Agneta schiebt die Schneeschaufel vor sich her. Die Worte des Psychologen klingen ihr immer noch in den Ohren, und sie wünschte, dass der Schnee schwerer wäre und mehr Gedankenkraft fordern würde. Sie hält inne und trocknet sich den Schweiß von der Stirn. Ihre Mütze juckt, und das Haus ist zu groß. Hätte vielleicht für mehr Kinder gepasst, aber wie es nun mal ist. Jörgen steht mitten im Wohnzimmer und winkt, als er sieht, dass sie ihn sieht. Sie lehnt sich gegen die Schneehexe, und er streckt seinen krummen Daumen in die Höhe. Bewegung tut ihr gut, sagt er immer. Agneta muss sich eingestehen, dass das fürsorglich gemeint ist. Eigentlich sollte es ihre Tochter sein, die sie von dort drinnen beobachtet. Tilda hätte hinter der Fensterscheibe geredet und erwartet, dass Agneta sie hört oder ihre Lippen lesen kann, und Agneta hätte wie immer nichts verstanden, und dann wäre Tilda wütend vom Fenster verschwunden. Tilda weiß nicht, dass Jörgen jetzt bei ihr wohnt, aber andererseits gibt es vieles, was sie nicht weiß. Jörgen senkt die Hand und schiebt sie vermutlich in die Hose. Richtet sich wohl den Schwanz, der gerade ungünstig liegt. Sie redet sich ein, dass sie das süß findet. Der Schweiß klebt unter ihrer Jacke und kühlt sie aus. Sie braucht Wolle ganz nah an der Haut, die den Schweiß aufsaugen und ihn anschließend absondern kann. Das Haus ist schmutzig weiß, und die Garage hat fast dieselbe Farbe, aber wie hätte sie den Unterschied zwischen eierschalen- und sahnefarben sehen sollen, als sie neu streichen musste. Weiß ist weiß. Tilda fand das nicht. Als sie zum ersten Mal nach der Renovierung nach Hause kam, verdrehte sie derart die Augen, dass Agneta schon dachte, sie würden da hinten hängen bleiben. Und Agneta sagte, «na ja, dann hättest du vielleicht nicht ausziehen sollen, wenn du hier Mitspracherecht haben willst», und Tilda raste hoch in ihr Zimmer, das immer noch ihr Zimmer war und ist, gänzlich unberührt. Agnetas Vater hatte das Haus vor Urzeiten gebaut, und als sie dann schwanger wurde, tauschten sie. Ihre Eltern nahmen die Wohnung, und Agneta bekam das Haus. Und jetzt? Agneta wünschte, dass Tilda sich darum kümmern oder mal Interesse zeigen würde, das Haus zu übernehmen. Alles wäre leichter, wenn das Haus in der Familie bleiben würde.
Ihre Lungen pfeifen widerstrebend, sie halten die Luft zurück. Sie sinkt mit dem einen Fuß im Schnee ein. Mit den Armen kann sie sich nicht befreien, und bevor sie sich’s versieht, schreit sie auf wie eine Wahnsinnige. Es hat noch nicht richtig gefroren. Sie wackelt mit dem Fuß, doch der sitzt fest. Ihr Körper zittert vor Anstrengung, und sie holt noch einmal Luft, diesmal etwas ruhiger. Der nasse Schneematsch dringt durch ihre Thermohose. Als sie sich endlich befreit hat, setzt sie sich neben das Loch, das ihr Körper im Schnee hinterlassen hat. Ganz unten sieht sie den Ast, der ihren Fuß festgehalten hatte. Es ist noch nicht mal richtig Winter.