Verdammt, verdammt!
Russell ballte die Hände zu Fäusten zusammen. In wenigen Augenblicken würden sie den Punkt erreichen, an dem der Angriff der Fremden auf den Transporter erfolgen musste. Und die verdammten Triebwerke feuerten unverändert. »Was ist denn jetzt?«
Candy konzentrierte sich auf den Laptop. »Wir brauchen immer noch dreißig Sekunden Schub.«
Russell schloss die Augen. Es durfte einfach nicht sein, dass alles umsonst gewesen war. Vielleicht würde der Angriff später erfolgen. Vielleicht würden sie gar nicht angegriffen werden, weil die Fremden das Material des Transporters nicht orten konnte.
Wunschträume! Nichts weiter!
Sie passierten den roten Punkt auf der Flugbahn. Noch fünfzehn Sekunden in der Zündung.
Russell starrte den Bildschirm an, dessen Außenkamera die näher kommende Basis von Minos B anzeigte. Es wäre garantiert ein Aufblitzen zu sehen, wenn die Fremden mit ihren Plasmakanonen auf den Transporter schossen. Doch nach wie vor war auf der Oberfläche des feindlichen Himmelskörpers alles ruhig.
Noch zehn Sekunden. Die mussten sie irgendwie durchhalten.
Neun.
Acht.
Sieben.
Sechs.
Bitte! Bitte!
Fünf.
Vier.
Drei.
Zuerst blitzte es auf dem Bildschirm kurz auf, dann war da nur noch eine weiße Fläche. Der Monitor wurde schwarz und eine feine Vibration ging durch den Transporter.
»Ich habe die Verbindung zu den Triebwerksmodulen verloren.« Candys Stimme war ganz ruhig, als rede sie über einen Besuch im Eiscafé.
Das war’s dann. Das war der Angriff. Drei Sekunden zu früh.
»Sind wir gescheitert?« Sergejs Stimme klang ruhig und emotionslos.
Candy stöhnte. »Zwei Komma fünf Sekunden hätten uns für eine korrekte Zündung gefehlt. Wir werden in einer Entfernung von zwanzig Kilometern an Minos B vorbeifliegen. Die Flugbahndaten sind eindeutig.«
Russell schloss die Augen. »Wir haben versagt.«
»Tut mir leid.« Candy Stimme war kaum mehr als ein Hauch.
Schweigend saßen sie nebeneinander.
Russell hätte heulen mögen. Es war so knapp gewesen.
Zwei Sekunden! Zwei lächerliche Sekunden!
Selbst wenn Jim und die anderen im Sonnensystem die Angreifer zurückschlagen konnten, wäre alles umsonst gewesen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis von Minos B eine neue Flotte zur Erde aufbrach. Und die wäre ohne Zweifel deutlich größer. Ganz gleich, wie viele Raumschiffe sie aus der Nanoschmiede erbauen konnten, deren Rohstoffe sicher auch irgendwann am Ende sein mussten.
Es war vorbei. Endgültig.
Sergej schluchzte auf. »Wir müssen etwas tun. Irgendetwas müssen wir doch tun können.«
Candy blickte den russischen Kameraden an. »Tut mir leid, Sohn! Das war unser einziger Schuss. Mehr haben wir nicht.«
Sergej schüttelte den Kopf. »Wir versuchen es noch einmal. Wir können einen neuen Transporter bauen und nach Minos A bringen. Diesmal mit mehr Triebwerksmodulen.«
Candy lachte auf. Es war ein verzweifeltes Lachen. »Nein, können wir nicht. Wir haben keine Möglichkeit mehr, nach Minos A zu kommen. Wir haben den Transporter von Minos A gerade in den Weltraum geschossen. Bis wir neue Triebwerke oder gar einen neuen Transporter hierher gebracht haben, ist die feindliche Basis längst außer Reichweite.«
Russell war klar, dass Candy recht hatte. »Außerdem wissen wir nicht, wie viel Zeit wir haben. Wir wissen auch nicht, ob der Feind neben der überlichtschnellen Raumfahrt nicht auch über überlichtschnelle Kommunikation verfügt. Wenn unsere Flotte im Sonnensystem tatsächlich die Angreifer ausschaltet, würde es mich nicht wundern, wenn im selben Moment eine gewaltige neue Angriffswelle in Marsch gesetzt wird.«
Sergej erwiderte einige Sekunden lang seinen Blick, dann senkte er den Kopf.
Russell gab sich einen Ruck und stand auf. »Kommt, wir gehen zurück zum Supertransporter und zur Mondbasis. Wir müssen es Adam sagen. Es ist notwendig, die Menschen auf der Erde auf das Schlimmste vorzubereiten.« Sie konnten hier nichts mehr tun.
Plötzlich ging ein Schlag durch den Transporter, der Russell von den Füßen riss. Er schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf, stöhnte, es durfte doch eigentlich gar keine Schwerkraft herrschen! Candy und Sergej klatschten neben ihn. Der Laptop flog in einer unnatürlichen Kurve an die Wand und zerbrach in Tausende Einzelteile.
Candy stöhnte. »Was zum Teufel ...?«
Wieder ging ein heftiger Ruck durch den Transporter. Russell blieb liegen. Dann war übergangslos wieder Ruhe.
Sergej rappelte sich auf. »Was war denn das?«
Russell kam ebenfalls auf die Knie, erwartete, jeden Augenblick wieder zu Boden geschleudert zu werden. »Das war wohl ein erneuter Angriff. Stärker als der erste.«
Candy griff nach einem Stück Computerplatine, das in der Schwerelosigkeit durch den Transporter schwebte. Sie betrachtete das Teil, zuckte mit den Schultern und ließ es wieder los. Es schwebte neben ihrem Helm im Vakuum. »Stärker ist gut. Er hat Kleinholz aus dem Laptop und dem Überbrücker gemacht. Zum Glück haben die Wände des Transporters gehalten.«
Sergej hatte die Augen weit aufgerissen. »Ob sie es noch mal versuchen?«
Russell bezweifelte das. »Nachdem der erste Schlag den vermeintlichen Meteoriten nicht abwehren konnte, haben sie sicher alle verfügbaren Plasmakanonen gleichzeitig auf uns gerichtet. Ich glaube nicht, dass da noch mehr kommt. Außerdem müssten wir Minos B in einigen Augenblicken passiert haben.«
Candy nickte. »In zwei Minuten.«
Russell richtete sich auf. »Dann lasst uns gehen.«
Er wollte sich gerade am Boden des Transporters abstoßen, um zur anderen Seite zu gelangen, aber irgendetwas hielt ihn zurück. Einer Eingebung folgend, schwebte er zur Wand neben den Resten des Überbrückers.
Candy tauchte neben ihm auf. »Was hast du vor?«
»Ich will einen kurzen Blick nach draußen werfen.«
Candy packte ihn am Arm. »Und wenn sie schießen? Dann sind wir erledigt!«
Russell nickte. Das war ihm selber klar. »Das ist eine einmalige Chance, einmal die Rückseite von Minos B zu sehen. Vielleicht gewinnen wir noch eine nützliche Einsicht.«
Candy zog ihren Arm zurück und Russell wandte sich der Wandung zu. Er streckte den Arm aus, zögerte einen Moment und legte dann seine Hand darauf.
Der Durchgang entstand direkt vor ihm.
Was zum ...?
Die Oberfläche von Minos B näherte sich ihm in rasendem Tempo. In wenigen Sekunden würde der Transporter aufschlagen. Mit ihnen darin!
Russell hieb auf die Außenwandung und der Durchgang verschloss sich. »Runter!«
Er wirbelte herum und legte sich auf den Boden.
Sergej legte sich neben ihn.
Candy zögerte. »Was ist denn?«
Im selben Moment ging ein leichtes Zittern durch den Transporter. Die Trägheitsdämpfung hatte den Aufschlag abgefangen. Im Gegensatz zu dem starken Beschuss von eben.
»Was ist denn? Was war das? Haben sie wieder geschossen?« Candy blickte ihn irritiert an.
Russell richtete sich auf. »Wir sind auf der Oberfläche von Minos B gelandet.«
Candy schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Der letzte Kurs hat uns definitiv von Minos B weggeführt.«
Russell zeigte auf die Außenwand. »Ich habe es gesehen. Du musst dich verrechnet haben.«
»Ich habe mich nicht verrechnet, ich ...«
Sergej packte Candy an der Schulter. »Die Plasmakanone!«
Candy starrte ihn an. »Was?«
Russell hatte eine Ahnung.
»Die Plasmakanone!«, wiederholte Sergej. »Der Beschuss mit dem ionisierten Gas hat uns einen Stoß gegeben. Darum ist die Flugbahn flacher geworden und wir sind trotz allem auf Minos B gelandet.«
Der Russe hatte recht. Genau so musste es sein.
»Ja, da soll mich doch der Teufel ...« Candy verstummte.
Jetzt erst wurde es Russell klar: Sie hatten doch noch eine Chance bekommen. Sie hatten trotz aller Widrigkeiten die Oberfläche von Minos B erreicht. Jetzt galt es, diese Chance zu nutzen, bevor der Feind irgendetwas gegen sie unternehmen konnte. Russell hatte keine Ahnung, ob es in den Anlagen von Minos B Roboter oder Drohnen oder etwas anderes gab, das jeden Moment in das Innere des Transporters gelangen konnte. Sie mussten ihren Plan umsetzen, und zwar jetzt!
Candy stieß sich vom Boden ab. »Wir müssen zurück zum Supertransporter, damit Gemma und Mitchell die Dauerverbindung zur Sonne herstellen können.«
Sergej zeigte auf die Außenhülle. »Aber sollten wir nicht einen Durchgang öffnen, wie Mitchell es gesagt hat?«
Beide hatten recht. Die Durchgänge der Transporter mussten geöffnet sein, wenn die Dauerverbindung hergestellt wurde, damit das heiße Sonnenplasma seinen Weg in die Anlagen von Minos finden konnte.
Minos B hatte eine höhere Schwerkraft als sein kleinerer Partner. Russell war froh, dass er hier auf seinen eigenen Füßen stehen konnte, wenn es zu einem Kampf kommen sollte. »Zieht eure Waffen! Funkgeräte aus!«
Russell nahm seine Pistole aus dem Halfter und wartete, bis Candy und Sergej neben ihm Aufstellung genommen hatten. Jetzt hätte er sich gewünscht, das Einsatzkommando von Colonel Marrick an seiner Seite zu haben, aber dafür war es zu spät.
Sein Arm näherte sich der Außenwand. Seine Hand zitterte, als er sie auf die Fläche legte.
Der Durchgang entstand und blaues, grelles Licht fiel in den Transporter.
Russell blinzelte.
Überall um ihn herum waren Raumschiffe. Hunderte, Tausende. Über ihm, neben ihm, unter ihm. Sie klebten offenbar an technischen Anlagen. Rohre, Streben, Aggregate, Geräte, was auch immer.
Der Transporter war direkt durch eine der Öffnungen in das Innere des Kleinplaneten gefallen. Dichter konnten sie an den Feind nicht mehr herankommen.
Russell konnte es nicht fassen. Seine Umgebung war ein technisches Chaos. Es gab eigentlich überhaupt keine ebenen Flächen, auf denen ein Mensch oder irgendein anderes Wesen gehen konnte. Er kam sich ein wenig vor, als habe man ihn unfassbar kleingeschrumpft und in das Innere eines Computers oder eines anderen technischen Gerätes gesteckt, das von blauem Licht unfassbar hell erleuchtet wurde. Ja, sie hatten recht gehabt. Dies hier war eine Roboterbasis. Sie war niemals für lebende Wesen gebaut worden.
Candy und Sergej neben ihm starrten schweigend auf die fremdartige, unwirkliche Umgebung.
Irgendetwas bewegte sich am Rand von Russells Blickfeld. Er trat einen kleinen Schritt nach vorne an die Kante. Da! Zwischen mehreren Rohren, die kaum mehr als ein Dutzend Meter entfernt waren, wuselten Wesen herum, die Russell an schwanzlose Ratten erinnerten. Gab es hier etwa doch Lebewesen?
Unmöglich!
Es herrschte tiefstes Vakuum.
Die Geschöpfe schimmerten im blauen Licht, das von überall zugleich zu kommen schien. Die Dinger hantierten mit der spitzen Nase an einem Rohr. Womöglich handelte es sich um Wartungsroboter oder etwas Ähnliches. Erst jetzt sah Russell, dass es überall von diesen Dingern wimmelte. Sie waren nur zu klein, als dass er sie aus größerer Entfernung gleich hätte erkennen können.
Scheiße. In kurzer Zeit würde es hier von diesen Robotern wahrscheinlich nur so wimmeln! Der Einschlag des Transporters musste eine Menge kaputtgemacht haben und wahrscheinlich hielten die technischen Einrichtungen der Basis die schwarze Sphäre für einen Fremdkörper. Und dann? Russell trat zurück und schloss den Durchgang.
Sergej starrte ihn an. »Hast du das gesehen?«
Russell nickte. »Wir haben es alle gesehen. Kommt jetzt. Lasst uns unsere Aufgabe hinter uns bringen und diese Basis zur Hölle jagen.«
Mit weiten Sprüngen durchquerte er den Transporter. Sergej und Candy folgten ihm dichtauf. Russell öffnete den Durchgang und pfeifend strömte die Luft in den Hohlraum. Das Volumen der Supertransporterbasis war groß genug, um den Verlust zu kompensieren.
Russell stieß sich von der Außenhülle ab und schwebte zu Gemma und Mitchell, die ihn beide mit offenem Mund ansahen.
Russell stoppte direkt vor der Konsole. »Der Transporter liegt nun auf Minos B. Habt ihr eure Probleme gelöst? Können wir die Verbindung zum Sonnentransporter herstellen?«
Gemma blickte zu Boden.
Sie haben es nicht geschafft!
Mitchells Gesicht glich einem Grabstein. »Wir kriegen es leider nicht hin, dass die Lücken in der Außenhülle eines Transporters offenbleiben, wenn eine Verbindung zu einem anderen Gerät aufgebaut wird.«
Candy stöhnte auf. »Dann sind wir erledigt. Wir ...«
Mitchell unterbrach sie mit einer Handbewegung. »Wir haben einen Weg gefunden, den Durchgang nach
dem Lösen der Verbindung zu öffnen.« Er sprach den Satz wie ein Arzt aus, der einem Patienten eine tödliche Krankheit prophezeite.
Russell starrte den Schnittstelleningenieur durchdringend an. »Was ist der Haken?«
Mitchell sah ihm einige Sekunden in die Augen, dann starrte er zu Boden. »Jemand wird es von Hand tun müssen.«
Von Hand, das würde bedeuten, dass ...
Candy beugte sich über die Konsole. »Sag das noch mal!«
»Jemand muss die Durchgänge der Transporter auf Minos B und der Sonne von Hand öffnen, nachdem die Verbindung erfolgreich hergestellt wurde.«
»Den Durchgang des Transporters öffnen, der sich im Zentrum der Sonne befindet ...« Sergej murmelte so leise, dass Russell ihn kaum verstehen konnte.
Gemma seufzte. »Es tut mir leid, es ist die einzige Prozedur, die wir ausarbeiten konnten. Wir manipulieren den Transporter in der Sonne dahingehend, dass in seinem Inneren der Druck und die Temperatur des Geräts von Minos B herrschen, wenn die Verbindung hergestellt wird. Damit er überhaupt betreten werden kann. Dann geht jemand rüber und öffnet zunächst den Durchgang im Transporter von Minos B und dann denn im Transporter in der Sonne.«
Candy schnaubte.
Mitchell hob die Arme. »Wir können nichts anderes tun. Es muss jedenfalls der Durchgang im Transporter der Sonne von Hand geöffnet werden.«
Russell schloss die Augen.
Ein Selbstmordkommando! Jemand wird sich opfern müssen.
»Na, mal sehen, ob wir einen Freiwilligen für diese amüsante Aufgabe finden.« Candys Stimme troff vor Sarkasmus.
»Es tut mir leid.« Gemma zuckte die Schultern. »Eine andere Möglichkeit sehen wir nicht.«
Candy blickte zwischen Russell und Sergej hin und her. »Und was jetzt? Losen wir? Streichhölzer ziehen?«
Russell schüttelte den Kopf. Sergej war Anfang zwanzig und hatte sein ganzes Leben noch vor sich. Und auch bei Candy musste man sich immer wieder ins Bewusstsein rufen, dass sie erst dreißig Jahre alt war. Mitchell und Gemma wurden ohnehin für die Steuerung des Supertransporters gebraucht. Russell hingegen würde bald siebzig werden. Er hatte Kinder und Enkelkinder und mehr erlebt als die meisten anderen Menschen.
Nein. Wenn sich jemand opfern muss, dann ist das meine Aufgabe.
»Losen ist unnötig. Ich werde es tun.«
Die Soldatin verengte die Augen zu Schlitzen. »Willst du unbedingt ein Held sein?«
Sergej trat nach vorne. »Losen wäre fairer.«
Russell schüttelte wieder den Kopf. »Es interessiert mich nicht, was fair ist. Ich bin der Einsatzleiter und ich bestimme die Aufgabenverteilung.«
Sollte er es wirklich tun? Wäre das Los nicht doch eine bessere Lösung? Er wollte leben! Er wollte Elise und die Kinder wiedersehen. Warum sollte ausgerechnet er sich opfern?
Russell schob die Gedanken mit Gewalt beiseite. »In Ordnung. Wir legen jetzt los, bevor ich es mir anders überlege.«
Candy zuckte mit den Schultern. »Musst du wissen.«
Russell wandte sich an Mitchell. »Und du bist sicher, dass wir nicht geröstet werden, sobald die Verbindung zu dem Gerät in der Sonne hergestellt wird?«
»Normalerweise passt der Transporter Druck und Temperatur an die Umgebungsbedingungen an. Mit der Steuerung hier kann man bei Dauerverbindungen aber auch die Atmosphäre des Gegengeräts als Referenz setzen.«
Hoffentlich behielt der Ingenieur recht. »Also gut. Ihr müsst mir den Rücken freihalten, während ich alles vorbereite, dann könnt ihr euch verdrücken, bevor wir die Verbindung zum Supertransporter lösen. Wir gehen jetzt rein. In genau zwei Minuten stellst du die zusätzliche Dauerverbindung zum Transporter in der Sonne her, Mitchell. Dann öffnen wir den Durchgang im Transporter auf Minos B. Candy und Sergej kehren zurück und du unterbrichst die Verbindung zum Supertransporter. Wenn die Verbindung gelöst ist, öffne ich den Durchgang zur Sonne.«
Mitchell nickte.
»Und ihr müsst eure Helme schließen, weil im Inneren des Transporters ein Vakuum herrscht, wenn der Durchgang nach Minos B geöffnet ist.«
Wieder nickte Mitchell.
Russell klappte sein Visier herunter, drehte sich um und schwebte zum Transporter zurück. Er wartete, bis Candy und Sergej ebenfalls die Sphäre betreten hatten, dann schloss er den Durchgang hinter sich. Gemeinsam durchquerten sie den Raum.
Sergej schwang herum. »Soll ich den Durchgang öffnen?«
»Wir müssen erst warten, bis die Verbindung zur Sonne steht.« Russell blickte auf seine Uhr. Die zwei Minuten waren längst um. Warum brauchten die zwei so lange? Gab es wieder ein Problem? Ihr ganzer Zeitplan war ohnehin schon zum Teufel gegangen.
Plötzlich zog sich das Innere des Transporters in die Länge wie bei einer optischen Verzerrung.
Endlich!
Der eiförmige Innenraum verwandelte sich allmählich in einen grauen Korridor. Russell wusste, was am anderen Ende des Tunnels auf ihn wartete: sein Tod.
Nicht darüber nachdenken!
»In Ordnung! Ihr könnt den Durchgang öffnen.«
Sergej legte die Hand an die Wandung und sofort entstand die Lücke. Blaues Licht strahlte herein, während die Luft zischend nach draußen strömte.
Russell wollte sich gerade vom Boden abstoßen, als Sergej zurücktaumelte und aufschrie. »Vorsicht!«
Russell wirbelte herum. »Was zum ...«
Dann erkannte er die Roboter. Es waren die rattenähnlichen Dinger, die er vorhin draußen gesehen hatte. Eine ganze Armada drang durch den Durchgang in den Transporter. Eines der Viecher hatte Candy fast erreicht.
»Pass auf!« Russell zog seine Pistole, doch es war zu spät.
Candy schrie auf. Rote Blutstropfen spritzten in der Schwerelosigkeit an Russells Gesicht vorbei. Der Roboter hatte die vordere Hälfte von Candys Fuß mit irgendeinem Instrument sauber abgetrennt. Das Reparaturgel des Raumanzuges schloss die Lücke sofort, damit sie wenigstens nicht erstickte.
»Scheiße!«, brüllte Candy, nahm die Pistole und feuerte auf die Dinger.
Russell griff Candys Raumanzug am Nackenring und zog die schreiende Soldatin nach hinten weg.
Sergej schoss ebenfalls. »Die Roboter versuchen, den Transporter zu zerlegen.«
Der Russe hatte recht. Mehrere der silbernen Drohnen machten sich an der Hülle zu schaffen, konnten dem Material des Transporters aber nichts anhaben. Dafür drangen immer mehr von ihnen durch den Durchgang in das Innere.
Russell entsicherte seine Waffe und schoss. Einer der Roboter zerplatzte in einer Explosion von Metallteilen und Funken. »Schaff Candy zum Supertransporter und sag Mitchell, er soll den Durchgang schließen. Ich halte die Biester auf, bis ihr den Supertransporter abgekoppelt habt.«
Sergej nickte, packte die immer noch brüllende Soldatin an der Hüfte und zog sie mit sich.
Russell schoss und wieder zerstob einer der Roboter. Aber sicherlich schon zwei Dutzend Drohnen waren in den Transporter vorgedrungen, und es wurden immer mehr. Russell wich zurück, während er sein Magazin in die Eindringlinge entleerte. Dann klickte es, die letzte Patrone war verschossen.
Russell fluchte und kramte in der Beintasche nach einem neuen Magazin. Er lud durch und schoss erneut, während er immer weiter in den grauen Korridor zurückwich. Hinter sich sah er die Abzweigung, die zum Supertransporter führte. Warum schloss Mitchell die verdammte Verbindung nicht? Russell erledigte mehrere Roboter und zog sich dabei langsam bis zur Abzweigung zurück. Als er sie erreichte, tauchte plötzlich Sergej dort auf.
Was soll das?
»Sergej, raus hier! Mitchell soll die Verbindung schließen, verdammt!«
Russell drehte sich um, um die Viecher im Auge zu behalten.
Etwas blitzte neben ihm auf. Ein heftiger Schlag auf seinen Hinterkopf, wo das Material des Anzugs flexibel war, ließ ihn zu Boden gehen. Für einen kurzen Moment sah er Sergej mit gezogener Waffe über sich stehen, dann nichts mehr.