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Casey lief und lief, bis sie vor dem viktorianischen Haus stand, in dem sich Mrs Smiths Wohnung befand. Ihr war schwindelig, schlecht und etwa so kalt wie an jenem verschneiten Februartag vor etwas über zwei Jahren, als sie Storm zum ersten Mal gesehen hatte. Ihre Augen waren trocken, aber der Dauerregen und das viele Weinen hatten ihren Blick getrübt. London war ein Kulturschock: düster, laut, aggressiv. Casey fühlte sich der Stadt schutzlos ausgeliefert. Alles schmerzte sie.

Während sie durch Wasserpfützen strauchelte, wiederholte sie – wie ein Mantra – immer wieder dieselben Worte: «Mrs Smith wird alles in Ordnung bringen. Mrs Smith weiß eine Lösung. Mrs Smith weiß immer eine Lösung.»

An ihren Vater dachte sie nicht. Sie wollte nie mehr an ihren Vater denken.

Sie klingelte an der Tür der Wohnung im Erdgeschoss. Keine Reaktion. Nur ein paar Katzen strichen ihr um die Beine und miauten hoffnungsvoll. Nach allem, was sie durchgemacht hatte, entglitt ihr jetzt auch noch der letzte Strohhalm. Casey lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür und ließ sich langsam zu Boden gleiten. Dann rollte sie sich wie ein streunendes Tier auf der Fußmatte zusammen.

Als Nächstes nahm sie wahr, dass sie wachgerüttelt wurde. Eine alte Dame mit winzigen hellbraunen Augen und spindeldürren Vogelbeinen blickte auf sie herab. «Du hast mir einen schönen Schrecken eingejagt, meine Liebe! Einen Moment hatte ich geglaubt, du bist tot.»

«Schön wär’s», gab Casey zurück.

«Der Wunsch zu sterben ist ein Vorrecht der Jugend. Je älter die Menschen werden, desto mehr klammern sie sich an das Leben», sagte die zarte alte Dame und fügte stirnrunzelnd hinzu: «Du bist bestimmt Casey, die Pferdenärrin. Mrs Smith ist so stolz auf dich. Sie redet unaufhörlich von dir. Casey hier ..., Casey dort ...»

Dann sagte sie, als hätte sie es eben erst bemerkt: «Aber du bist ja tropfnass, meine Liebe. Wenn du nicht schleunigst aus diesen Kleidern steigst, erfüllt sich dein Wunsch früher, als dir lieb ist. Angelica ist im Krankenhaus zu einer Untersuchung oder so, und es könnte Weihnachten werden, bis sie zurückkommt. Ich bin sicher, sie hat nichts dagegen, wenn ich dich in ihre Wohnung lasse. Sie wird mir aber nicht verzeihen, wenn du dir eine Lungenentzündung holst.»

Die Wohnung war blitzblank sauber wie immer, aber sie fühlte sich seltsam unbewohnt an. Ursula war für Weihnachten zu ihrer Schwester gezogen, und Mrs Smith war wohl so sehr mit ihren gesundheitlichen Problemen beschäftigt, dass sie nicht für die sonnendurchflutete, friedliche Stimmung sorgen konnte, die ihre Wohnung normalerweise ausstrahlte.

Casey fütterte die bettelnden Katzen, verzichtete aber auf ein heißes Bad und eine Tasse Tee, obwohl sie es der Nachbarin versprochen hatte. Mrs Smith hätte nichts dagegen gehabt, das wusste sie, aber irgendwie fühlte sie sich unwohl dabei, in die Privatsphäre ihrer Freundin einzudringen. Dafür machte sie sich auf die Suche nach einem Aspirin. Sie wurde von derart starken Kopfschmerzen geplagt, dass sie das Gefühl hatte, jemand habe ihr den Kopf abgesägt, ohne ihr zuvor ein Betäubungsmittel zu geben.

In der zweiten Küchenschublade, die sie öffnete, wurde sie gleich fündig. Die Tabletten lagen auf einem Stapel hellblauer Briefbogen. Sie war gerade dabei, eine Tablette mit etwas Wasser zu schlucken, als es sie wie der Blitz traf. Um ein Haar hätte sie alles wieder ausgespuckt.

Es kam ihr wie in einem Traum vor, als sie die Schublade wieder öffnete. Ihr Herz krampfte sich zusammen. Das Schreibpapier war mit dem dunkelblau-weißen Signet des aufsteigenden Adlers von Ladyhawke Enterprises bedruckt.

In Caseys erschöpftem Hirn setzte sich mühsam ein ganzes Räderwerk in Bewegung. Irgendetwas stimmte hier nicht. Aber was? Warum bewahrte Mrs Smith das Briefpapier ihres Sponsors in ihrer Küche auf? Wusste sie etwa mehr, als sie vorgab? Kannte sie vielleicht sogar die geheimnisumwitterte Person, die sie finanzierte?

Im Wohnzimmer standen auf dem Lehrerpult, das Mrs Smith offensichtlich aus einer alten Schule gerettet hatte, ein Laptop und ein Drucker. Casey ging wie in Zeitlupe darauf zu. Im Papierkorb unter dem Pult lag eine ganze Menge zerknüllter hellblauer Blätter. Sie fischte einige heraus. Es waren Briefe, alle an sie adressiert.

Liebe Casey
Als Dein Sponsor habe ich mich natürlich dafür interessiert, wie Du bei den Vorbereitungsturnieren für Badminton abgeschnitten hast. Mach Dir bitte keine Sorgen, dass es nicht ganz rund gelaufen ist
.

Liebe Casey
Ich hoffe, es geht Dir gut. Bestimmt bist Du etwas enttäuscht über das Turnier in Riverton, aber ich kann Dir versichern, dass das Ergebnis Deiner guten Leistung in keiner Weise gerecht wird. Du und Mrs Smith habt im Training mit Storm enorme Fortschritte erzielt
.

Liebe Casey,
Ich würde so gerne
...

War da nicht ein Geräusch? Casey blickte auf. Mrs Smith stand in der Tür und klammerte sich an der Klinke fest, als würde sie gleich zusammenbrechen. Ihr sonst so strahlendes Gesicht war aschfahl.

Casey hielt einen der angefangenen Briefe in die Höhe. Eintönig und ohne jeden Gefühlsausdruck sagte sie: «Sie waren das also. Es gibt keine Ladyhawke Enterprises. Storm und ich hatten nie einen Sponsor, der an uns glaubte. White Oaks, Peach Tree Cottage, die Satteldecken mit dem Logo – alles Schwindel. Sie haben die Briefe geschrieben, Sie haben die Konten bei den Online-Reitbedarffirmen eröffnet, Sie haben so getan, als würden Sie einen Lohn beziehen. Alles nur Schwindel und Betrug.»

Mrs Smith machte ein paar Schritte. «Casey, ich kann alles erklären.»

Mit einem höhnischen Lachen sagte Casey: «Hinten anstellen bitte. Sie sind die dritte Person, die mir heute damit kommt. Morag, mein Vater und jetzt Sie. Sie haben vorgegeben, sich für mich einzusetzen, dabei ging es nur um Ihren eigenen Ego-Trip. Genau gleich wie mein Vater. Fantasten alle beide. Ich halte Sie nicht mehr aus, Sie und Ihre blöden Träume. Ich will Sie nie mehr sehen.»

Mrs Smith streckte ihr die Hand entgegen. Casey wich ihr aus, packte ihren nassen Mantel und ging auf die Tür zu.

«Du hasst mich also, weil ich für dich und Storm ein Dach über dem Kopf gefunden habe, als Mrs Ridgeley euch auf die Straße setzen wollte?» Mrs Smith sprach so leise, dass Casey sie kaum hören konnte.

Casey blieb wie angewurzelt stehen. Widerwillig drehte sie sich um. «Nein. Nein, so ist es nicht.»

«Dann hasst du mich, weil ich an dich geglaubt habe?»

Casey ließ sich in das Sofa sinken und vergrub ihr Gesicht in den Händen. «Natürlich nicht. Sie und Dad ... ihr wart die Einzigen, die immer an mich geglaubt haben.»

Mrs Smith setzte sich neben sie hin. «Also?»

Casey blickte auf. «Aber Sie haben mich angelogen. Mich getäuscht. Sie haben eine Fantasiewelt zusammengebastelt, in der ein geheimnisumwitterter Sponsor angeblich Storm und mich als Talent entdeckt hatte und so sehr an uns glaubte, dass er bereit war, derart viel Geld in uns zu stecken, dass wir es bis nach Badminton schaffen. Wissen Sie, was das für mich bedeutet hat? Weil der Sponsor an mich geglaubt hat, habe auch ich an mich geglaubt. Und dann das Geld! Ich hatte immer den Eindruck, dass Sie praktisch kein Geld haben. Niemals hätte ich auch nur einen Penny von Ihnen angenommen, wenn ich von dieser Geschichte gewusst hätte.»

Mrs Smith nickte. «Das habe ich mir gedacht. Dann sag mir bitte, was ich hätte tun sollen. Wie hättest du an meiner Stelle gehandelt? Im Sommer, nachdem du Storm vor der Schlachtbank gerettet hattest, musste ich tatenlos zusehen, wie du beinahe krank geworden bist vor Sorge, Storm nicht durchzubringen. Du hast Tag und Nacht gearbeitet und wurdest mit jeder Stunde immer ausgezehrter und schwächer. Und auch so bist du finanziell nur knapp über die Runden gekommen. Es war sonnenklar, dass du eines Tages gezwungen sein würdest, Storm zu verkaufen, entweder weil du die Tierarzt- oder Futterrechnung nicht mehr hättest bezahlen können oder weil Mrs Ridgeley dein – oder besser gesagt unser – Leben an der Hopeless Lane zur Hölle gemacht hätte.»

«Ich hätte es schon geschafft», warf Casey ein, aber sehr überzeugend klang es nicht. «Mir wäre bestimmt etwas eingefallen.»

Mit einem bitteren Lächeln sagte die Trainerin: «Sicher hättest du es irgendwie geschafft, aber das war nicht das Leben, das ich dir gewünscht hatte. Du hättest jeden Penny zusammenkratzen müssen, hättest dir kein anständiges Sattelzeug leisten können und deinem geliebten Pferd trockenes Heu verfüttern müssen. Über die Monate hatte ich ausreichend Gelegenheit, dich und Storm zu beobachten, und was ich gesehen habe, hat mich beeindruckt. Du bist wütend auf mich, weil der Sponsor, der an dich geglaubt hat, ein Produkt meiner Fantasie war, aber die Worte im Schreiben von Ladyhawke Enterprises waren meine aufrichtigen Worte, Casey. Ich habe an dich geglaubt. Ich glaube immer noch an dich. Und daran wird sich nichts ändern.»

Ein ersticktes Schluchzen brach aus Casey hervor. «Das weiß ich ja, und das macht alles noch viel schlimmer. Was für eine Verschwendung! Der ganze Glaube, der ganze Aufwand – alles für die Katz.»

Mrs Smith schien sie falsch verstanden zu haben, denn sie sagte: «Aber siehst du denn nicht, dass es nicht für die Katz war? Casey, als ich dich kennenlernte, war ich innerlich völlig verkümmert. Ich habe Mühe mit dem öden Alltag, mit der Eintönigkeit des Lebens. Während der letzten dreißig Jahre war ich drauf und dran zu ersticken, ich wartete eigentlich nur noch drauf, ins Grab zu sinken. Auf Männer konnte ich gut und gern verzichten. Dafür fehlten mir die Pferde und der Nervenkitzel der Turniere so sehr, dass es mir beinahe einen körperlichen Schmerz verursachte. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass du und Storm mir das Leben gerettet und mir einen Grund gegeben habt, nicht aufzugeben. Als Mrs Ridgeley euch dann auf die Straße setzen wollte, musste ich eingreifen – in meinem eigenen, aber auch in eurem Interesse.»

«Und das Geld? Woher kam das Geld?»

Plötzlich beschlich Casey der schreckliche Gedanke, dass vielleicht ihr Vater das Geld gestohlen hatte und er und Mrs Smith in dieser Geschichte Komplizen waren.

Mrs Smith schien ihre Gedanken lesen zu können, denn sie sagte: «Nicht aus irgendwelchen unsauberen Quellen, das kann ich dir versichern. Erinnerst du dich, dass ich dir gesagt hatte, dass sich mein Ex-Mann beinahe mein ganzes Vermögen gekrallt hatte, aber eben nur beinahe ...»

Casey wischte sich die Augen trocken und nickte.

«Nur wenige Wochen nach meiner Hochzeit wusste ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte und Robert – sagen wir es mal so – nicht besonders gut mit Geld umgehen konnte. Wenn ich nur gemerkt hätte, dass er nichts anderes war als ein fieser Betrüger. Doch ich hatte, vermutlich einem Instinkt gehorchend, zwei Dinge vor ihm versteckt: eine unerwartete Steuergutschrift über tausend Pfund und ein Gemälde – das Lieblingsbild meines Vaters. Das alles hortete ich in einem Tresor. Das Geld hat mich gerettet, nachdem Robert mein restliches Vermögen verspielt hatte. Damit habe ich mir ein neues Leben in London aufgebaut. Was das Gemälde angeht, hatte ich keine Ahnung von seinem Wert, bis ich es am Tag nach Mrs Ridgeleys Ultimatum in das Auktionshaus Sotheby’s trug.»

«Nein!», rief Casey aus. «Sagen Sie mir jetzt bloß nicht, dass Sie das Lieblingsgemälde Ihres Vaters verkauft haben, damit ich Storm behalten konnte. Das könnte ich nicht ertragen.»

Mrs Smith lächelte. «Doch, das habe ich getan, und ich bereue es nicht. Und ich weiß mit Sicherheit, dass er es gutgeheißen hätte. Mein Vater war immer zu haben für eine gute Sache. Ihm allein verdanken wir es, dass du und ich auf unserem Weg nach Badminton Unterstützung gefunden haben. Ich weiß, du bist mir böse, weil ich dich angeschwindelt habe. Dein Vater ist bestimmt auch fuchsteufelswild. Aber ich hatte keine Wahl, Casey. Ihr beide seid so stolze Menschen. Du hast gerade gesagt, dass du nie einen Penny von mir angenommen hättest. Doch ich musste tatenlos zusehen, wie du gelitten hast, weil deine Träume dabei waren, sich in Nichts aufzulösen. So konnte ich dich und Storm glücklich machen und gleichzeitig eine Freude und eine Genugtuung erfahren, wie ich sie selbst nie erlebt hatte, als ich noch Wettkämpfe bestritten habe. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel mir das bedeutet hat. Es war wie ein neues Leben für mich.»

Sie berührte Caseys kalte Hand. «Wenn dein Herz es zulässt, mir zu verzeihen, können wir weitermachen wie zuvor. Ich traue dir und Storm in Badminton eine großartige Leistung zu. Dann brauchst du mich gar nicht mehr, weil dann jede Menge echter Sponsoren bei dir auf der Matte stehen werden.»

Bei diesen Worten holten die Ereignisse des Vormittags Casey brutal ein. Sie sprang auf. «Wir fahren nicht nach Badminton, weil ich kein Pferd habe. Storm war das Beste, was mir je passiert ist, und jetzt ist er weg, verhökert an eine Tussi, die ihn gleich wieder ins Schlachthaus schickt, wenn sie genug hat von ihm.»

Mrs Smith blickte sie verdutzt an. «Was soll das heißen? Storm ist weg? Was ist passiert? Welche Tussi? Wer hat ihn gekauft?»

«Anna Sparks’ Vater. Anna Sparks’ Vater hat ihn gek...»

Casey konnte nicht aussprechen, da Mrs Smith ohnmächtig zusammenbrach. Sie kam zwar in weniger als einer Minute wieder zu sich, aber ihre Haut blieb grau, und sie schlotterte, als leide sie unter akuter Unterkühlung.

Casey zog die Decke vom Bett und mummelte sie ein. «So, und jetzt bleiben Sie ganz ruhig sitzen», befahl sie. «Ich mache Ihnen einen Tee mit viel Zucker. Und nein, jetzt bleiben Sie einen Moment ruhig und sagen kein Wort.»

Nachdem Mrs Smith am heißen, gezuckerten Darjeeling-Tee genippt hatte, nahm ihr Gesicht wieder Farbe an. Doch sie zitterte immer noch wie Espenlaub. «Daran bin ich schuld. Ich ganz allein. Warum habe ich dich bloß nicht gewarnt?»

Urplötzlich fühlte sich Casey wieder elend schwach. Es war wie bei einer Zwiebel: Mit jeder Schicht geriet ein neuer Verrat an die Oberfläche. «Gewarnt, wovor?»

«Anna Sparks’ Vater, Lionel Bing. Ich habe dir über ihn nicht die ganze Wahrheit gesagt. Ich kenne ihn. Als ich ihn in Blenheim auf der anderen Seite des Parcours stehen sah, war ich ihm dreißig Jahre lang nicht begegnet. Aber davor hatte ich ihn nur allzu gut gekannt. Wir waren Erzrivalen im Dressurreiten. Deinem Vater hat er weisgemacht, er habe keinen blassen Dunst von Pferden, doch das war bloß eine weitere seiner Million Lügen. Er war es, der meinem Ex-Mann mein Pferd, Carefree Boy, abgekauft hat, und sein Stallbursche hat ihn brutal verenden lassen. Wäre Carefree Boy nicht gestorben, hätte Lionel meinen Startplatz bei den Olympischen Spielen übernommen. Nun war aber mein geliebtes Pferd tot. Es gab dann eine Untersuchung in Zusammenhang mit Misshandlung und Tierquälerei in seinem Reitstall. Man konnte Bing zwar nichts nachweisen, doch kurze später verschwand er aus der Dressurszene, um später als Unternehmer wieder aufzutauchen. Das ist auch der echte Grund dafür, dass Anna Sparks die Reitvergangenheit ihres Vaters, des Teppichbarons Lionel Bing, herunterspielt, wo sie nur kann. Ich bin eigentlich überrascht, dass die Medien Bings echte Identität nie aufgedeckt haben. Doch wer weiß, vielleicht sind sie dahintergekommen? Entweder sie haben Angst vor ihm oder sie möchten die Karriere einer derart talentierten Reiterin nicht gefährden.»

Casey wurde es schwindelig. Die Schocks, die sie heute erlebt hatte, reichten gut und gern für ein ganzes Leben. Nach dreißig Jahren wiederholte sich die Geschichte, nur dass sich diesmal Lionel mit seinem Reichtum ein Pferd für seine Tochter, statt für sich selbst, unter den Nagel riss. Auf jeden Fall erzählte Casey ihrer Trainerin von dem schrecklichen Tag, den sie durchgemacht hatte, seit sie am Morgen in White Oaks entdeckt hatte, dass Storm weg war.

Mrs Smith vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sie sagte so lange kein Wort, dass Casey sich fragte, ob sie wohl wieder in Ohnmacht gefallen war. Schließlich blickte sie auf. Aus ihren Augen sprach eine dramatische Entschlossenheit. «Vertraust du mir, dass ich dir helfen will?»

Casey blickte sie lange und durchdringend an. Sie war von allen Erwachsenen, denen sie vertraut hatte, im Stich gelassen worden: von Mrs Ridgeley, von ihrem Vater, von Morag und schließlich noch von Mrs Smith. Allerdings bestand der Unterschied zwischen Mrs Smith und allen anderen darin, dass ihre Freundin seit dem Tag, als sie im Tea Garden ihre gemeinsame Pferdeleidenschaft entdeckt hatten, immer nur in ihrem allerbestem Interesse und völlig uneigennützig gehandelt hatte. Alles, was sie getan hatte, war aus Liebe geschehen.

«Ja», sagte Casey. «Ich vertrauen Ihnen.»