«Aha.»

«Ich hab dabei so viele schöne Dinge gefunden.» Agneta fummelt am Ärmel ihrer Jacke herum. «Was hast du eigentlich mit dem Haus vor? Also … in Zukunft, meine ich.»

Sie müssen sich an die Fassade eines kleinen Geschäfts drücken, als ein raumgreifender Trupp junger Männer an ihnen vorbeischlendert, ohne ihnen Platz zu machen. Tildas Schritte werden kürzer und klingen lauter auf dem Asphalt.

«Ich sage ja gar nicht, dass ich dich wieder daheim haben will und du nach Hause ziehen sollst, ich muss nur …» Agneta sieht, wie Tilda vor ihr zumacht, und verstummt. Die kleine Lücke, die sie mit der Brechstange aufgestemmt hatte, hat sich mit einem Rums wieder geschlossen.

«Verdammt, Mama, es hört sich aber ganz so an.» Tilda spuckt die Worte aus und dreht sich so jäh auf der Straße um, dass Agneta fast in sie hineinrennt. Tilda beißt sich auf die Innenseite ihrer Wange, wahrscheinlich um sich das Weinen zu verbeißen.

«Ich muss immer alleine so viel Schnee schippen.» Sie zeichnet mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft.

«Ich will nicht, dass du nach Hause ziehst, ich will nur irgendwie die Zukunft planen können.» Agnetas Stimme klingt jetzt wieder schrill.

«Die Zukunft?», wiederholt Tilda eine Spur zu laut, und eine Person mit Kinderwagen schlägt einen Bogen um die beiden. «Ich werde auch in Zukunft nicht dort hinziehen.» Sie klingt fast angeekelt, als sie das sagt. Dort hin, nicht nach Hause.

«Das Haus …», fährt Agneta fort, wie ein Mähroboter, der stur geradeaus weiter auf die Autobahn zufährt, doch sie erkennt es viel zu spät.

«Ich will das Haus nicht haben, Mama, ich wohne jetzt hier.» Tilda hat die Stimme wieder gesenkt. Geht weiter, aber schaut sich um. Sie findet es wohl unangenehm, dass die Leute sie sehen können und sich ihren Teil denken. Agneta würde sie am liebsten mit Gewalt festhalten. Sie zum Stehenbleiben zwingen. Zum Zuhören.

«Ich weiß, mein Schatz, ich …»

«Schatz mich nicht an. Woher kommt auf einmal dieses ganze Kümmernwollen?»

Tilda sagt Worte, die es gar nicht gibt, bleibt wieder stehen. Sie stehen sich an einer Kreuzung gegenüber. Agneta tränen die Augen, sie muss tief Luft holen. Tilda sieht aus, als würde sie sich gerade wieder etwas einbremsen.

«Ich will doch nur, dass du begreifst, wie gut es mir hier geht. Ich will nicht wieder nach Hause ziehen, also brauchst du auch nicht die ganze Zeit versuchen, mich zu bequatschen», fährt Tilda jetzt etwas ruhiger fort. Sie verlagert das Gewicht von einem Bein aufs andere, sodass sich ihre Hüfte vorschiebt.

«Du meinst also, das Haus, an dem Papa mehrere Jahre gebaut hat, soll einfach so verkauft werden?»

«Jetzt mach doch mal halblang», versucht Tilda, sie zu unterbrechen, doch Agneta ist jetzt nicht mehr zu halten.

«Seit es das Haus gibt, ist es im Familienbesitz gewesen, und jetzt soll es einfach so verschwinden?» Sie lässt die Arme ruckartig zur Seite schnellen, was den Protest ihrer Schulterblätter und ihres Rückens nach sich zieht.

«Du wirst da doch noch ganz lange drin wohnen, oder etwa nicht? Oder worum geht es hier eigentlich?»

Agneta hält inne und lässt die Arme wieder sinken. Noch ganz lange. Vielleicht ein halbes Jahr, ein Jahr.

Sie muss ein Leben entrümpeln, eigentlich mehrere Leben. Sie will, dass Tilda ihr dabei hilft. Denn wie soll sie das alleine bewerkstelligen? Jörgen könnte das Haus auch übernehmen. Agneta und Jörgen hatten sich kennengelernt, bevor sie von ihrer Diagnose erfuhr, und als sie nach Hause kam wie ein Gespenst, war er geblieben. Agneta wunderte sich darüber, dass er nicht Hals über Kopf floh. Er ist da,