«Wasch dir die Hände», sagt Tilda zu Agneta, die rückwärts hinaus und ins Bad geht. Die Seife ist hellgrün und soll riechen wie ein regennasser Wald. Sie reibt die Hände gründlich an allen kritischen Stellen ein, wie man es automatisch tut, wenn man ein ganzes Leben im Pflegedienst verbracht hat. Zwischen den Daumen. Über die Oberseite der Finger. Die Fingerspitzen. Eigentlich braucht das Kind ihr gegenüber doch nicht so einen groben Ton anzuschlagen, oder? Sie versucht zu pinkeln, obwohl sie gar nicht muss. Wartet, bis die Kunststoffbrille unter ihr warm wird. Holt ein paarmal tief Luft, um sich den Sauerstoff

In der Küche riecht es nach Essen, und Agneta wirft einen Blick in den Topf, als sie eintritt. Die grauen Teigklumpen schwimmen in der trüben Flüssigkeit. Wie soll sie diesen ganzen Teig aufessen, und wie soll ihr Magen das alles verdauen, was sie am Ende doch hineinkriegt? Ihr läuft das Wasser im Munde zusammen, als ihr der Essensduft in die Nase steigt. Agneta legt Tilda die Hand auf die Schulter und fragt, ob sie ihr etwas helfen kann. Tilda zuckt bei der Berührung zusammen, sagt, dass es sowieso gleich fertig ist, und rührt das Schweinefleisch mit einem Holzlöffel um. Agneta setzt sich auf den Stuhl und stöhnt dabei auf. Ihr Skelett fühlt sich an, als würde es vor lauter Schmerzen in grellem Neonton leuchten.

«Ist was passiert?», erkundigt sich Tilda und reicht Agneta einen Teller.

«Ach, das sind wahrscheinlich bloß die Nachwirkungen vom Nachtzug», erwidert Agneta und verzieht ihre Grimasse zu einem Lächeln.

 

«Mann, war das lecker», sagt Agneta und führt die Gabel noch einmal zum Mund. Das salzige Schweinefleisch ist knusprig, und der Kontrast zwischen Butter und Knödelteig und dem süßsäuerlichen Preiselbeerkompott zieht einem so schön die Geschmacksknospen zusammen.

«Für dich taugt’s schon», sagt Tilda im Dialekt und

Es ist unmöglich, nicht zu schmatzen, wenn man Fleischknödel isst, und jedes Mal, wenn es bei Agneta besonders laut wird, verbrennt sie sich an Tildas missbilligendem Blick. Sie fragt sich, wo diese Stimmungsschwankung auf einmal herkommt. Vorhin sah Tilda doch fast schon froh aus, und jetzt schaut sie wieder so böse drein. Vielleicht hat Tilda an die Beerdigung ihrer Großmutter gedacht. Wie Agneta dort war, ohne wirklich da zu sein. Das wird sie sich nie verzeihen. Tilda auch nicht, wie es aussieht.

Sie sitzen schweigend am Esstisch. Agneta nimmt immer kleinere Bissen, damit sie weniger Essensgeräusche macht und das Schmatzen in den Griff bekommt. Aber es ist ihr immer noch unmöglich.