta kurz.

«Ich liebe Tilda, als ob sie meine Tochter wäre.» Anneli sieht mitleidig aus, eine Miene, die ihr überhaupt nicht steht. Agneta würde am liebsten die Hand ausstrecken und Annelis Gesicht zerknüllen.

«Sie ist aber meine Tochter.» Agneta beißt die Zähne so fest zusammen, dass es in ihrem Kopf knirscht. «Es ist ungerecht», fährt Agneta fort, und Anneli streckt die Hand aus und umfasst die ihrer Freundin mit festem Griff. «Ich will selbst für sie da sein können.» Agneta wischt sich mit der freien Hand über die Wange, aber da sind gar keine Tränen. Sie zieht die andere Hand unter der von Anneli hervor und steht auf, um sich eine Tablette zu holen. Tablettenschachtel und Blister können jetzt ruhig Lärm machen. Sie hört, wie Anneli die Nase hochzieht, anscheinend weint sie. Agneta schluckt die Tablette ohne Wasser, und Anneli kommt zu ihr und umarmt sie von hinten. Wortlos.

«Ich hab es wirklich versucht, aber es ist einfach alles schiefgegangen», sagt Agneta, und Anneli drückt sie noch fester an sich und holt Luft, als wollte sie etwas sagen. «Wenn du jetzt sagst: ‹Alles wird wieder gut›, bring ich dich

«Alles ist im Eimer», sagt Anneli. Sie drückt die nasse Wange an Agnetas Schulterblatt.

 

Anneli steht am Herd und brät Wurst. Agneta hat das Handy in der Hand. Immer schön im Quadrat atmen, sagt der Psychologe in ihrem Kopf. Sie tippt drei kleine Worte ein. Der Sauerstoff kitzelt sie in der Nase. Sie drückt auf Senden.

Ich liebe dich.

Sie müsste sich die Hände wieder eincremen, aber der Zitronenduft ist zu beißend. Und er bleibt immer so lange. Sie zieht sich einen Hautfetzen von der Nagelhaut am Mittelfinger. Es kommt ein Tropfen Blut. Da sieht sie, dass Tilda die Nachricht geöffnet hat. Dann erscheinen drei kleine Punkte auf dem Display.