«Mama? Als Muore starb …», beginnt Tilda, doch Agneta kaut einfach weiter ihre Chips und streichelt die blondierten Haarsträhnen. Sie bringt es nicht über sich, sich jetzt mit Kummer auf Tildas Gesicht auseinandersetzen zu müssen. Tildas Großmutter und Agnetas Mutter. Und dem Tod.

«Du hast mich nie gefragt, wie es mir ging. Obwohl ich die ganze Zeit da war und obwohl ich sie gefunden hatte», fährt Tilda fort, bevor sie verstummt. Ihr Nacken spannt sich gegen Agnetas Oberschenkelmuskel oder das, was von ihm noch übrig ist. Eine harte Stimme in Agnetas Kopf sagt, dass Tilda sie ja auch nicht gefragt hatte. «Ich bin reingekommen, und sie war tot, und als ich dich angerufen hab, hast du nur gesagt, dass ich das Fenster aufmachen soll, mehr nicht.»

Tilda nickt. Ein Tumor klettert in Agnetas Brustkorb hoch und bleibt so stecken, dass er ihr aufs Herz drückt. Sie stellt sich selbst in so einem blöden Sarg vor, und Tilda, die nicht richtig bei der Sache ist und draußen stehen bleibt, obwohl die Kirchenglocken läuten. Die den Pfarrer die Kirchenlieder aussuchen lässt. Ungerührt. So darf es einfach nicht kommen. Auf keinen Fall.

«Der Pfarrer hat nichts über sie gesagt. Es waren einfach nur Texte aus der Bibel. Als hätte sie keiner gekannt», sagt Tilda und macht Anstalten, sich aufzusetzen. Agneta hindert sie daran.

«Ich weiß», sagt Agneta noch einmal, denn sie weiß es ja nur allzu gut. Sie hat auch nichts zu ihrer Verteidigung vorzubringen. Nur, dass es doch bloß eine Beerdigung war, und die Einzige, die über die fehlende persönliche Note und das ganze Drumherum hätte traurig sein können, war tot. Doch Agneta hatte Tilda vergessen. Diese trockenen Kekse waren das Einzige, was man den Trauergästen anbot. Es gab keine festlich gedeckten Tische. Keine Reden zu Ehren ihrer Mutter. Nur verbrannten Kaffee im Stehen, unpersönliche Kekse, Danke und Auf Wiedersehen.

Auf Agnetas Beerdigung müssen Reden gehalten werden. Sie fragt sich, was Tilda wohl sagen wird. Ob Tilda etwas sagen wird. Agneta streckt die Hand nach Tilda aus, die kurz zögert, bevor sie sie ergreift.

«Ich sehe deine Großmutter in dir», sagt Agneta. Tilda drückt ihre Hand fester.