In derselben Woche stürzte der alte Rathman und brach sich die Hüfte. Grant ging am nächsten Tag hin und blieb eine Zeit lang dort, um zu helfen. Max hatte seine Lena geheiratet und lebte mit ihr wieder zu Hause, weil es sie keine Miete kostete, war aber den ganzen Tag fort, und seine Brüder wohnten inzwischen woanders. Der alte Rathman hatte sich gerade hinlegen wollen, als er einen seiner Schwindelanfälle bekam und stürzte. Seine Frau hatte ihn gehört, war zu ihm gelaufen und hatte versucht, ihn aufs Bett zu zerren, ihn aber nicht anheben können, also war sie zu Max gegangen, der gerade nach Hause gekommen war und anfangen wollte zu essen. »Max«, hatte sie gesagt, »wenn du mit Essen fertig bist, hilf mir, Pop aufs Bett zu heben.« Da wussten sie noch nicht, dass er sich die Hüfte an zwei Stellen gebrochen hatte; das sagte ihnen erst der Arzt.

»Der Alte hat zu lange rumgewirtschaftet – hatte ja schon früher Schwindelanfälle«, sagte Vater. »Wird erst aufhören zu arbeiten, wenn er keine Hand und keinen Fuß mehr heben kann.«

Wie du, hätte ich gern gesagt. Vater ging es nicht gut, und er arbeitete zu schwer. Ich wünschte, er hätte etwas von Mutters gesundem Verstand und würde alles langsamer angehen. Es ist falsch, das Leben um des Lebens willen zu vergeuden. Sie empfand die Dinge genauso wie er, wünschte sich Behaglichkeit, kam aber leichter ohne sie zurecht. Sie besaß eine seltene warme Lebendigkeit unter und über einem inneren Kern, die nicht damit verbunden war … war vollkommener lebendig, weil weniger abhängig vom Leben.

Grant teilte Dad mit, dass er Rathman ein paar Vormittage lang helfen werde. Knapp anderthalb Hektar Melonen hatte der alte Mann noch übrig. Blutrot reif, mussten sie binnen eines Tages hereingeholt werden, sonst wäre nichts mehr auf den Feldern als Matsch.

»Ich bezahl dich nicht dafür, dass du bei Rathman arbeitest«, sagte Vater und vergaß, dass er Grant sowieso nicht bezahlte. Vor sich hin brummend, saßen sie draußen auf den Stufen, während wir drinnen arbeiteten. Grants großer Schatten vom Küchenlich fiel länger auf den Pfad als Vaters. Wir konnten hören, was sie sagten, aber sie redeten so, als gäbe es uns nicht. Obwohl ich bezweifle, dass Grant nicht wahrnahm, wie Merle in dem Raum hinter ihm hin und her lief, ihre Kessel auf den Herd schob und wieder herunter.

»Ich bitte Sie ja nicht, mich zu bezahlen«, sagte Grant.

»Und Max wird dir auch nichts geben«, sagte Dad. »Max zahlt nur sich selbst was, sonst niemand.«

»Er kann seine Stelle nicht kündigen«, sagte Grant. »Irgendwer muss der Dumme sein. Wir können hier morgen sowieso nicht mähen. Es ist noch nichts so weit.«

»Wird auch nichts je so weit sein«, sagte Dad. »Scheinasternstroh und ein Silo voll Heuschrecken.«

»Wir hätten auch Melonen anbauen sollen«, sagte Kerrin. Ihre Stimme kam aus der Dunkelheit, wo sie stand und zuhörte, und sie erwartete, dass Grant ihr recht geben würde, aber er sagte nur etwas von hügeligem Land und ausbleibendem Regen. Dad setzte sich auf und wandte sich ihr zu. »Nichts ist je recht, oder? Nichts je so recht wie bei anderen Leuten!« Er stand auf und schlurfte zum Stall hinüber.

»Mach nur«, knurrte er Grant über die Schulter hinweg zu. »Mach, was du willst.«

Kerrin kam und setzte sich an seiner Stelle neben Grant. Sie saß da auf eine begierige und zugleich zögerliche Art, doch er rührte sich nicht und wandte sich ihr nicht zu, sondern starrte nur Dad hinterher. Die arme, verrückte Kerrin! Alles, was sie tat, wollte ich mitunter auch gerne tun, hatte aber mehr Gespür oder weniger Mut – ich weiß nicht, was von beidem es war.