«Ich hab Pizza bestellt», sagt er, während er nach der billigen Mütze greift, mit der er aussieht wie der letzte Heuler, weil das Giftgrün überhaupt nicht zu seinem Hautton passt. Die dunkelblaue, die sie ihm zum Geburtstag geschenkt hat, liegt unangetastet auf der Garderobe. Ist halt nicht so bequem und eingetragen. Klar gibt es Pizza, wenn du mit Essenkochen dran bist, sagt Agneta nicht. Er hatte wahrscheinlich einen langen Tag auf der Arbeit. Alle Zutaten für Bolognese-Soße und Eintopf und Fleischbrühe stehen eingekauft und säuberlich eingeräumt im schneeweißen Kühlschrank. Lebensmittel für Hunderte von Kronen – die Pizza muss er eben bezahlen. Er gibt ihr ein Küsschen auf die Stirn und knallt die Tür zu. Agneta geht ins Haus. Zieht ihren Pulli aus, ganz vorsichtig, damit er nicht an die schmerzenden Stellen kommt. Sie schaut auf ihre Brüste herunter, die wie verschrumpelte Weintrauben im ehemals weißen BH liegen. Jörgen lässt das Auto an, obwohl es zu Fuß zur Pizzeria höchstens zehn Minuten sind. Sie geht ins Badezimmer. Wünschte, der Fußboden würde sie durch ihre dünnen Socken wärmen. Das sollte eigentlich das nächste Projekt werden nach dem neuen Kühlschrank und der neuen Gefriertruhe. Eine Fußbodenheizung. Sie ist nicht dazu gekommen. Ihre feuchte Haut zieht sich zusammen, und sie steht schon mit einem Fuß in der Dusche, als sie es wieder

 

Jörgen schleudert seine Stiefel von den Füßen und reicht ihr die Pizzakartons. Er hat nicht gefragt, was für einen Belag sie wollte, sie nimmt ja doch immer denselben wie er, obwohl die Champignons so eklig sind. Die roten Kartons wärmen ihre steifen Finger. Seine Stiefel landen neben der Türmatte und werden nasse Flecken hinterlassen, in die sie später hineintappen wird. Aber Jörgen ist schon okay. Wenn man ihn mit anderen vergleicht. Sie kramt geräuschvoll Besteck und Gläser hervor. Nimmt die Milchtüte aus dem Kühlschrank. Anders konnte sich nie beherrschen und tief durchatmen oder bis zehn zählen, wie man es irgendwann lernen muss. Die andere Wange hinhalten, das war ein Ausdruck, den er noch nie gehört hatte. Agneta selbst hielt ständig die andere Wange hin. Hielt die eine und dann die andere hin, immer im Wechsel, bis beide ganz blau geschlagen waren und ihr beim Lächeln wehtaten. Ein steifes Lächeln, das sowohl innerlich wie äußerlich wehtat. Aber er war ja der Vater. Und Tilda schlug er schließlich nie. Dann kam Tilda in das Alter, in dem man anfängt, sich zu erinnern. Da stahl Agneta sich den Hausschlüssel zurück, den sie ihm gegeben hatte, legte seine Sachen auf die Vortreppe und versteckte sich für eine Woche bei Anneli. Agneta hätte nicht schlafen können mit der Angst, wütende Männerfäuste gegen die Tür hämmern zu hören. Tilda war noch klein, für sie war es wohl eher ein Abenteuer, woanders zu übernachten. Jörgen zählt immer bis zehn, und sie streiten auch nicht. Er passt sich Agneta einfach an, als wäre er aus Gummi.

Gerade rinnt ihm geschmolzener Käse aus dem Mundwinkel, der sich in seinem Bart festsetzt. Sie beugt sich vor