«Meinst du, das war Absicht?», fragt Agneta laut, und Tilda schaut sie böse an. Der Saal hält den Atem an, als ob sie nicht wüssten, ob sie es Kunst nennen oder dem Personal Bescheid geben sollen. Sie würde am liebsten höhnisch grinsen über diese Ängstlichkeit, die auch in Tilda gesickert zu sein scheint. Es ist doch nur eine Lampe, deswegen muss man sich doch nicht so aufregen. Sie würde ihre Tochter am liebsten schütteln. Als die Lampen wieder angehen, atmet der ganze Raum auf.

 

Sie kommen zu einer Ausstellung mit Bildern aus dem Norden. Auf einem sieht man die Rücken von Leuten, die so aussehen, als wären sie eine Clique. Agneta muss wieder an Hedda denken. Vor allem an den Abend, als Tilda mit Hedda unterm Arm heimkam, die Wimperntusche übers ganze Gesicht verschmiert. Schleimige Fäden von Kotze im Haar. Agneta hatte gerade einen schwedischen Krimi im Fernsehen angeschaut und Lakritze dazu gegessen, als die Haustür plötzlich zuknallte. Im Korridor schaute Tilda unter ihrem Pony hervor Agneta an, und auch wenn es keine Scham war, war es zumindest so was in der Richtung. Ich konnte nicht

Tilda nimmt ihren Arm, und Agneta löst sich von ihrer Erinnerung und kehrt wieder zurück ins Museum. Auf dem Bild, auf das Tilda zeigt, ist jemand zu sehen, der Schnee schippt.

«Schön, oder?»

«Das hätte doch jeder knipsen können», antwortet Agneta und schüttelt den Kopf.

«Jetzt haben es eben die hier gemacht. Übrigens glaube ich, dass die Künstler hier bunt gemischt sind, du hättest also auch ein Bild einschicken können», sagt Tilda lachend, und Agneta wendet sich ab. Selbstverständlich hätte Agneta das auch knipsen können, aber das ist ja gar nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass Kunst doch eigentlich ein bisschen mehr sein sollte. Nicht nur ein verschwommenes Bild von einem leeren Parkplatz. Kunst ist immer so weit von ihrem Leben und ihrer Wirklichkeit entfernt gewesen. Es ärgert sie, dass jedes beliebige Foto von ihrem Handy hier in einem schicken Rahmen aufgehängt und dann Kunst genannt werden könnte. Das ist doch keine Kunst, das ist einfach nur das Leben.