»Ich glaube, mir wird schlecht!« Mitchell würgte.
Candy verdrehte die Augen. »Waschlappen!«
»Unter Ihrem Sitz finden Sie eine Kotztüte«, hallte die Stimme des Co-Piloten aus den Kopfhörern.
Der Hubschrauber wurde von einer weiteren Turbulenz erschüttert. Mitchell würgte abermals und griff unter seinen Sitz.
Auch Russell konnte nicht behaupten, dass ihm der Flug nach Washington sehr viel Freude bereitete. Er blickte aus dem Fenster der hinteren Kabine des UH-1-Helikopters auf die graue, neblige Suppe, die sie durchflogen. Der Boden war nicht erkennbar, der Pilot musste sich wohl auf seine Instrumentenflugkentnisse verlassen.
Der Aufenthalt in New York war eine einzige Enttäuschung gewesen. Die Diplomaten hatten sich nicht auf eine gemeinsame Mission einigen können. Selbst die Japaner hatten die Zusage auf eine Beteiligung an einem Einsatz gegen die fremden Raumschiffe zurückgezogen. Russell war nicht imstande, zu begreifen, wie man so borniert sein konnte.
Am Ende hatte er Elise in New York zurückgelassen. Seine Frau würde mit einer Passagiermaschine nach San Francisco fliegen, um sich mit Grace zu treffen. Er selbst war mit Candy und Mitchell in den Hubschrauber gestiegen, um in Washington mit dem Präsidenten zusammenzutreffen. Aber was konnte Amerika mit seinen vier Raumschiffen schon alleine gegen die übermächtigen Aggressoren ausrichten?
»Wir haben unser Ziel erreicht und gehen jetzt runter«, meldete der Pilot. »Seien Sie nicht überrascht, wenn die Landung etwas holprig wird.«
Russell wandte den Kopf und blickte aus dem Fenster. Tatsächlich. Der Boden wurde sichtbar. Sie überflogen ein Flussbett, durch das eine schlammige, braune Brühe floss. War das der Potomac?
Kurze Zeit später schälte sich ein großes, fünfeckiges Gebäude aus dem Nebel. Russell drückte die Sprechtaste seines Headsets nieder. »Das Pentagon? Fliegen wir denn nicht zum Weißen Haus?«
»Nein, Sir«, antwortete der Pilot. »Das Weiße Haus wird zur Zeit umfassend saniert. Der Präsident lebt und arbeitet währenddessen im Blair House, hält sich aber auch oft in den einzelnen Ministerien auf.«
Russell zuckte mit den Schultern. Es spielte auch keine Rolle.
Der Helikopter berührte mit der linken Kufe den Boden, wurde von einer Böe aber wieder emporgeschleudert. Mitchell würgte wieder und hielt sich krampfhaft an der Kotztüte fest.
Endlich setzte der Hubschrauber mit einem Krachen auf dem Helipad auf. Das Sirren der Turbine wurde leiser und der Co-Pilot gab ihnen Zeichen, sich abzuschnallen.
Ein Marine mit Schirmmütze in einem langen, blauen Mantel riss die Tür auf und winkte sie heraus. Es regnete in Strömen. Der Schirm, den der Soldat in der Hand hielt, war bei dem heftigen Sturm völlig nutzlos und es blieb ihnen nichts anderes übrig, als zum nächsten Eingang des Pentagons zu laufen.
Ein weiterer Marine nahm ihnen die Mäntel ab und reichte ihnen Handtücher. Russell strubbelte sich die Haare trocken und legte das Handtuch auf eine Anrichte. Er warf einen kurzen Blick in den großen Spiegel an der Wand und strich sich die Frisur halbwegs glatt. Einen Kamm hatte er leider nicht dabei.
Mitchell verschwand in einer Toilette.
»Scheiße! Ich sehe aus, als hätte ich die ganze Nacht auf dem Straßenstrich gestanden«, fluchte Candy, nachdem sie ebenfalls in den Spiegel geschaut hatte.
Der Marine neben ihr wandte den Kopf und schmunzelte, richtete die Augen dann schnell wieder auf die gegenüberliegende Wand.
Endlich kam Mitchell zu ihnen zurück und Russell wandte sich an den Marine. »Wir sind bereit. Sie können uns zum Präsidenten bringen.«
»Folgen Sie mir bitte«, sagte der Soldat emotionslos und führte sie zu einem Fahrstuhl. Er wartete, bis alle die Kabine betreten hatten, und drückte dann den Knopf für den dritten Stock. »Ich bringe Sie zum Büro des Verteidigungsministers.«
Candys und Russell sahen einander an. Sowohl sie als auch Russell waren in einem früheren Leben Soldaten gewesen und der Verteidigungsminister hatte ihnen einmal als oberster Dienstherr gegolten, wenn man vom Präsidenten absah. Russell war dem damaligen Minister jedoch nie begegnet.
Als die Türen sich öffneten, führte der Soldat sie nach rechts über einen breiten Korridor, der mit weißem Marmor verkleidet war. Bilder von hochdekorierten Soldaten hingen in goldenen Rahmen an der Wand, die Türschilder bestanden ebenfalls aus Messing.
Der Marine öffnete eine edle Mahagonitür und führte sie in ein großes Vorzimmer, in dem zwei Sekretärinnen an zwei Schreibtischen saßen. Beide telefonierten, aber eine der Frauen zeigte stumm auf eine weitere Tür.
Der Soldat klopfte und öffnete sie dann für Russell, Mitchell und Candy. Russell betrat als erster den Raum.
Das Büro des Verteidigungsministers war riesig. Der wuchtige Schreibtisch aus dunklem Holz fiel Russell sofort ins Auge. Aus den Fenstern fiel bei dem grauen Wetter wenig Licht, sodass die Neonröhren an der Decke für Beleuchtung sorgen mussten. Der blaue Teppichboden harmonierte auf ungewöhnliche Weise mit dem Braun der Möbel und dem Weiß der Wände. Neben dem Schreibtisch stand ein großer, rechteckiger Tisch aus poliertem Holz, offenbar für Besprechungen. An diesem Möbel saßen drei lautstark debattierende Männer, zwei in schwarzen Anzügen, einer in einer militärischen Galauniform. Als Russell nähertrat, erhoben sich die Männer.
Einer der Männer in Zivil trat auf Russell zu und streckte die Hand aus. Er war einen ganzen Kopf kleiner als Russell und wirkte fast so jung wie Jim. »Ich bin Joseph Young. Sie müssen Russell Harris sein. Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Willkommen in Washington.«
Russell gab dem Präsidenten die Hand. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass der Mann so jung war. Er konnte kaum älter als Mitte dreißig sein und wirkte sogar noch jugendlicher als John F. Kennedy auf den alten Fotos.
Sie stellten sich gegenseitig vor. Bei den anderen Männern handelte es sich um Spike Linton, den Verteidigungsminister, und um Mike Kelly, den Vorsitzenden der Stabschefs. Beide Männer waren großgewachsen und grauhaarig. Der Kontrast hätte kaum größer sein können.
Präsident Young bat Russell, Mitchell und Candy, am Tisch Platz zu nehmen, und schenkte ihnen Kaffee ein, bevor er sich selber neben Minister Linton setzte. »Sie können sich sicherlich denken, warum ich Sie hierher eingeladen habe.«
Russell nickte. »Allerdings. Und das Pentagon scheint mir dafür ein guter Ort zu sein, wenn man bedenkt, was uns bevorsteht. Es ist schade, dass es nicht zu einer weitergehenden Kooperation mit den anderen Nationen gekommen ist.«
Der Verteidigungsminister tippte auf ein Blatt Papier vor sich auf dem Tisch. »Ja, ich bin bereits über die Ergebnisse der Konferenz in New York unterrichtet worden.«
»Ergebnisse?«, brummte Candy. »Was für Ergebnisse?«
Russell wandte sich an den Präsidenten. »Ich muss gestehen, dass ich sehr irritiert über das Verhalten der internationalen Delegierten bin. Die Bilder und Videos, die wir sowohl von den vernichteten Planeten als auch von Minos A mitgebracht haben, hätten den Ernst der Lage eigentlich klar und deutlich untermauern müssen.«
Der Verteidigungsminister lächelte schwach. »Es tut mir leid, Mr. Harris. Diese Bilder haben wir den Botschaftern niemals gezeigt.«
Mitchell wollte gerade nach seiner Tasse greifen, stoppte die Bewegung aber abrupt. Candy schnaufte laut auf.
Russell hob die Augenbrauen. »Was sagen Sie da? Niemals gezeigt?«
»Nein«, bestätigte der Minister. »Diese Bilder sind Verschlusssache. Sie wurden bei Geheimoperationen mit teilweise geheimen Ausrüstungsgegenständen aufgenommen. Auf den Aufnahmen von Minos A sind außerdem Soldaten mit neuesten Kampfuniformem zu sehen, die ebenfalls als geheim eingestuft werden. Sie werden sicher verstehen, dass wir diese nicht Nationen zeigen können, mit denen wir in keinem sonderlich freundlichen Verhältnis stehen.«
Russell stöhnte. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Jetzt begriff er, warum die anderen Nationen so abweisend gewesen waren. Sie hatten niemals begriffen, welche Gefahr ihnen drohte. Ohne die Aufnahmen? Wie auch ...
Russell holte tief Luft. »Mr. President!«, begann er. »Ich glaube, auch Ihnen ist der Ernst der Lage nicht völlig klar. Es geht um die Vernichtung unseres Heimatplaneten durch eine überlegene Macht, die wir eigentlich nur noch mit einem Wunder abwehren können.«
Young sah ihn stumm an.
Russell suchte nach Worten. »Wir haben durch die Entdeckung des Transporters das Tor zur Galaxis aufgestoßen. Die Krisen in den letzten Jahren, vor allem die Todeszone, haben uns deutlich gezeigt, dass da draußen im Weltraum große Gefahren auf uns lauern, die durchaus in der Lage sind, die Existenz der Menschheit zu bedrohen. Sie müssen begreifen ... alle
müssen begreifen, dass Staaten keine Konkurrenten mehr sind. Im Gegenteil! Wir können nur zusammenarbeiten, wenn wir überleben wollen. Und falls das voraussetzt, dass wir als Amerikaner den ersten Schritt machen müssen, wenn es darum geht, ehrlich zu sein, dann sollten wir diesen Schritt tun.«
Russell sah Young direkt in die Augen. »Stellen Sie den anderen Nationen die Bilder und Videos zur Verfügung. Bewegen Sie sie dazu, sich doch noch an einem gemeinsamen Einsatz zu beteiligen. Glauben Sie mir, wir brauchen jede Chance, die wir kriegen können.«
Young erwiderte seinen Blick lange Sekunden in völliger Stille. Dann nickte er schließlich. »In Ordnung, ich werde darüber nachdenken.«
»Nachdenken?« Candys Stimme troff vor Sarkasmus.
Mitchell räusperte sich. »Ich muss Mr. Harris recht geben. Die Bedrohung ist existenziell. Wir werden wirklich ein Wunder brauchen, um den Angriff abzuwehren.«
»Mr. Mitchell, wir waren hier auf der Erde nicht ganz untätig.« Lintons Stimme blieb ruhig. »Wir sind uns der Gefahr durch die Fremden sehr wohl bewusst, aber wir dürfen nicht den Fehler begehen, das Streben anderer Nationen nach Dominanz zu unterschätzen.«
Candys Gesicht war rot wie eine Tomate. Sie tippte sich an die Stirn. »Es spielt keine Rolle mehr, wer die Erde dominiert, wenn der Planet nur noch als schwarzer Trümmerhaufen im Vakuum um die Sonne kreist.«
Russell legte ihr die Hand auf den Arm. »Immer mit der Ruhe.« Er wandte sich an den Verteidigungsminister. »Sie sagten, Sie seien nicht ganz untätig gewesen. Was meinen Sie damit?«
Der Minister setzte ein schwaches Grinsen auf. »Als das Ausmaß der Gefahr klar wurde, haben wir Experten von RAND und DARPA zusammengebracht, um möglichst effektiv gegen die Invasoren vorzugehen. Dabei haben wir uns einige neue Waffen einfallen lassen, die mit einfachen Mitteln in den Orbit gebracht werden können und möglichst effektiv sind.«
Russell war skeptisch. »Neue Waffen? Können Sie mir da ein paar Beispiele geben?«
Linton wandte den Kopf und blickte Mike Kelly an.
Der Vorsitzende der Stabschefs verstand den Wink. »Wir haben zum Beispiel interplanetare Minen entwickelt, bei denen mit kleinen Atombomben Schrott auf hohe Geschwindigkeiten beschleunigt wird. Dann haben wir außerdem einen nuklear gepumpten Gammastrahlenlaser, den wir aus dem SDI-Programm übernommen haben. Außerdem lassen sich mit Wasserstoffbomben einige nette, kreative Tricks durchführen.«
Russell nickte. Er zweifelte nicht daran, dass einige Eierköpfe in den Denkfabriken zu guten Ideen fähig waren. »Dennoch haben Sie keine Schiffe, um diese Waffen den Invasoren entgegenzutragen.«
Der Präsident nickte. »Das dachten wir bis gerade auch, aber dieses Problem hat sichin der Zwischenzeit auf eine äußerst unerwartete Art und Weise gelöst.«
»Was meinen Sie?«, fragte Mitchell.
Der Verteidigungsminister hatte den Kaffeelöffel von seinem Unterteller aufgenommen und spielte damit herum. »Wir haben eine Möglichkeit gefunden, eine große Anzahl interplanetarer Schiffe in Rekordzeit zu fabrizieren.«
Russell schüttelte den Kopf. »Soweit ich weiß, dauert es immer noch fast einen Monat, ein Schiff wie die Constitution
aus vorgefertigten Modulen mit Raketen in den Orbit zu bringen und dort zusammenzuschrauben.«
Der Verteidigungsminister blickte den Präsidenten an. »Wollen Sie es ihm sagen?«
Russell verstand das einfach nicht. Warum wurde aus dieser Sache nur so ein Geheimnis gemacht?
Präsident Young grinste ihn an. »Sie können sich unter anderem bei Ihrem Sohn bedanken. Er hat mit dafür gesorgt, dass wir gegenüber den Fremden nun eine wirkliche Chance haben.«
Russell musterte ihn fassungslos. »Jim? Was soll denn Jim damit zu tun haben? Der untersucht mit der Beagle
im Asteroidensystem die Transporterfabrik.« Fabrik!
Es war, als hätte dieses Wort einen Schalter in seinem Gehirn umgelegt. »Sie können die Transporterfabrik der Außerirdischen nutzen, um Raumschiffe zu bauen? Ist es das, was Sie mir sagen wollen?«
Young nickte. »Sie fabrizieren in einer Stunde mehr Schiffe als wir in einem ganzen Jahr. Ein ganzer Pulk davon ist alleine in den letzten Tagen produziert worden und bereits mit Höchstgeschwindigkeit auf dem Weg hierher. Die Raumschiffe werden noch diese Woche eintreffen.«
Russells Blick traf sich mit denen von Candy und Mitchell. Das waren in der Tat ungeheuerliche Neuigkeiten. Sie hatten Zugriff auf die Nanofabriken der Erbauer. Und mit denen konnte man offensichtlich nicht nur Transporter bauen, sondern alles Mögliche. Auch Raumschiffe. Er stutzte. »Was für Raumschiffe?«
Kelly wusste offenbar sofort, worauf Russell anspielte. Er schüttelte den Kopf. »Keine futuristischen Schiffe der Außerirdischen. Nur die, für die wir die Fabrik mit konvertierten Bauplänen füttern können.«
Trotzdem, das brachte fantastische Möglichkeiten mit sich. »Dann füttern Sie die Nanoschmiede mit neuen Entwürfen! Große Kampfschiffe, für die wir selber die Ressourcen nicht hätten.«
Doch Kelly schüttelte wieder den Kopf. »Das ist eine Möglichkeit, die sich vielleicht für die Zukunft bietet. Aber auch wenn die Fabrik den Bau übernimmt, so muss zuvor die komplette Entwurfsarbeit geleistet sein. Subsysteme müssen designt und zusammengefügt werden. Deren Arbeitsweise muss simuliert werden, um sicherzustellen, dass die Konstruktion den vielfältigen Belastungen standhält. Das geht nicht so einfach. Bis zum Eintreffen der Invasoren wird es uns nicht gelingen, einen Neubau auf die Beine zu stellen. Immerhin werden uns bis zum Stichtag fünfzig Schiffe zur Verfügung stehen, die wir bis dahin mit den improvisierten Waffen ausgerüstet haben. Wir wissen, aus welcher Richtung die Angreifer kommen und wir werden ihnen die Schiffe entgegenschicken, um sie abzufangen.«
Russell nickte. Er hatte verstanden. Zusammen mit den neuen Waffen und der Tatsache, dass sie der Bedrohung im Gegensatz zu den vernichteten Zivilisationen nicht ahnungslos gegenüber standen, ließ das Hoffnung in Russell aufkeimen. »Wir haben eine reale Chance.«
Präsident Young zuckte mit den Schultern. »Wie real diese Chance wirklich ist, wird sich dann zeigen. Wir haben gesehen, wie schnell sie die Nebraska
abgeschossen haben. Und das war nur eine Sonde. Einige im Stab befürchten, dass unsere Schiffe von den außerirdischen Großkampfschiffen vernichtet werden, noch bevor diese in Reichweite ihrer Waffen kommen. Wir können nur das Beste hoffen.« Der Präsident zögerte. »Etwas anderes macht uns ebenfalls große Sorgen.«
»Und das wäre?«, fragte Mitchell.
»Die außerirdische Basis im Minos-System.«
Russell nickte. »Wenn es uns wirklich gelingen sollte, die Schiffe abzufangen und zu zerstören, werden sie vermutlich Nachschub schicken.«
Candy klopfte mit der Faust auf den Tisch. »Wenn wir es mit der neuen Strategie schaffen, die Aggressoren abzuballern, bleibt uns genügend Zeit, mithilfe der Nanofabrik noch mehr Schiffe herzustellen und auszurüsten. Wir könnten sie zurückschlagen, selbst wenn sie doppelt so viele Schiffe schicken.«
Mike Kelly sah Candy kühl an. »Doppelt so viele Schiffe, wie?«, brummte er, holte ein großes Bild aus einer schwarzen Ledermappe vor sich und schob es über den Tisch. Russell beugte sich zeitgleich mit Candy nach vorne. Er konnte nicht erkennen, was auf dem Bild zu sehen war. Es war ein Wirrwarr von verschwommenen, schwarzen Linien auf einer blau schimmernden Fläche.
»Was ist denn das?« Mitchell war aufgestanden und beugte sich über Candys Schulter.
»Das Bild ist leider unscharf. Aber sehen Sie genau hin, Mr. Mitchell«, forderte Linton ihn auf. »Konzentrieren Sie sich auf die kleinen, blauen Flächen und sagen Sie mir, mit was sie Ähnlichkeit haben.«
Russell strich mit dem Zeigefinger über das Bild. Die schwarzen Linien begrenzten in der Tat eine Vielzahl an schlanken, in der Mitte etwas dickeren Elementen. Sie sahen ein wenig den Raumschiffen der Invasoren ähnlich. Russells Herz setzte für einen Schlag aus. »Das sind Raumschiffe! Hunderte!«
Präsident Young nickte. »Ganz recht Mr. Harris. Das ist eine Fotografie, die das automatische Teleskop auf Minos A gemacht hat, als die fünf Raumschiffe in Richtung Erde gestartet sind. Es ist eine vergrößerte Aufnahme, um das Innere des Hangars sichtbar zu machen. Wir gehen davon aus, dass es eine Vielzahl solcher Hangars gibt. Vermutlich verbirgt sich im Inneren dieses planetoidenähnlichen Körpers eine Streitmacht aus Tausenden oder gar Zehntausenden kilometergroßen Raumschiffen. Eine Streitmacht, der wir trotz Nanofabrik nicht das Geringste entgegenzusetzen haben. Wenn wir die fünf Raumschiffe, die hierher unterwegs sind, tatsächlich abschießen, setzt sich diese Streitmacht in Richtung Erde in Bewegung. Und nichts wird sie dann stoppen können.«
Russell sank in seinen Stuhl zurück. »Das war’s. Wir sind erledigt.«